Die Corona-Pandemie hat Versicherer nicht so hart getroffen wie erwartet: Die Branche befindet sich auf Wachstumskurs. Das zeigt der Marktreport 2021 des Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens Aon. Allerdings ist der weitere Verlauf ungeachtet dieser positiven Bilanz noch ungewiss. Denn die jüngsten Unwetterkatastrophen in Deutschland und Nachbarstaaten führen zu weiteren hohen Belastungen für Kunden und Versicherer. Und auch der weitere Pandemieverlauf hat natürlich wesentliche Auswirkungen auf die Assekuranz. Die entscheidende Frage ist daher, ob die Entspannungen der Situation nachhaltig sein werden oder es durch Mutationen des SARS-CoV-2-Virus wieder zu Verschärfungen kommen wird.
Weltweit versicherte Pandemie-Schäden zwischen 40 und 80 Mrd. US-Dollar
Aktuellen Schätzungen unabhängiger Institute zufolge und von Versicherern selbst, bewegen sich die weltweiten durch die Pandemie verursachten versicherten Schäden in einer Spanne zwischen 40 Mrd. US- Dollar (Berenberg) und bis zu 80 Mrd. US-Dollar (SwissRe). Nicht berücksichtigt sind hierin die möglicherweise noch zu erwartenden Insolvenzen vieler Unternehmen und auch noch immer mögliche Absagen weiterer Großveranstaltungen. Solche weiteren möglichen Schäden würden nochmals eine massive zusätzliche Belastung für die Versicherer bringen. Eine Auswirkung auf Konditionen und Preise der unmittelbar betroffenen Sparten wie Sachversicherung und Haftpflichtversicherungen ist daher nicht auszuschließen.
Dennoch lässt sich nach rund eineinhalb Jahren Corona-Pandemie festhalten, dass ursprüngliche Worst-Case-Szenarien für die Assekuranz nicht eingetreten sind. Die Versicherungsunternehmen verzeichnen ein erfreuliches Umsatzwachstum, die Ergebnisse aller Versicherer und Rückversicherer sind positiv. Der Rückgang des deutschen BIP in Höhe von 5,0% hat die Assekuranz also deutlich weniger hart getroffen, wenngleich einzelne Branchen auf Kundenseite nach wie vor mit dramatischen Einbußen zu kämpfen haben, beispielsweise Reiseveranstalter, Hotels und Event-Veranstalter, die noch immer unter dramatischen Umsatz- und Ergebnisrückgängen leiden. Daraus resultieren auch substanzielle Anforderungen an den Versicherungsschutz, sowohl, was den Deckungsumfang betrifft, als auch die Kosten.
Bewegung bei „Digitalisierungslösungen“
Was die einzelnen Sparten angeht, so steht der Sachversicherungsmarkt laut Aon derzeit nicht am Beginn einer neuen Marktphase. Auch wenn sich die Preisdynamik der Vorjahre abschwäche, sei eine zunehmende Risikobereitschaft der Versicherer nicht zu erwarten. Unternehmen sollten sich im Zuge der Vertragserneuerungen vielmehr auf die Folgen einer nachhaltigen und veränderten Zeichnungspolitik der Versicherer einstellen, die von einer veränderten Kultur des Underwriting geprägt sein werde.
Bei der Absicherung von Haftpflichtrisiken könnten steigende Prämienforderungen der Versicherer und bei risikoexponierten Branchen schlechtere Konditionen und geringere Kapazitäten auf Unternehmen zukommen, so der Aon Marktreport. Viel Bewegung sehen die Experten bei „Digitalisierungslösungen“. Gefragt seien hier mehr denn je ein gutes Risikomanagement und eine hohe Dialogbereitschaft.
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