Interview Dr. Philipp Lechner, Vorstandsmitglied Badischer Gemeinde-Versicherungs-Verband und BGV-Versicherung AG
Herr Dr. Lechner, zum Zeitpunkt des Interviews sind Sie fast 100 Tage im Amt als Vorstandsmitglied des Versicherungskonzerns BGV Badische Versicherungen. Vorher haben Sie zuletzt den Exklusivvertrieb bei der Nürnberger geleitet. Haben Sie sich bereits in Karlsruhe eingelebt und wie haben Sie die ersten Monate beim BGV erlebt?
Ich habe mich sehr gut eingelebt. Baden ist eine großartige Region mit vielen unterschiedlichen Gesichtern – ich hatte die Gelegenheit, in den ersten Wochen in jede Ecke zu reisen und einige unserer Vertriebspartner vor Ort zu besuchen. Im BGV selbst konnte ich nicht nur meine Kernbereiche kennenlernen, sondern tatsächlich alle Ressorts im Haus. Man nimmt sich hier viel Zeit für eine umfassende Einarbeitung, und das schätze ich sehr.
Was fasziniert Sie an der Versicherungsbranche? Warum haben Sie sich für diesen Weg entschieden?
Sie bietet wie kaum eine andere Branche eine große Vielseitigkeit an Themen. Zudem hat sie eine hohe gesellschaftliche Relevanz: Viele Menschen kennen ihre Risiken gar nicht oder nur unzureichend. Hier haben wir die Aufgabe, aufzuklären und zu beraten. Darüber hinaus finde ich die Herausforderungen spannend, vor denen die Branche steht: Fachkräftemangel, Nachwuchsmangel, Regulierungsdruck, Imageprobleme, Digitalisierungsstau oder Kundenerwartungen. Da sind andere Branchen teilweise viel weiter. Für mich ist es ein Privileg, an der Lösung dieser Themen mitwirken zu können.
Sie werden sich beim BGV unter anderem dem Privat- und Firmenkundenvertrieb widmen sowie für die Abteilungsdirektion Kundenservice verantwortlich sein. Was ist Ihre Vision für die Stelle und wie planen Sie diese im Unternehmen einzubringen?
Mein Fokus liegt auf dem Ausbau einer ganzheitlichen Kundenberatung. Der BGV als Schaden- und Unfallversicherer kann weit mehr als Kfz! Wir haben ein breites Produktportfolio im Kompositbereich, sowohl für Privat- als auch für Firmenkunden. Zudem wird es darum gehen, unser Leistungsniveau mit vertrieblichem und fachlichem Know-how-Transfer sowie Vertriebssupport noch weiter auszubauen. Und auch im Kundenservice leisten wir beim BGV aus meiner Sicht bereits erstklassige Arbeit. Mein Ziel ist, das positive Kundenerlebnis im Servicemoment zum Einzelvorgang noch deutlich vertriebsorientierter zu nutzen.
Wo sehen Sie die Schwerpunkte für Ihre neue Tätigkeit? Was muss zuerst angepackt werden?
Ich bin ein absoluter Fan von konkreten Zielen, die ich mir definitiv setzen werde. Aber das kommt dann, wenn ich vollständig im Unternehmen angekommen bin und das Haus ein großes Stück mehr verstanden habe. Im Vorstandsteam gilt es, mit meinen Kollegen Matthias Kreibich und Jürgen Schmitz der bis dato gültigen Konzernstrategie 2025 ein Update zu geben. Eines ist aber schon klar: Unsere Strategie wird weiter auf unsere bisherigen Stärken wie regionale Präsenz und Verbundenheit setzen und wird eher eine Evolution anstatt einer Revolution sein. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch in und außerhalb von Baden Neues wagen werden!
Gerade der Vertrieb hat mit der Ankunft der Digitalisierung eine Revolution erlebt und durchlebt sie immer noch. Wie sehen Sie den Vertrieb der Zukunft? Gibt es überhaupt noch die Notwendigkeit für den persönlichen Vertrieb?
Definitiv ja! Empathie lässt sich nicht digitalisieren. Kunden benötigen Vertrauen, gerade beim Thema Versicherungen. Gleichzeitig kann uns die Digitalisierung insbesondere beim Abschluss von weniger erklärungsbedürftigen Produkten oder zum Beispiel beim Vertriebssupport helfen. Bei komplexeren, beratungsintensiven Produkten wird der persönliche Berater aber auch in den kommenden Jahren DER Ansprechpartner sein.
Seite 1 100 Tage im Amt: Interview mit Dr. Philipp Lechner
Seite 2 Sehen Sie hier Unterschiede in den verschiedenen Sparten?
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können