Interview mit Norman Nammert, Inhaber der NAMMERT Versicherungen
Herr Nammert, Sie sind auf Boots- und Yachtversicherungen spezialisiert. Sind Sie selbst auch ein Wassersportfan?
Und wie! Ich bin in Mecklenburg geboren und in Brandenburg aufgewachsen. Das Wasser gehört also zu meinem Leben dazu. In der Schule habe ich Segeln gelernt und 2005 hat es mich das erste Mal auf einen Jetski gezogen. Seitdem bin ich dem Jetskisport verfallen und war auf vielen Rennen am Start und wurde mit meinem Rennteam 2016 Europameister. Durch meine Mutter war ich auch immer in Kontakt mit der Versicherungsbranche, sie selbst war sehr erfolgreiche Versicherungsagentin. Mit dem Einzug des eigenen Jetski entstand auch die Idee, Wassersportversicherungen zu verkaufen und damit Hobby und Beruf zu vereinen.
Welche Versicherungen zählen denn zu Ihrem Portfolio?
Angefangen hat es bei mir mit der Jetskiversicherung, schnell stieg die Nachfrage nach weiteren Versicherungsprodukten für Wassersportfahrzeuge. Wir bieten das klassische Versicherungspaket für Boote und mittlerweile auch Schutz für E-Foils, Elektroboote und Rennboote. Dazu gehören selbstverständlich die Haftpflicht, aber auch Kasko, Rechtsschutz und die Insassenunfallversicherung. Auch für Charterfahrzeuge haben wir die passenden Produkte.
Was sollte eine Bootsversicherung denn umfassen?
Es wundert mich nach wie vor, dass es keine Pflichtversicherung auf deutschen Gewässern gibt. Daher gehört eine Haftpflichtversicherung für mich zur Grundausstattung. Jeder Bootseigner sollte für sein Fahrzeug eine Haftpflicht abschließen, die eine höchstmögliche Deckungssumme anbietet. Bei uns beträgt sie 50 Mio. Euro. So sind neben den gängigen Sachschäden bei Personenschäden auch die resultierenden finanziellen Folgeschäden weiträumig abgedeckt. Daneben ist der Schutz des eigenen Bootes wichtig. Mitversichert sollten auf jeden Fall die Elementarschäden sein. Die zunehmenden klimatischen Änderungen treffen nicht nur Gebäudeeigentümer: Gerade 2023 gab es viele beschädigte Boote durch die Ostsee-Sturmflut. Zudem nehmen Diebstahlschäden wieder zu. Dabei ist es wichtig, nicht nur den Diebstahl des kompletten Bootes zu versichern. Auch das Entwenden von Motoren ist nach wie vor ein Hauptaugenmerk der Diebe. Hier bietet nur die Vollkasko Versicherungsschutz. Mit enthalten sind hier auch jegliche Kollisionsschäden am Rumpf. Selbst der erfahrenste Bootsfahrer hat schon mal eine Grundberührung gehabt. Schäden an der Schraube gehören gerade zur Hauptsaison zu unserem Arbeitsalltag.
Und gegen welche Risiken sollten sich Bootsbesitzer darüber hinaus zusätzlich absichern?
Darüber hinaus ist es sinnvoll, auch eine Rechtsschutz- und Insassenunfallversicherung abzuschließen. Nicht jeder gängige Rechtsschutz bietet eine Deckung für Wassersportfahrzeuge, immer härter werden aber die Sanktionen auf dem Wasser. Hier bieten wir eine Lösung und kompetenten Rechtsbeistand über unsere Partner. Die Unfallversicherung tritt ein, wenn der Besatzung an Bord etwas zustößt. Normalerweise muss man hier ganz differenziert und umständlich versicherte Personen angeben. Mit unserem Premium-Tarif sind alle Insassen des Bootes mitversichert, egal ob Familienangehörige oder gute Freunde.
Wo lauern Ihrer Erfahrung nach Deckungslücken?
Wie bei allen Versicherungen ist der Kunde derjenige, der über seinen Schutz bestimmt. Wir als Versicherungsexperten können ihm beratend beistehen und bei der Entscheidungsfindung helfen. Wir bearbeiten täglich Schadenfälle, die verschiedenste Ursachen haben. Diese Praxiserfahrung bringen mein Team und ich bei unseren Beratungsgesprächen mit ein. Viele Kunden kommen zu uns und wünschen sich eine Diebstahlversicherung, die grundsätzlich in der Teilkaskoversicherung abgesichert ist. Oft wird jedoch vergessen, dass der Teildiebstahl wie z. B. der Verlust des Außenborders, dort nicht mitenthalten ist. Hier bietet ausschließlich die Vollkaskoversicherung einen passenden Schutz. Das öffnet regelmäßig die Augen des Kunden. Auch sollte immer darauf geachtet werden, dass nicht nur der Zeitwert versichert ist, sondern es sich um eine feste Taxe handelt. Sprich: Das, was selbst mal bezahlt wurde, soll im Worst Case auch von der Versicherung getragen werden. Am besten ist diese feste Taxe dann auch zeitlich unbegrenzt, auch hier gibt es Unterschiede in den einzelnen Tarifen.
Für welche Boote gibt es Policen, welche lassen sich dagegen nicht oder nur schwer versichern?
Ich bin der Meinung, dass man jedes Boot versichern kann. Das sehen viele Mitbewerber und auch Versicherungsgesellschaften nicht zwingend genauso. Gerne wird der Vergleich zum Auto genommen, aber ganz so einfach ist es mit der Bootsversicherung dann doch nicht. Die Boote sind viel individueller und die vorhandene Stückzahl viel geringer, als man es mit der Kfz-Branche vergleichen kann. Daraus resultiert vor allem, dass Versicherer ihre Aufmerksamkeit sehr viel lieber potenziell risikoärmeren Booten widmen. Das erschwert vorrangig Eignern von sehr alten Booten, sehr schnellen Booten, Jetskis und Eigenbauten, eine gescheite Versicherung zu finden. Vor ebenjenem Problem stand ich 2013 mit meinem Jetski auch und habe mich daher entschieden, unsere Produkte grundsätzlich auch für diese Fahrzeuge anzubieten.
Wie beurteilen Sie das Angebot auf dem Markt?
Der Markt hat sich in den letzten vier Jahren breiter aufgestellt. Die Bootsversicherung ist immer noch eine Nische und wird nicht von allen Gesellschaften angeboten. Die Unterschiede bestehen zumeist in den angebotenen Produkten. Die Tarifspanne ist meist begrenzt, sodass z. B. die Staffelung zwischen Teil- und Vollkasko nicht überall angeboten wird. Die Deckungssummen in der Haftpflicht haben eine breite Spanne, von 7,5 Mio. Euro bis zu 50 Mio. Euro. Hinzu kommt, dass nicht jedes Fahrzeug bei jedem Versicherer den passenden Schutz erhält. Eine Grenze bilden hier unter anderem Boote, die älter als 20 Jahre sind, eine PS-Leistung von über 250 oder den Wert von 250.000 Euro übersteigen.
Ein Highlight, das vermehrt durch die Kunden angefragt wird, ist das weltweite Fahrtgebiet. Hier gelangen viele Versicherungsanbieter nicht nur an geografische Grenzen. Die Hurrikan-Zeit stellt ein großes Problem dar. Große Versicherer, die weltweiten Schutz in der Kasko anbieten, haben einen zeitlichen Ausschluss von einem halben Jahr. Ansonsten sind die Produkte in den letzten vier Jahren immer ähnlicher geworden. So können Beiboot und Trailer nahezu immer mitversichert werden.
Wie haben sich denn die Prämien zuletzt entwickelt?
Wie in allen Versicherungsbereichen sind auch die Prämien in der Bootsversicherung gestiegen. Prozentual fiel der Anstieg in der Kaskoversicherung höher aus als etwa im Bereich Kfz. Wenn man hier ein Verhältnis ziehen möchte, ist schnell erkennbar, dass es weniger Boote gibt. Jedoch sind die zu versichernden Werte entsprechend höher. Weniger Risiken zu höheren Versicherungssummen ergeben entsprechende Zahlungen bei Schadenfällen.
Wie sieht es mit dem Thema Schadenregulierung aus?
Die Schadenregulierung ist umfangreicher geworden. Vor allem die Meldungen an Haftpflichtschäden ist in den letzten Jahren gestiegen. Erhöhte Schadenleistungen fallen in den letzten Jahren bei Jetskis an. Diese bestehen aus einer Hülle, die umständlich zu reparieren ist. Der einfache Kollisionsschaden wird dadurch schnell zum wirtschaftlichen Totalschaden.
Dazu kommt, dass mit steigender Schadenhäufigkeit die internen Prüfphasen von Rechnungen etc. länger werden. Wir selbst haben viel Handhabe in der Schadenbearbeitung, sodass die vorrangige Korrespondenz über mein Büro läuft. Hier arbeiten nicht nur Versicherungsexperten, sondern auch eine ausgebildete Bootsgutachterin. Jeder Schadenfall ist sehr individuell und bedarf eines strukturierten Handlings. Eine Dunkelverarbeitung kann bei unserer Sparte nicht angewandt werden.
Können Sie sich an kuriose Schadenfälle erinnern?
Kuriose Fälle erreichen uns immer wieder. Vorrangig handelt es sich um Diebstähle, bei denen die Täter entweder unheimlich dreist oder sehr versiert vorgegangen sind. So wurde 2023 aus einer Ostseemarina eine komplette Jeanneau Prestige entwendet. Niemand vor Ort hat den Diebstahl mitbekommen. Die Yacht ist weg und ward nie mehr gesehen. Im Nachhinein teilte uns das Kompetenzzentrum Bootskriminalität aus Konstanz mit, dass gerade komplette Yachten als Transportmittel für den internationalen Drogenschmuggel nach Nordeuropa eingesetzt werden.
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Bild: © NAMMERT

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