Eine Frage der Produkte oder der Ansprache?
Braucht es „pinke Altersvorsorgeprodukte“? Diese Frage hat sich auch die Allianz gestellt und kam, wie Conrads in der Runde zu berichten wusste, zu einer Verneinung. Die Produkte seien alle da, es gehe vor allem darum, das Bewusstsein im Privaten, aber auch in Form der bAV über die Unternehmen zu schärfen.
Auch Beraterin Misimi findet das Produktangebot ausreichend. Allerdings macht sie die Erfahrung, dass die Ansprache der Kundinnen eine andere sein müsse. In der Beratung komme es darauf an, über ein mögliches nicht lineares Erwerbsleben und beispielsweise über Flexibilität bei Beiträgen zu sprechen. Und da sei es vielleicht einfacher, mit einer Frau zu sprechen als mit einem Mann. Auch würden Frauen öfter genauer nachfragen und eine Art Rückbestätigung suchen, weiß sie aus ihrer Praxis zu berichten.
Auf die Frage, ob sie lieber von einer Frau oder von einem Mann beraten werden will, findet Sängerin Egli die passende Antwort: „Ich wünsche mir Fachkompetenz und Vertrauen.“ Und das habe nichts mit dem Geschlecht zu tun. Wichtig sei es, dass die Gespräche auf Augenhöhe stattfänden – also „von Mensch zu Mensch“ und zum Schluss Sicherheit herauskäme.
Beim Thema Sicherheit hakt Altersorge-Experte Hauer ein und sieht hier ein stärkeres Bedürfnis bei den Frauen. Männer, so seine Erfahrung, sehen eher auf Rendite und mögliche Steuerersparnisse. Eine Produktlösung hat er gleichermaßen parat und verweist auf die Basis-Rente, die all diese Punkte in sich kombiniere.
Warten auf die Politik?
Auf die angekündigte Altersvorsorge-Reform der Regierung wartet man bisher vergeblich. Insofern ist es auch schwer einzuschätzen, welche Verbesserungen diese bringen wird. Also dürfe man nicht auf politische Entscheidungen warten, sondern müsse Eigenverantwortung zeigen und privat vorsorgen, erklärte Conrads aus Versichererperspektive. Staatlich geförderte Produkte gebe es bereits, es gehe darum, diese Instrumente gut zu nutzen. Dem stimmt Stumböck grundsätzlich zu, verweist aber auch darauf, dass man die Politik nicht aus der Verantwortung lassen und weiterhin mit ihr im Gespräch bleiben sollte.
Ein Hebel könnte hier die Riester-Förderung sein, die von Frauen häufiger genutzt werde und auch die Geringverdienerförderung in der bAV, die auch eher Frauen betrifft. Hauer kann dann auch nicht verstehen, warum etwa die Riester-Rente, allerdings mit veränderten Garantien, nicht wiederbelebt wird. Vergessen sollte man in der Debatte aber keineswegs die Gutverdiener. Denn bei denen sei die Lebensstandard-Lücke im Alter deutlich größer und auch darüber müsse man sprechen. Er kommt zu der traurigen Gewissheit, dass Menschen mit Verdiensten bis 30.000 Euro im Jahr im aktuellen Umfeld mit den hohen Energiekosten kaum mehr sparen können. Erst darüber hinaus sei es machbar, Beträge zurückzulegen. Darunter sei kaum etwas möglich – außer Riester werde wiederbelebt.
Zielgruppe Frau
Zum Schluss der Runde drehte sich alles noch einmal um die „Zielgruppe Frau“, die Ansprache und wie sich mehr Beraterinnen gewinnen lassen könnten. Letzteres ist ein Problem, das Hava Misimi genauso kennt wie auch Dietmar Stumböck, der konstatiert, dass es sich immer noch um eine männerdominierte Branche handele, aber man mit neuen Konzepten und geänderten Rahmenbedingungen versuche, auch Frauen zu rekrutieren. Allerdings sei dies nicht so einfach und er verweist darauf, dass von früheren Bestrebungen in der Branche, Frauenvertriebe aufzubauen, nicht viel übrig geblieben sei.
Abschließend wurde noch einmal die gesellschaftliche Aufgabe betont. Finanzielle Freiheit und gute Absicherung für Frauen müssten zum Standard werden. Insofern gelte es, so auch Egli, alte Muster aufzubrechen. Gleichermaßen zeigt sie sich überzeugt, dass die jüngere Generation aufgeschlossener sei. Finanzielle Freiheit und gute Absicherung für Frauen betonte auch Misimi noch einmal und wünscht sich, dass sich alle Beteiligten nachhaltig um das Thema kümmern. Und schließlich kam man überein, dass „Altersvorsorge für Frauen“ einen praktischen Beratungsansatz darstellt. (bh)
Bild: Hava Misimi, Geschäftsführerin der Yfinance GmbH, Brigitte Horn, Chefredakteurin AssCompact, Prof. Michael Hauer, Geschäftsführer beim Institut für Vorsorge und Finanzplanung GmbH, Dr. Heinke Conrads, Mitglied des Vorstands der Allianz Lebensversicherungs-AG, Beatrice Egli, Schlagersängerin und Moderatorin, Dietmar Stumböck, Mitglied des Vorstandes der VPV Versicherungen; © DKM
Seite 1 Altersvorsorge für Frauen – Zwischen Aufklärung und Beratungsansatz
Seite 2 Eine Frage der Produkte oder der Ansprache?
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können