Vor einigen Wochen stellte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) seine Pläne zur Reform der geförderten privaten Altersvorsorge vor. Wie sehen Experten in diesem Bereich die Reformen, die Lindner an den Tisch gebracht hat? Auf der DKM diskutierten am Dienstag, den 29.10.2024 einige Altersvorsorgeexperten die Pros und Contras der Reformpläne.
Geleitet wurde die Diskussion von Prof. Michael Hauer von Institut für Vorsorge und Finanzplanung GmbH (IVFP) und Martin Stenger, Director of Sales bei Franklin Templeton. In der Diskussionsrunde waren zudem noch Thomas Buchholz, Leiter Partnervertrieb des LV 1871, Christoph Schröder, Consultant Investment Solutions bei der Canada Life sowie Sebastian Weigelt, Leiter Intermediärvertrieb bei der Swiss Life, dabei.
Mehrheit der Sparer wird von Riester-Reform profitieren
Konsensus herrschte zwischen den Teilnehmern, dass die grundsätzliche Entwicklung, eine Reform anzustreben, sehr zu begrüßen sei. „Ich würde mir wünschen, dass die Ampel das noch durchzieht“, so Hauer während der Diskussion.
Für die meisten Sparer werden die vorgeschlagenen Neuerungen der Riester-Rente in mehr Förderung enden, allerdings nicht für alle. Zudem bleibe zu hoffen, dass in einem potenzieller Gesetzesentwurf die Unterscheidung zwischen unmittelbar und mittelbar förderberechtigten Personen, wie es sie bei der aktuellen Riester-Förderung gibt, wegfallen würde, so Hauer, sodass künftig auch Selbstständige von der Förderung profitieren können.
Wird Auszahlplan die Anzahl der Sparer anheben?
Während das IVFP das Vorhaben, künftig neben Leibrenten auch Auszahlungspläne, beispielsweise bis zum 85. Lebensjahr anzubieten als eher kritisch beäugt, erklärte Stenger, dass er dies eher als Chance ansehe – zumindest, wenn dadurch eine größere Verbreitung der geförderten privaten Altersvorsorge erreicht werden kann und nicht nur eine andere Verteilung derer, die bereits jetzt in ihre Altersvorsorge investieren.
Eher kritisch sahen die beiden Moderatoren den Vorschlag, künftig auch ein Investment in Einzelaktien zuzulassen. „Da bin ich extrem zurückhaltend“, so Hauer. Er hoffe, dass die Regierung diesen Vorschlag nicht mit in einen potenziellen Gesetzesentwurf mit aufnehmen würde. Das Risiko, sich hier zu verzetteln, sei sehr groß.
Die Teilnehmer betonten immer wieder, wie wichtig auch künftig gute Beratung in der Altersvorsorge sein werde – trotz der Pläne für ein sogenanntes Referenzdepot, das Sparer künftig online und ohne Beratung abschließen könnten.
Versicherer können schnell auf Reformen reagieren
Ob, wie und wann die Reform kommen wird, ist derzeit noch unklar. Sollten ein entsprechender Gesetzesentwurf noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden, könnten die Versicherer entsprechend schnell reagieren und passende Produktlösungen anbieten.
Basisrente: Durchschnittlicher Jahresbeitrag um vieles höher als bei Riester
Als ein unterschätztes Instrument der privaten geförderten Altersvorsorge wurde während der Diskussion die Basisrente genannt. Auch die Versicherer haben positive Erfahrungen mit der Basisrente gemacht, bestätigten die Teilnehmer– Tendenz steigend. Die Basisrente war nicht Bestandteil der von Lindner vorgeschlagenen Reformplänen. Zwar gäbe es im Vergleich zum Bestand der Riester-Verträge mit rund 2,7 Millionen nur verhältnismäßig wenige Verträge – der Jahresbeitrag bei der Basisrente sei jedoch durchschnittlich sechsmal so hoch wie bei Riester. (js)
Bild: © DKM v.r.n.l.: Christoph Schröder (Canada Life), Martin Stenger (Franklin Templeton), Sebastian Weigelt (Swiss Life), Prof. Michael Hauer (IVFP), Thomas Buchholz (LV 1871)
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