AssCompact suche
Home
Assekuranz
18. Oktober 2023
„Wir sind im Haus auf Maklerzufriedenheit programmiert“

2 / 3

„Wir sind im Haus auf Maklerzufriedenheit programmiert“

„Wir sind im Haus auf Maklerzufriedenheit programmiert“

Was erwarten Sie denn in der Kfz-Versicherung?

Die VHV Allgemeine Versicherung ist einer der großen Kfz-Versicherer. Wir gehören zu den Top Drei nach Beitragseinnahmen. Wir haben einen Gesamtumsatz von 2,5 Mrd. Euro, davon sind 1,5 Mrd. Euro Kfz-Geschäft. Insofern müssen wir ganz genau auf den Markt sehen. In den vergangenen drei Jahren haben die Zulassungen stagniert, 2023 können wir feststellen, dass die Zulassungszahlen zunehmen. Nicht dramatisch, aber auf das Gesamtjahr gesehen reden wir von etwa 11% Zulassungssteigerung. Der Markt wird größer, aber wir sind weit entfernt von früheren Zeiten.

Im Gesamtmarkt gibt es einen sehr sensiblen Umgang mit dem Thema Profitabilität in der Kfz-Versicherung. Dennoch wird es immer Akteure geben, die weniger auf Profitabilität und mehr auf Umsatz achten. Aufgrund der gestiegenen Schadenkosten müssen die Versicherungen selbst bewerten, wie sie damit umgehen.

Die VHV Allgemeine Versicherung spricht sich zumindest laut Geschäftsbericht für ein vernünftiges Risikomanagement und Zeichnungsverhalten aus. Kann man das so sagen?

Das ist so. Wir achten in der Kfz-Versicherung traditionell sehr auf die Profitabilität. Wir waren nie ein Kfz-Versicherer, der die großen Preiswettkämpfe mitgemacht hat. Für uns als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit steht immer im Vordergrund, dass wir im Kundeninteresse finanziell solide wirtschaften.

Wir versuchen nach wie vor, den Ausgleich der Interessen hinzubekommen. Wir wollen den Vermittler nicht in die Lage bringen, dass er seinen gesamten Bestand neu rechnen oder umdecken muss. Gleichzeitig wollen wir den Kunden trotz höherer Schadenkosten aufgrund der Inflation ein bezahlbares Angebot machen. Aber es ist völlig klar: Die Preise für Kfz-Versicherungen steigen.

Hatten Sie sich denn von der E-Mobilität mehr erwartet?

Wir diskutieren das Thema immer auf zwei Ebenen: E-Mobilität als Antriebsart und als Infrastruktur, zum Beispiel Ladesäulen. Bei dem Infrastrukturthema hätten wir eine deutlich höhere Geschwindigkeit beim Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur erwartet.

In Bezug auf die Antriebsart haben wir bewusst entschieden, nicht First Mover zu sein. Wir haben uns die Entwicklung genau angesehen und unser Angebot erweitert. Als großer Kfz-Versicherer entwickeln wir uns in diesem Segment entsprechend unserem Marktanteil.

Telematik scheint dagegen wieder eine größere Rolle zu spielen?

Auch hier waren wir bewusst nicht First Mover. Wir haben analysiert, welche unterschiedlichen Lösungen es gibt, und entsprechende Angebote in den Markt gebracht. Wir arbeiten hier mit Augenmaß: Die Kunden, die bereit sind, ihre Daten aufzeichnen und auswerten zu lassen, sollen einen Preisvorteil erhalten, wenn ihre Fahrweise dies hergibt. Wir werden das Telematik-Thema weiterbetreiben und die Perspektive beobachten. Auf unseren Kfz-Bestand bezogen sind wir mit der Entwicklung zufrieden.

Lassen Sie uns auf ein anderes aktuelles Thema sehen: die Wärmepumpe. Wie sieht es da aus?

Es ist ein Thema. Es gibt Diebstahl von Baumaterial und Gerätschaften. Und so ist das auch bei Wärmepumpen. Wir bauen unsere Produkte nicht nach dem Motto „Produkt sucht Anwendung“, sondern wir sehen, dass unsere Kundschaft ein Problem hat und der Vermittler eine Lösung sucht. In der Tat wurden Wärmepumpen und Balkonkraftwerke gestohlen. Es ist kein Massenphänomen, aber wir versetzen die Vermittler in die Lage, mit unserem Produkt die Probleme der Kunden zu lösen.

Die Baubranche als eines Ihrer Spezialgebiete hatten wir schon angesprochen. Die Lage in der Baubranche ist schwierig, dennoch wollen Sie dort wachsen. Wie soll das gehen?

In der Bauwirtschaft ist es so: Wir haben einzelne Felder mit einer deutlich spürbaren Rezession. Wohngebäude- oder Fertighausbauer, die bei uns versichert waren und jetzt keine Aufträge bekommen oder gar insolvent werden, fallen weg. Das gilt auch für nachgelagerte Gewerke, also O den Innenausbau, Maler, Fliesenleger und so weiter.

Aber es gibt auch die Bereiche Logistik, Infrastruktur, Autobahnen, Brücken oder Schienen. Beispielsweise setzt die Bahn große Investitionsprogramme auf. Auch wenn die Bauwirtschaft insgesamt vor einer Herausforderung seht, gibt es immer noch Bereiche, in denen Wachstum möglich ist. Außerdem laufen solche Infrastrukturprojekte einige Jahre, eine Brückensanierung oder ein U-Bahn-Bau bricht nicht einfach weg.

 
Ein Interview mit
Dr. Angelo O. Rohlfs