Interview mit Antonio Skoro, Geschäftsführer für den Produktbereich Finanzierung bei der Qualitypool GmbH
Herr Skoro, das Jahr 2024 neigt sich allmählich dem Ende zu. Wie fällt Ihr Fazit bislang aus?
Bei Qualitypool blicken wir sehr positiv auf den Jahresverlauf. Im ersten Halbjahr 2024 haben wir das Vermittlungsvolumen für Baufinanzierungen um 51% zum Vorjahreszeitraum gesteigert, auch wenn das Volumen im letzten Jahr natürlich niedriger war als in den Jahren des rasanten Aufschwungs in der Finanzierung. Die Erholung des Geschäftsbereichs hält bis zum heutigen Tag an. Selbstverständlich profitiert die gesamte Branche von der Wiederkehr des Finanzierungsmarkts, wir wachsen allerdings ein weiteres Mal stärker als der Branchendurchschnitt.
Sie sind Anfang September als neuer Geschäftsführer für den Finanzierungsbereich gestartet – welche Erfahrungen bringen Sie bei Qualitypool ein?
Ursprünglich stamme ich aus dem Banking und habe zunächst Erfahrungen bei der Sparkasse und einer Privatbank gesammelt. Im Anschluss bin ich zur Interhyp Gruppe gewechselt und habe dort verschiedene Positionen eingenommen, unter anderem die Leitung des Teams Institutionelle Partner. Vor meinem Start bei Qualitypool führte mich eine weitere Station zur BNP Paribas Group. Seit Anfang September bringe ich nun mein Skillset, also Banking-, B2B- und Finanzierungserfahrung, ins Qualitypool-Team ein.
Lassen Sie uns konkret auf den Bereich Immobilienfinanzierung blicken. Nach zwei schwierigen Jahren 2022 und 2023 ist für das laufende Jahr von einem leichten Aufwärtstrend die Rede. Können Sie das bestätigen?
Das kann ich absolut bestätigen. Die Dysfunktionalität, die wir 2022 und 2023 im Markt sehen konnten, löst sich langsam, aber sicher auf. Die Immobilienpreise haben ihre Hochs schon vor längerer Zeit verlassen und sich nach und nach dem neuen Zinsniveau angepasst. Wir können aktuell schon wieder, insbesondere in den gefragten Lagen, steigende Preise sehen. Die Erholung in der privaten Baufinanzierung hat sich seit Jahresbeginn stabilisiert und in den Folgemonaten angehalten. Auch jetzt im Herbst bleibt der positive Trend bestehen.
In den letzten Wochen etabliert sich eine Art „Sweet Spot“ mit vergleichsweise niedrigen Preisen und einem von den Notenbanken vorangetriebenen Abwärtstrend auf dem Anleihen- und Zinsmarkt. Dementsprechend stehen die Chancen gut, dass sich die Erholung der Branche fortsetzen wird.
Wie beurteilen Sie die Entwicklungen am Immobilienmarkt und speziell im Bereich Baufinanzierung?
Ehrlicherweise sehe ich die Entwicklung kritisch. Wir gehören zu den Schlusslichtern bei den Eigentumsquoten in Europa, obwohl wir in Deutschland ein sehr stabiles Umfeld haben. Dies hat nachhaltige Konsequenzen. Zum einen ist der Traum von den eigenen vier Wänden bei vielen hierzulande weiterhin groß und kann, wenn er erfüllt wird, eine gewisse emotionale Sicherheit vermitteln. Des Weiteren ist Wohneigentum erwiesenermaßen eine grundlegende Komponente der Altersvorsorge.
Stattdessen wird immer weniger gebaut, die Zahl der Baugenehmigungen sank im Juli 2024 noch einmal um fast 20% zum Vorjahreszeitraum. Das verminderte Angebot lässt die Preise insbesondere auf dem Mietmarkt steigen, da wohnungswirtschaftliche Unternehmen nur eingeschränkt investieren. Hinzu kommt, dass die Baukosten teuer bleiben.
Wie wirken sich denn die weiter steigenden Mieten zum einen und die Wohnungsknappheit zum anderen aus?
Vor allem in Ballungszentren hat sich die Lage verschärft, soziale Verwerfungen sollten in diesem Fall vermieden werden. Aus der Investorenperspektive geschaut, werden Wohnungen als Kapitalanlage wieder interessanter.
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