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6. September 2023
„Hohes Maß an Loyalität vonseiten unserer Geschäftspartner“

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„Hohes Maß an Loyalität vonseiten unserer Geschäftspartner“

„Hohes Maß an Loyalität vonseiten unserer Geschäftspartner“

Zur Cyberattacke: Sind Sie hier nun Spezialist und Ratgeber in diesem Bereich?

Mir geht es vor allem darum, unsere Erfahrungen im Notfall- und Business Continuity Management weiterzugeben, um einen Beitrag zur Sicherheit zu leisten. In diesem Zusammenhang habe ich bisher drei Vorträge bei verschiedenen Fachveranstaltungen gehalten.

Hat der Vorfall hohe Investitionen in den Cyberschutz nach sich gezogen?

Wir haben bereits erhebliche Investitionen getätigt, und diese Anstrengungen haben sich auch nach dem Cyberangriff fortgesetzt. Unsere Organisa­tion ist tief sensibilisiert, und IT-Sicherheit wird bei uns nicht nur gelebt, sondern ist fest in unseren täglichen Abläufen verankert. Eine kontinuierliche Anpassung des Cyberschutzes ist für uns selbstverständlich, und daher hat sich an unserer Herangehensweise kaum etwas verändert.

Hat die Haftpflichtkasse viel Vertrauen verloren?

Wir können – nach zwei Jahren, glaube ich, kann man das seriös sagen – feststellen, dass es keine spürbaren Veränderungen gegeben hat. Das liegt wesentlich an zwei Faktoren: Wir haben immer klar und transparent, offen und ehrlich kommuniziert. Der zweite Faktor ist, dass wir offensichtlich ein hohes Maß an Loyalität vonseiten unserer Geschäftspartner genießen. Das ist für mich in meinem Berufsleben mit das einprägsamste Erlebnis gewesen, mit welcher starken Loyalität unsere Partner uns begegnet sind. Das fand ich herausragend.

Wie läuft dann aktuell das Geschäft?

Wir haben 2022 mit Rekordgewinn abgeschlossen, 21 Mio. Euro nach Steuern bei einer Beitragseinnahme von 240 Mio. Euro. Ich denke, das ist ein ganz ordent­liches Verhältnis. Und die ersten Monate, das erste Halbjahr 2023, ist hervorragend gelaufen. Wir liegen ein Stück über Plan. Das betrifft sowohl das Bestandswachstum als auch den bilanziellen Wert, also den Ertragswert.

Taxiert ist ein Beitragsplus von 2,7% …

Wir haben uns bis Ende des Jahres eine Beitragseinnahme von 250 Mio. Euro vorgenommen. 125 Jahre, 250 Mio. Euro im Beitrag, das war unser Ziel. Die 250 Mio. haben wir jetzt im Juni überschritten und sind damit ein gutes Stück der Planung voraus.

Nun wissen wir aus der Vergangenheit, dass das erste Halbjahr als Indikator dient, jedoch können sich noch viele Entwicklungen ergeben. Wir fokussieren uns also weiter und hoffen ein Stück weit, dass außergewöhnliche Schadenereignisse, die das Ergebnis belasten könnten, ausbleiben.

Den Blick nach vorne richtet eine Strategie bis 2025 – mit welchen Schwerpunkten?

Die Strategie nennt sich „Gemeinsam exzellent. 2025“. Sie basiert auf fünf Säulen: Es ist eine Strategie für Vertrieb und Marketing, für Service und Schaden, für Produktmanagement, für IT und Digitalisierung und last, but not least für Mitarbeitende und Organisation.

Am Ende des Tages geht es darum, dass wir die Unabhängigkeit des Unternehmens über die Stabilität der wirtschaftlichen Ergebnisse sichern. Das ist die Grundlage für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Dann ist uns wichtig, die Position der Haftpflichtkasse im Maklermarkt zu behaupten, wenn möglich, auch auszubauen.

Nun hat sich die Combined Ratio der Haftpflichtkasse deutlich verbessert. Könnte die Ertragskraft aufgrund der Inflation und höherer Kosten beeinträchtigt werden?

Im Jahr 2022 haben wir mit einer Combined Ratio von 80,5 % deutlich besser abgeschnitten als vor Corona. 2023 müssen wir abwarten. Uns kommt aber sicherlich entgegen, dass wir kein Kfz-Geschäft und kein Wohn­gebäude-Geschäft betreiben. Dort finden nach meiner Kenntnis die größten Steigerungen auf der Schadenseite statt – aufgrund steigender Reparatur-, Handwerker- und Materialkosten.

Wir sehen aber trotzdem, dass es zu Teuerungen kommt. Im Moment ist das kein Anlass zur Sorge, aber wie vorhin gesagt, wir wissen nicht, was das Jahr an Schadenereignissen noch bringt. In Verbindung mit Inflation würde ich im Moment wiedergeben wollen, dass das mit den notwendigen Rückstellungen, die wir vorher schon gebildet haben, durchaus gut gespeist ist.

Könnte man die Konzentration auf bestimmte Segmente auch als Cherry Picking bezeichnen?

Unser Geschäftsansatz beruht auf der Zeichnung nur jener Risiken, die wir umfassend verstehen, um  O unseren Partnern eine zuverlässige Grundlage zu bieten. Diese Spezialisierung verleiht uns die notwendige Stabilität und macht uns zu einem verlässlichen Partner für die Zusammenarbeit mit Maklern.

 
Ein Interview mit
Roland Roider