„Wenn Lebensversicherungen zu viel kosten“ überschreiben Dr. Guido Werner und Roland Paetzold vom Grundsatzreferat Lebensversicherungen ihre kritische Analyse im aktuellen BaFin-Journal: „Hohe Kosten können darauf hindeuten, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis von Versicherungsanlageprodukten nicht angemessen ist“, schreiben die beiden Autoren und bestätigen damit die Kritik vieler Verbraucherschützer an der Kostenstruktur von Lebensversicherungen. Schwerwiegende Defizite sehen die Autoren insbesondere bei den Rückvergütungen – den sogenannten Kickbacks –, die nicht nur an Versicherer, sondern auch direkt an Vermittler von Fondspolicen fließen können. Die Aufsicht sieht daher reichlich Verbesserungsbedarf im Produktfreigabeverfahren, aber auch beim Umgang mit potenziellen Interessenkonflikten im Vertrieb.
Was die BaFin abgefragt hat
In ihrer Analyse wollte die BaFin nun von den Lebensversicherern die Höhe der Effektivkosten bei den meist verkauften fondsgebundenen Produkten wissen. Denn nur diese Kosten geben an, wie stark die jährliche Rendite einer Fondspolice durch die insgesamt anfallenden Kosten gemindert wird. Außerdem interessierte sich die Aufsichtsbehörde auch für die Höhe der Rückvergütungen, die die Kapitalverwaltungsgesellschaften für den Vertrieb von Fondspolicen bezahlen.
Unterschiedlich hohe Effektivkosten
Die BaFin gelangt zu dem Ergebnis, dass die Effektivkosten der betrachteten Produkte sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Beispielsweise betragen sie für ein Eintrittsalter von 37 Jahren und eine Laufzeit von 30 Jahren im gewichteten Mittel 1,9% (siehe nebenstehende Grafik aus dem Artikel des aktuellen BaFin-Journals).
Wenn die Kapitalanlage also nicht mindestens eine Rendite in Höhe von 1,9% jährlich abwirft, realisiert der Kunde eine Rendite in Höhe von 0%. Im Falle einer Rendite unter 1,9% macht der Kunde sogar Verluste. Im Umkehrschluss bedeuten Effektivkosten in Höhe von 1,9% auch, dass bei einem angesparten Betrag von beispielsweise 30.000 Euro jedes Jahr 570 Euro an Kosten für den Kunden anfallen. Allerdings geht es noch teurer: bei 25% aller abgefragten Produkte liegen die Effektivkosten sogar über 2,35%. Außerdem gibt es nach BaFin-Angaben bei allen Abfragekombinationen Lebensversicherer, deren Effektivkosten bei den meistverkauften Fondspolicen bei über 4% liegen.
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