„Es muss einfach etwas passieren.“ Das ist das Fazit von Moritz Schumann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) zu der geplanten Reform der geförderten privaten Altersvorsorge. Man könne nicht erwarten, dass die Riester-Rente, die in ihrer bestehenden Form vor 20 Jahren vermutlich viel Sinn gemacht habe, heutzutage immer noch passend für Vorsorgende sei. Die Reform sei also „überfällig“. So Schumann während eines Online-Pressegesprächs am Donnerstag, den 17.10.2024, in dem der Branchenverband die Reformpläne zur geförderten privaten Altersvorsorge von Finanzminister Christian Lindner (FDP) beleuchtete. Geplant sind neben einem Altersvorsorgedepot (Altersvorsorgedepot: Lindner stellt konkrete Pläne vor) auch Neuerungen bei der Riester-Rente. (Altersvorsorge: Das plant Lindner mit Riester).
Garantiesenkung „gute Balance zwischen Chance und Risiko“
Durch die geplante kapitalmarktnahe Rente, mit der Sparer in der Rentenphase künftig 20% in chancenreichere Anlagen wie Aktien investieren können, seien deutlich höhere Renten als bei Riester möglich, und zwar durchschnittlich um 40%. Das hat der GDV ausgerechnet. „Das ist ein echter Vorteil“, so Schumann.
Als gute Nachricht bewertet der Branchenverband auch, dass die 100%-ige Beitragsgarantie laut den Reformplänen fallen soll. Künftig sollen sich Versicherte auch für Produkte mit einer Garantie von 80% entscheiden können – laut GDV eine gute Balance zwischen Chance und Risiko.
Die vorgeschlagene vereinfachte Fördersystematik sei „leicht verständlich und nachrechenbar“, was der GDV ebenfalls als positiv verbucht. „Es gibt aber einen Haken“, mahnt Schumann. Denn die neue Förderung wird für etwa Familien und Geringverdiener deutlich schlechter ausfallen – teilweise um mehrere hundert Euro im Jahr – als unter dem bisherigen System.
Auszahlungspläne vom GDV als kritisch beäugt
Des Weiteren sieht der GDV als kritisch, dass künftig auch Investments in Einzelaktien – statt nur Investments in breiter gestreute Fonds – förderfähig sein sollen. „Der Totalverlust ist in diesem Szenario kein theoretisches Gebilde mehr, sondern kann für viele Vorsorgende zur Realität werden“, so Schumann. Das passe nicht zu einer staatlich geförderten Altersvorsorge.
Auch der Vorschlag, statt nur lebenslanger Rentenleistungen auch Auszahlungspläne anzubieten, stößt dem Branchenverband sauer auf. Viele Menschen unterschätzen, wie lange sie leben werden. Statistisch gesehen haben Männer, die heute 65 Jahre alt sind, eine 43%-ige Chance, mindestens 85 Jahre alt zu werden. Bei Frauen sind es sogar zwei von drei. Fällt die Wahl auf einen Auszahlungsplan bis zum Alter von 85 Jahren und die Zahlungen fallen im hohen Alter weg, droht im schlimmsten Falle die Altersarmut. Nur eine lebenslange Rente schließe das Risiko des vorzeitigen Kapitalverzehrs komplett aus.
Politischer Wille für Reform ist da
Das Bundesministerium der Finanzen hat im September einen Referentenentwurf zur geförderten privaten Altersvorsorge vorgelegt. Die Verbände haben bis Freitag, den 18.10.2024 Zeit, ihre Stellungnahme abzugeben. Auf die Frage, wie wahrscheinlich eine Einigung der Ampelparteien sei, wollte sich Schumann nicht weiter äußern. Das sei „Glaskugelleserei“. „Grundsätzlich vernehme ich aber, dass der Wille da ist, eine Reform hinzubringen“, so Schumann. (js)
Bild: © Oulaphone – stock.adobe.com
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können