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19. November 2024
Anleihen dürften langfristig attraktiv bleiben
Anleihen dürften langfristig attraktiv bleiben

Anleihen dürften langfristig attraktiv bleiben

Union Investment sieht in den nächsten Jahren kein Abflachen der Renditen bei Anleihen – von einer „Renaissance des Rentenmarkts“ ist die Rede. Dahinter stecke laut einer Studie der Fondsgesellschaft ein Aufwärtsdruck bei den Zinsen länger laufender Anleihen.

Die „Renaissance des Rentenmarkts“ werde sich trotz aktuell sinkender Notenbankzinsen mittel- bis langfristig fortsetzen. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie von Union Investment, die insbesondere in den USA Finanzierungsbedarf durch hohe physische Investitionen sieht, der mit einem Aufwärtsdruck bei den Zinsen länger laufender Anleihen verbunden sei – und zwar auf Sicht der nächsten Dekade.

Für Europa sei das Ergebnis der Studie weniger eindeutig, denn strukturelle Probleme und Unsicherheit würden hierzulande vorerst die Investitionsbereitschaft dämpfen. Perspektivisch seien aber ähnliche Entwicklungen wie in den USA zu erwarten. Daher könnten viele Investoren ihre Ertragsziele mit weniger Risiko als in der Niedrigzinsphase erreichen, so Union Investment.

Nachfrage nach Finanzierungskapital

Am Kapitalmarkt werde in den nächsten Jahren nicht mehr der lange Zeit chronische Ersparnisüberhang dominieren. Hintergrund: Der demografische Wandel in vielen westlichen Industrieländern stärke die Stellung von Arbeitskräften und könne für höhere Löhne und eine wieder etwas gleichmäßigere Einkommensverteilung sorgen. Weniger ungleiche Einkommen gehen aber tendenziell mit niedrigeren volkswirtschaftlichen Sparquoten einher, so Union Investment. Auch sei die säkulare Stagnation Geschichte aufgrund des Großmachtwettbewerbs der USA mit China sowie der Produktivitätseffekte durch künstliche Intelligenz und Automatisierung. Im Ergebnis würden sich öffentliche und private Investitionen deutlich dynamischer entwickeln als in den vergangenen Dekaden. Und mit den Investitionen verknüpft sei dann eine Nachfrage nach Finanzierungskapital.

Gleichzeitig erwarte man in den USA im Mittel eine strukturell etwas höhere Inflation von 2,3%. Insgesamt ergebe sich für den künftigen konjunkturneutralen Leitzins der US-Notenbank Fed ein Niveau von 3,7%.

„Zinswende“ beschränkt sich auf kurzfristige Zinsen

Die in diesen Tagen vielzitierte „Zinswende“ beziehe sich auf Union Investment zufolge deshalb nach den Studienergebnissen auf den Geldmarkt und kurzlaufende Anleihen. Mittelfristig erwarte man eine steilere Zinsstrukturkurve. Die Zinsen länger laufender Anleihen würden perspektivisch eher noch steigen, findet Michael Herzum, Leiter Economics & Macro Strategy bei Union Investment und Studien-Co-Autor.

Ertrag von Staatsanleihen holt gegenüber Aktien etwas auf

Auch für die Anlageklasse Aktien sei die Perspektive für die kommende Dekade positiv – so zumindest für US-Werte und dort agierende globale Firmen, findet Union Investment. Ein Umfeld steigender Investitionen, höherer Produktivität und robusten Wirtschaftswachstums sei grundsätzlich vorteilhaft für die Gewinnentwicklung der Unternehmen und damit auch für die Kurse. Der Renditevorsprung gegenüber Staatsanleihen verringere sich jedoch. Grund dafür: Je positiver das wirtschaftliche Umfeld, desto geringer ist im Durchschnitt das Risiko von Aktien. Die so genannte Aktienrisikoprämie, die Investoren verlangen, werde perspektivisch etwas abschmelzen.

Zusammenfassung also: Das Comeback des Rentenmarkts, insbesondere die wiedergewonnene Attraktivität von sicheren Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit hoher Bonität, werde auf Sicht der nächsten Dekade erhalten bleiben. Mit den höheren Anleiheerträgen verringere sich der Renditeabstand gegenüber Aktien. „Investoren haben deshalb eine komfortable Wahl bei der Steuerung ihres Gesamtportfolios“, erläutert Herzum. „Weniger Risiko bei gleicher Rendite – oder mehr Rendite bei gleichem Risiko.“ (mki)

Bild: © Yingyaipumi – stock.adobe.com