Rückvergütungen auch direkt an Vermittler
In vielen Fällen legen die Versicherer das angesparte Geld in Fonds an. Die Fondsgesellschaften zahlen dem Versicherer daher eine Rückvergütung. Wie die BaFin-Analyse nun offenlegt, fließen bei 19% aller Verträge – gemessen an der Beitragssumme des untersuchten Neugeschäfts – auch noch zusätzliche Rückvergütungen direkt an die Vermittler. Beachtlich: Nur in etwas weniger als der Hälfte dieser Fälle kennen die Lebensversicherer überhaupt die konkrete Höhe dieser Rückvergütungen, die im gewichteten Mittel bei immerhin rund 0,50% liegt. „Dadurch erhöht sich die Gefahr, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis aus der Perspektive der Versicherungsnehmer nicht mehr angemessen ist“, kritisieren die BaFin-Experten solche Kickbacks. Vertriebe von Fondspolicen können damit gleich doppelt kassieren: nämlich die Provision vom Versicherer und zusätzlich die Rückvergütung von der Fondsgesellschaft – und das tendenziell auf Rechnung des Kunden.
Verbände mit unterschiedlicher Einordnung der BaFin-Analyse
Die BaFin sieht daher die Gefahr, dass durch diese Vergütungspraxis Interessenkonflikte im Vertrieb von fondsgebundenen Lebensversicherungen vorprogrammiert sind. Denn erhält ein Vermittler bei einer Fondspolice eine Rückvergütung, so ist der Anreiz groß, dem Kunden nur das Produkt mit der höchsten Rückvergütung zu empfehlen. Allerdings teilen diese Schlussfolgerung nicht alle beteiligten Akteure aus der Versicherungswirtschaft. Vom Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute heißt es auf AssCompact-Nachfrage, dass nicht die Versicherungskaufleute, sondern die Versicherungsunternehmen selbst die Kostentreiber bei fondsgebundenen Produkten sind. „Diese gewähren sich hier und da einen ordentlichen Schluck aus der Pulle, zum Nachteil der wichtigen Vorsorgeprodukte ihrer Kunden. Das kritisieren wir, weil wir einen sozialpolitischen Auftrag zur Altersabsicherung unserer Kunden haben und unsere Kunden in Zukunft wohlversorgt sehen möchten“, kommentiert Michael H. Heinz, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute e.V. (BVK), die BaFin-Analyse. Unterdessen begrüßt der Bund der Versicherten die BaFin-Studie, bewertet die Situation in der Lebensversicherung aber noch viel dramatischer als von der BaFin dargestellt, denn: „Die Versicherer stellen immer weniger echte Garantien bei gleichzeitig sehr hohen Kosten zur Verfügung. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist aus Sicht des BdV daher einfach unterirdisch“, erläutert Axel Kleinlein, Vorstandssprecher beim Bund der Versicherten e.V. (BdV). Die BaFin hingegen erwähnt keine Maßnahmen, die sie angesichts der Ergebnisse ergreifen will. Nichtsdestotrotz haben die obersten Aufseher der Branche mit dem Artikel klargemacht, dass sie das Problem angehen werden. (as)
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