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Assekuranz Sach allgemein

Fitch senkt Rating-Ausblick für deutsche Sachversicherer

Die Ratingagentur Fitch hat ihren Ausblick für die deutschen Sachversicherer veröffentlicht. Der Branchenausblick für 2021 bleibt dabei zwar stabil und gerade Gewerbe- und Gebäudeversicherungen dürften stark wachsen. Dennoch ist der Rating-Ausblick von stabil auf negativ gesunken.

Fitch Ratings hat den Sektorausblick für die deutschen Sachversicherer auf stabil belassen. Der stabile Ausblick spiegelt die Erwartungen der Ratingagentur wider, dass die Zeichnungsdisziplin beibehalten wird und die Versicherer weiteres Prämienwachstum erzielen. Insgesamt prognostiziert Fitch für die deutschen Sachversicherer ein Prämienwachstum von 3% im laufenden Jahr. 2021 dürften die Prämien im Branchenschnitt immerhin noch um 2% zulegen. 2019 hatte das Wachstum allerdings noch bei 4,2% gelegen.

Kfz-Sparte wird ausgebremst

Für das schwächere Gesamtwachstum der deutschen Sachversicherer ist laut der Ratingagentur das relativ schwache Kfz-Geschäft maßgeblich verantwortlich. In der Kfz-Versicherung prognostiziert Fitch für 2021 nur ein Wachstum der Prämieneinkommen von 1%. Aufgrund des Lockdowns ist die Schadenbelastung in der Kfz-Versicherung im ersten Halbjahr gesunken und damit die Rentabilität gestiegen. Dies habe aber auch den Wettbewerb erhöht und dürfte das Neugeschäft schrumpfen lassen.

Hohes Wachstum bei Gewerbe und Gebäude

Überdurchschnittlich wachsen laut Fitch-Versicherungsexperte Christoph Schmitt hingegen die Bereiche Gewerbe und Gebäude. Für beide Sparten prognostiziert der Analyst ein Wachstum von mindestens 5% – vorausgesetzt der Einfluss der Corona-Pandemie auf die deutsche Wirtschaft werde nicht noch größer. Eine signifikante Auswirkung der Pandemie auf die Rentabilität in der Gewerbeversicherung erwartet Fitch für das kommende Jahr nicht, da die Versicherer ihre Bedingungen und Konditionen so angepasst hätten, dass Geschäftsunterbrechungen aufgrund einer Pandemie vom Versicherungsschutz ausgenommen sind. Im Allgemeinen sei bei Gewerbeversicherungen aber mit einem verschärften Wettbewerb zu rechnen.

Anlagerenditen im Sinkflug

Insgesamt haben die Sachversicherer laut Fitch ihre Zeichnungsdisziplin gestärkt, vor allem seitdem ihre Anlagerenditen und -einkommen geschrumpft sind. Die Erträge aus Kapitalanlagen sind der Ratingagentur zufolge zwischen 2012 und 2019 von 4,5 auf 3,3% gesunken. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. 2020 geht Fitch von einem weiteren Absinken auf 3,0% aus. 2021 werde der Wert sogar auf 2,8% fallen. Das zwinge die Versicherer zu einer Aufrechterhaltung der aktuellen Zeichnungsdisziplin.

Hohe Kapitalausstattung und Profitabilität

Die Kapitalausstattung der Sachversicherer ist laut Fitch aber nach wie vor sehr hoch. Zum Ende des vergangenen Jahres habe die Branche ein durchschnittliches Solvency-II-Ratio von 283% ausgewiesen. Daran dürfte sich vorerst nicht viel ändern. „Wir erwarten, dass der Sektor auch durch 2021 hindurch eine starke Kapitalausstattung berichten wird“, meint Schmitt. Zu dieser komme eine hohe Profitabilität in Form einer kombinierten Schaden-/Kostenquote von um die 94% hinzu. Für 2020 und 2021 geht Fitch von einer sehr starken Kapitalausstattung und einer hohen Profitabilität aus, wenngleich diese auch aufgrund der sinkenden Investmenteinnahmen leicht schrumpfen könnte.

Negativer Rating-Ausblick

Während Fitch den Branchenausblick stabil gehalten hat, wurde der Rating-Ausblick der deutschen Sachversicherer von stabil auf negativ gesenkt. Hintergrund sei, dass die Wahrscheinlichkeit für Herabstufungen innerhalb des Sektors sich innerhalb der letzten Monate erhöht hat. Grund dafür sei wiederum eine signifikante Anzahl an Ratings, die von der Eigentümerunterstützung von Bankengruppen profitieren, deren Ratingausblick Fitch während des laufenden Jahres auf negativ gesenkt hat. Für alle Sachversicherer, die nicht von Bankeneigentümern profitiert haben, ist der Rating-Ausblick daher auch stabil geblieben. (mh)

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Sind Baumfällarbeiten als „Gartenpflege“ zu verstehen?

Das Fällen von kranken, morschen oder abgestorbenen Bäumen ist Bestandteil der „Gartenpflege“ im Sinne des § 2 Nr. 10 BetrKV. Die dafür entstehenden Kosten können daher als Betriebskosten auf die Mieter umgelegt werden. Damit hat das LG München I nun ein Urteil des AG München bestätigt.

Zur „Gartenpflege“ im Sinne des § 2 Nr. 10 BetrKV gehört nach Ansicht des Landgerichts (LG) München I auch das Fällen eines kranken, morschen oder abgestorbenen Baumes. Die hierfür erforderlichen Kosten sind daher im Mietverhältnis als Betriebskosten umlagefähig. Dies gilt unabhängig davon, ob eine Ersatzbepflanzung erfolgt oder nicht. Damit hat das LG München I die Berufung gegen ein Urteil des Amtsgerichts (AG) München als unbegründet zurückgewiesen.

Im konkreten Fall stritten die Parteien in erster Instanz über die Umlagefähigkeit der in der Nebenkostenabrechnung für das Jahr 2018 aufgeführten Kosten für das Fällen zweier abgestorbenen Ebereschen, einer absterbenden Kirsche und eines Goldregens, die Totholzentfernung an einer Birke und einer Esche an der Straße in Klettertechnik sowie das Laden, Abfahren und Entsorgen des Schnittguts.

Das AG München hatte die Beklagten und Berufungskläger (Mieter) mit Urteil vom 13.02.2020 zur Zahlung der Nachforderung an den Kläger (Vermieter) verurteilt. Dem schloss sich die 31. Zivilkammer des Landgerichts München I in ihrem Urteil vom 19.11.2020 auf Basis der in Rechtsprechung und Literatur für und gegen die Umlagefähigkeit vorgebrachten Argumente nun an: § 2 BetrKV bezwecke die Abgrenzung der Betriebskosten von Instandsetzungs- und Instandhaltungskosten. § 2 Nr. 10 BetrKV stelle insofern eine Sonderregelung im Regelungsgefüge der BetrKV dar, da Pflanzen nicht ohne Weiteres mit technischen bzw. baulichen Gegebenheiten vergleichbar seien.

Absterben von Bäumen ist natürliche Entwicklung

Dass Baumfällkosten im Regelfall erst nach Jahrzehnten entstehen, begründe hier keine besondere Schutzwürdigkeit der Mieterseite. Bei Vertragsschluss könnten entsprechende Informationen eingeholt werden. Es handele sich nicht um außergewöhnliche Kosten, denen es an der Berechenbarkeit fehlt, da ein Absterben von Bäumen eine durchaus natürliche Entwicklung darstelle. Das Fällen eines kranken bzw. morschen Baumes sei eine für die Erhaltung einer gärtnerisch angelegten Fläche notwendige Maßnahme, für deren Kosten der jeweilige Mieter aufkommen müsse. Das Urteil des Landgerichts München I ist rechtskräftig.

LG München I, Urteil vom 19.11.2020, Az.: 31 S 3302/20; erstinstanzlich: AG München, Urteil vom 13.02.2020, Az.: 418 C 13096/19

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Moody’s senkt Ausblick für deutsche Lebensversicherer

Die Ratinagentur Moody’s prognostiziert, dass die deutschen Versicherer längerfristig unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie leiden werden. Das gilt vor allem für die Lebensversicherer. Bei Sach- und Unfallversicherern sei die Lage hingegen vorerst stabil.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die deutschen Versicherer halten sich laut der Ratingagentur Moody’s bisher noch in etwa die Waage. Höheren Kosten durch Schließungen von Hotels und Gastronomie in Höhe von 1,5 Mrd. Euro und Anlageverlusten von 0,5 Mrd. Euro stünden Einsparungen in Höhe von 2 Mrd. Euro in der Kfz-Versicherungen gegenüber, weil sich aufgrund des Lockdowns im Frühjahr weniger Unfälle ereignet haben.

Stabiler Ausblick für Schaden- und Unfallversicherer

Dieser Trend dürfte sich laut Moody’s-Ratinganalyst Christian Bardorff im November wiederholen. Am Ende dürfte der Rückgang der Fallzahlen in der Kfz-Versicherung die Zunahme bei den geltend gemachten Ansprüchen voraussichtlich sogar mehr als ausgleichen. Der Ausblick für die Schaden- und Unfallversicherer des Landes bleibe daher stabil. Insgesamt sei dieser Teil der Branche von gesunden Margen und einer guten Kapitalausstattung geprägt. Preiserhöhungen dürften aber speziell für Kfz-Versicherer schwer zu begründen.

Corona verstärkt Druck auf die Lebensversicherer

Schlechter stelle sich die Lage der Lebensversicherer dar. „Die Ergebnisse der deutschen Lebensversicherer stehen aufgrund der niedrigen Zinsen, die die Renditen ihrer gewöhnlichen Kapitalanlagen schmälern, schon seit Jahren unter Druck“, erläutert Christian Badorff, Vice President – Senior Analyst bei Moody‘s Investors Service. „Diese Dynamik wird durch den Corona-bedingten Konjunkturrückgang zusätzlich verstärkt, und es wird auch auf absehbare Zeit nicht mit einem Zinsanstieg gerechnet.“

Negativer Ausblick für 2021

Die Kapitalausstattung der deutschen Lebensversicherer reagiere zudem extrem empfindlich auf dauerhaft niedrige Zinsen und potenzielle Änderungen in den aufsichtsrechtlichen Solvency-II-Regelungen für die Eigenmittelausstattung, wie sie aktuell diskutiert werden. Moody‘s versieht die deutschen Lebensversicherer daher mit einem negativen Ausblick für 2021. Allerdings bleibe die Qualität der Investmentportfolios der deutschen Versicherer solide – sodass Corona für Versicherungsunternehmen insgesamt bewältigbar sein dürfte. (mh)

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Bei BavariaDirekt rückt der Bereich E-Mobilität in den Fokus

BavariaDirekt ist der digitale Versicherer im Konzern der Versicherungskammer. Größtmögliche Convenience für Vermittler und Kunden ist das Ziel des Versicherers. Im Bereich Mobilität rückt der Schutz von Elektroautos, E-Scootern und E-Bikes in den Vordergrund. BavariaDirekt ist auch Tesla-Partner. Ein Interview mit Dr. Jürgen Pesch, Leitung Vertrieb und Organisation bei der BavariaDirekt

Herr Dr. Pesch, wie passt das eigentlich zusammen – Maklervertrieb und Direktversicherer?

Perfekt! Als digitaler Versicherer legen wir den Fokus auf beste Prozesse und Dienstleistung für unsere Partner. Deshalb haben wir uns schon von Anfang an entschieden, uns als Maklerversicherer zu positionieren. Schon heute bietet die BavariaDirekt die Vermittlerbetreuung von morgen.

Wie sieht dann die Zusammenarbeit mit Maklern, Pools oder Vertrieben aus?

Uns ist wichtig, mit allen Pools eine gute Zusammenarbeit zu führen, indem wir schnelle Lösungen und vor allem digitale Services anbieten. Unseren Partnern garantieren wir daher eine Just-in-Time-Police, eine maximale Digitalisierung der Servicekette, den direkten Kontakt zu Entscheidern, eine eigens für Makler eingerichtete Betreuerhotline mit maximaler Erreichbarkeit und einen 100%-igen Fallabschluss.

Ihr Fokus liegt auf der Sachversicherung. Wo liegen die Schwerpunkte? Wie hoch sind in etwa die Anteile der einzelnen Segmente?

Die BavariaDirekt hat sich auf Kfz-, Haftpflicht-, Hausrat- und Rechtsschutzprodukte spezialisiert, die in vielen Vergleichen Spitzenplätze besetzen und beste Leistung bieten. Das wird uns auch durch diverse Ratings wie zum Beispiel die Bestbenotung für unsere Kfz-Versicherung bei Franke & Bornberg bestätigt. Die Anteile der einzelnen Segmente sind in etwa gleich. Zudem haben wir bereits verschiedene Produktinnovationen entwickelt, etwa die Cyber-Versicherung für Privatkunden oder neue Angebote im Bereich E-Mobility. Wichtig ist uns dabei, dem Makler den Best Advice sicherzustellen.

Demnächst kommt wieder die Kfz-Wechselsaison auf Sie zu. Was erwarten Sie hier in diesem Jahr?

Da aufgrund des Lockdowns zu Beginn des Jahres die Zulassungsstellen geschlossen waren, wurden weniger Autos zugelassen und damit auch weniger Kfz-Versicherungen abgeschlossen. Mittlerweile hat sich der Vertrieb wieder normalisiert. Der Trend zu Low-Touch, also reduzierte Kontaktinteraktionen, bleibt jedoch. Kunden werden wie auch in den Vorjahren ihren Versicherungsschutz optimieren. Gerade digitale Ver­sicherer sind jetzt im Vorteil, da ihre Prozesse schlank und effizient sind. Fest steht: Wir sind für unsere Partner auf die Wechselsaison vorbereitet und können schnell reagieren.

Sie haben E-Mobility schon erwähnt. Sie sehen sich immer mehr als Mobilitätsversicherer mit Fokus auf E-Mobilität. Wie darf man sich das vorstellen?

Die BavariaDirekt ist E-Mobilitätsversicherer. Für uns als starker Kfz-Ver­sicherer stehen Elektroautos, E-Scooter und E-Bikes ganz oben. Als Mitglied im Bundesverband eMobilität e. V. setzen wir uns intensiv mit diesem Thema auseinander. Mit der E-Bike-Versicherung und der bereits bestehenden E-Scooter-Versicherung werden wir uns 2021 verstärkt am Elektromobilitätsmarkt positionieren.

Wie wird sich der Bereich entwickeln? So ganz scheinen zumindest die E-Autohersteller mit den Angeboten der Versicherer nicht zufrieden zu sein.

Keine Frage, der Markt der Elektroautos wird deutlich an Fahrt aufnehmen. Das lässt sich anhand der Zulassungsstatistik der vergangenen Jahre erkennen. Allein in Deutschland wurden 2019 mehr als 60.000 E-Autos neu zugelassen. Das ist das Zwanzigfache im Vergleich zu 2012. Aufgrund der staatlichen Förderung sehen wir für das Jahr 2020 schon jetzt einen weiteren deutlichen Anstieg bei den Zulassungen für E-Autos. Zudem zog die Nachfrage nach E-Bikes durch die Corona-Pandemie kräftig an.

Aktuell sind erst wenige Versicherungsprodukte auf Elektromobilität und die Besonderheiten von Elektroautos zugeschnitten. Mit unserem Kfz-Versicherungsangebot InsureMyTesla stellen wir Tesla-Kunden speziell für ihre Bedürfnisse entwickelte Versicherungslösungen zur Verfügung. Darüber hinaus können Kunden in unserer standardisierten Kfz-Versicherung ein Elektropaket buchen, das diverse Leistungen für alle Elektroautos absichert.

Tesla hat sich damit in Deutschland für Ihr Haus entschieden. Verstehen Sie das als Auszeichnung?

Die Entscheidung fiel zugunsten der Bavaria­Direkt, da wir ein Top-Produkt und eine maximale Digitalisierung der Antragsstrecke anbieten sowie eine schnelle Umsetzung garantieren konnten. Es freut uns daher sehr, dass sich die Bavaria­Direkt für InsureMyTesla in Deutschland im Wettbewerberumfeld durch­setzen konnte. Für weitere Kooperationen im Bereich E-Mobility sind wir sehr aufgeschlossen.

Und in anderen Bereichen? Wo liegen künftige Produktschwerpunkte?

Auch in der Zukunft wird die Customer Centricity ein wesentlicher Bestandteil in unserer Produktentwicklung sein. Wir werden schnell auf die sich ändernden Kundenbedürfnisse reagieren und entsprechend unser Produktportfolio anpassen. Wir orientieren uns auch 2021 konsequent am Kundenbedarf und werden uns intensiv mit dem Öko­system Living sowie der Weiterentwicklung unserer Mobilitätsversicherungen beschäftigen.

Kommen Sie damit schon zur digitalen DKM 2020?

Aktuell sind wir in der Vorbereitung auf die digitale DKM. Wir planen Angebote zu nutzen, mit denen wir unsere Produkte vorstellen und uns mit unseren Partnern und Maklern vernetzen können. Auf der DKM selbst werden wir mit einem virtuellen Stand vertreten sein und freuen uns auf einen guten Austausch und angeregte Diskussionen mit unseren Vertriebspartnern.

Automatisierte Prozesse sind ja mittlerweile bei allen Versicherern ein Thema. Dürfen denn Vermittler von einem Direktversicherer besondere digitale Services erwarten?

Ja, und wir ergänzen diese um einen persönlichen Vermittlerservice. Unser Ziel ist es, Maklern eine 360-Grad-Auskunftsfähigkeit zu übermitteln und sie mit unseren digitalen Leistungsangeboten über die gesamte Kundenkorrespondenz zu informieren. Dabei ist stets wichtig, die individuellen Bedürfnisse eines einzelnen Vermittlers zu berücksichtigen. Daher planen wir, dass Microservices für Pools- und Allfinanzvertriebe den digitalen Fallabschluss von standardisierten Vorgängen in Echtzeit ermög­lichen. Damit reduzieren wir Aufwände bei Kunden und Vertriebspartnern und bieten maximale Convenience.

BavariaDirekt ist eine Tochter der Versicherungskammer. Wie sind Sie dort eingegliedert und warum agieren Sie als eigene Marke?

Die BavariaDirekt ist seit 2008 die digitale Marke des Konzerns Versicherungskammer, einem der zehn größten Erstversicherer Deutschlands. Wir verstehen uns nicht als Direkt-, sondern als digitaler Versicherer im Konzern. Mit der Ausrichtung der BavariaDirekt bedienen wir den transparenten Vergleichermarkt sowohl für den Endkunden als auch für den Vermittler und die digitalen Geschäftsmodelle.

Wo sehen Sie dann die BavariaDirekt zwischen Direkt­versicherern, Vergleichsportalen, den noch jungen digitalen Versicherern und der Gefahr, dass irgendwann vielleicht doch Google und Amazon ins Versicherungsgeschäft einsteigen?

Neue Technologien und neue Wettbewerber verändern die Erwartungen der Kunden. Die Folge: Etablierte Branchen geraten unter Druck. Im Rahmen der digitalen Transformation im gesamten Konzern Versicherungskammer wird aktuell über neue Geschäftsmodelle und eine Erweiterung des bisherigen Geschäftsmodells nachgedacht. Um das Dilemma das Innovators erfolgreich zu umgehen, werden wir uns weiterentwickeln. Hier ist organisationale Mehrhändigkeit gefragt, aus der sich für die Bavaria­Direkt und die gesamte Versicherungskammer verschiedene Aufgabenfelder ergeben: Fortführung des Kerngeschäfts, Digitalisierung entlang der Wertschöpfungskette, Ausrichtung auf Ökosysteme und Entwicklung komplett neuer digitaler Geschäftsmodelle.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 10/2020, Seite 48f., und in unserem ePaper.

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90.000 Thomas-Cook-Geschädigte stellen bisher Ausgleichsantrag bei Regierung

Bei der Bundesregierung haben sich bisher rund 89.000 Pauschalreisende gemeldet, die aufgrund der Thomas-Cook-Pleite eine Ausgleichszahlung von der Bundesregierung erwarten. Etwa 31 Mio. Euro wurden bisher an Betroffene ausgezahlt.

Bekanntermaßen war die Kundengeldabsicherung bei der Thomas Cook-Insolvenz im vergangenen Jahr auf 110 Mio. Euro im Jahr begrenzt. So hatte die Bundesregierung entschieden, den betroffenen Pauschalreisenden den Differenzbetrag zwischen ihren Zahlungen und dem, was sie aufgrund ihres Sicherungsscheins von der Zurich-Versicherung oder von dritter Seite erhalten haben, auszugleichen.

Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz teilt nun mit, dass sich bisher 89.000 Personen hinsichtlich der freiwilligen Ausgleichszahlung bei der Regierung gemeldet haben. Ausgezahlt wurde bisher in rund 21.000 Fällen mit einem Volumen von 31 Mio. Euro. Dass es noch nicht mehr Fälle sind, liegt daran, dass eine Auszahlung erst gewährt wird, wenn alle notwendigen Unterlagen vorliegen.

Diese müssen auf der Internetseite www.bmjv.de/thomas-cook hochgeladen werden. Dort finden sich auch alle weiteren Informationen zu den Schritten, die die betroffenen Kunden einleiten müssen, um am Verfahren der Bundesregierung teilzunehmen. Wer noch keine Ansprüche angemeldet hat, kann dies noch bis zum 15.11.2020 auf der genannten Website tun. (bh)

Lesen Sie auch: Thomas-Cook-Pleite: Zurich erhöht Zahlungen an Kunden

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Wie der Klimawandel die Versicherungen verändert

Der Klimawandel nimmt längst auch maßgeblichen Einfluss auf Geschäftsfelder vieler Branchen. In der Ver­sicherungswirtschaft wirkt sich das etwa bei der Wohngebäude- und der Elementarversicherung aus. Sinnvoll ist es, wenn Kunden ihre Policen wetterfest machen. So bietet DOMCURA künftig auch für ZÜRS-4-Objekte Versicherungsschutz, sagt Uwe Schumacher, Vorstandsvorsitzender der DOMCURA AG.

Stürme, Hagel und Starkregen verursachten 2019 laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) versicherte Schäden in Höhe von 3,2 Mrd. Euro. Davon entfielen rund 2,2 Mrd. Euro auf die Sachversicherung.

Zugegeben: Damit lag man zwar insgesamt unter dem langjährigen Durchschnitt von rund 3,7 Mrd. Euro. Und auch 2020 war bislang eher ein unterdurchschnittliches Schadenjahr. So sorgten Naturgefahren in den ersten sechs Monaten für ein Schadenvolumen von rund 1,5 Mrd. Euro, wovon sich 1,2 Mrd. Euro auf Häuser, Hausrat, Gewerbe- und Industriebetriebe beziehen.

Trotzdem: „Schwere Stürme, große Hitze und starke lokale Überschwemmungen sind charakteristisch für Extremwetter auch in Deutschland“, meint GDV-Präsident Wolfgang Weiler. Und nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) müssen wir uns dauerhaft auf solche Szenarien einstellen. So belegen Klimaanalysen der vergangenen 70 Jahre, dass extreme Starkniederschläge in Deutschland zugenommen haben. Die Auswertung von Radardaten würde zeigen, dass man bei der Bewertung der Naturgefahr Starkregen in einigen Regionen von einer neuen Gefährdungslage ausgehen müsse, heißt es vom DWD.

So dürfte sich beispielsweise Norddeutschland mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit als bisher mit Starkregen konfrontiert sehen. Aber auch in den Mittelgebirgen und den Alpen habe sich die Verweildauer der Wetterlagen erhöht: Niederschlagsgebiete ziehen langsamer ab und lokale Starkniederschläge dauern länger an.

Extremwetter dürften sich künftig häufen

Der Klimawandel als Verursacher immer häufiger vorkommender Unwetter? Ja, wenn es nach der Meinung vieler Experten geht. Der Klima- und Umweltphysiker Professor Thomas Stocker von der Universität Bern äußerte gegenüber dem Magazin GEO: „Tatsächlich sind manche Wetterextreme wie Hitzewellen und Starkregen durch den Klimawandel messbar häufiger geworden. Vor allem in den Übergangsmonaten im Frühjahr und Herbst werden vermehrt Stark­niederschläge gemessen, wie wir sie in dieser Intensität und Häufigkeit eher aus den Tropen kennen …“

Auch tropische Temperaturen sind inzwischen längst ein flächendeckendes Phänomen. So war das vergangene Jahrzehnt mit Abstand das heißeste seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen 1880. Damit nicht genug: Das Jahr 2019 ging als zweitwärmstes in die Geschichte ein – nur 2016 war wärmer. „Wir gehen davon aus, dass bestimmte Wetterextreme schon in den nächsten 40 Jahren fünf- bis zehnmal häufiger auftreten werden, wenn es nicht gelingt, die Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu halten. Dann würde etwa statt alle 20 Jahre alle zwei bis drei Jahre eine Hitzewelle auf uns zukommen. Das bedeutet für Mitteleuropa ein völlig anderes, noch wechselhafteres Klima“, so Wissenschaftler Stocker im erwähnten Beitrag.

Keine Frage: Der Klimawandel schadet der Natur und beeinflusst unseren Alltag. Längst ist er auch im Business angekommen. Besonders Unternehmen aus den Branchen Öl und Gas, Versorger oder Grundstoffe bekommen das zu spüren. Und neben der Tourismus- wird auch die Immobilienbranche stark betroffen sein.

Elementarversicherung gewinnt an Bedeutung

Auf die Versicherungswirtschaft hat der Klimawandel ebenfalls erhebliche Auswirkungen. Hier sind Wohngebäudever­sicherung und insbesondere die Elementarversicherung zu nennen. Schließlich deckt sie die Schäden ab, die am Gebäude beispielsweise durch Extremwetter verursacht werden.

Rund 90% aller Immobilienbesitzer sind im Besitz einer Wohngebäudeversicherung. Die eigentlich notwendige Zusatzversicherung gegen Elementarschäden haben nur 43%. Allerdings ist die Abdeckung deutschlandweit sehr unterschiedlich. Im Bundesland Bremen liegt sie gerade einmal bei 22%. In Baden-Württemberg dagegen ist die Quote mit 94% sehr hoch, was auch daran liegt, dass dort bis 1993 eine Ver­sicherungspflicht gegen Elementarschäden bestand.

Beim Assekuradeur DOMCURA, der im Bereich Wohngebäudeversicherung Marktführer ist, verfügen über 70% der Wohn­gebäude-Versicherten zusätzlich über diesen Schutz gegen Elementarschäden. Aus gutem Grund: Die Vermittler sind sehr sensibilisiert. Zumal gerade das Thema Starkregen auf nahezu sämtliche Regionen zutrifft. Fehlt beim Vermittler das dafür notwendige Verständnis, kann es durchaus passieren, dass der Versicherte auf diese wichtige Zusatzversicherung verzichtet – in dem Glauben, alle möglichen Schäden wären bereits durch die Wohngebäudeversicherung abgedeckt. Was sich letztlich als teurer Irrglaube entpuppen könnte.

Assekuradeur versichert künftig ZÜRS-4-Objekte

Apropos teuer: Anhaltende Regenfälle oder Schneeschmelzen sorgen immer wieder dafür, dass Flüsse und Bäche über die Ufer treten. Die Folge: Überschwemmungen. Mal mehr und mal weniger gravierend. Nicht nur für Versicherungsnehmer kann es hier kostspielig werden, auch für den Risikoträger. Bei der Beantwortung der Frage, welche Gebäude in welchem Ausmaß hochwassergefährdet sind, hilft das in vier Gefährdungsklassen unterteilte „Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen“ – kurz ZÜRS genannt.

Laut GDV liegen in Deutschland 90,9% aller Immobilien in der Klasse ZÜRS 1. Objekte, die problemlos gegen Elementarschäden versichert werden. Anders sieht es bei den übrigen Gefahrenklassen aus. Laut der Ratingagentur Franke und Bornberg steigen viele Versicherer bei ZÜRS 3 aus. Oder berechnen Beiträge, die aufgrund der Risikozuschläge für die Immobilienbesitzer kaum noch bezahlbar sind. Vor dem Hintergrund sich künftig häufender Extremwetter arbeiten Versicherungsunternehmen an Konzepten, die nach Möglichkeit alle ZÜRS-Klassen abdecken.

Der Assekuradeur DOMCURA, der mit seiner Wohngebäudeversicherung in den letzten Jahren verschiedene Qualitätsrankings anführte, ist da einen Schritt weiter und wird bereits ab Herbst ZÜRS-4-Objekte versichern können. Möglich macht das eine Partnerschaft mit iptiQ. Als 100-prozentige Tochter des weltweit größten Rückversicherers Swiss Re verfügt iptiQ über umfassende Naturkatas­trophen-Expertise sowie eine moderne Erstversicherungsplattform. Gemeinsam haben DOMCURA und iptiQ ein Produkt entwickelt, welches rund 104.000 Immobilien, die der höchsten Gefahrenklasse zugeordnet sind, Versicherungsschutz bietet. Und das zu akzeptablen Preisen und Selbstbeteiligungen. So wird die Durchschnittsprämie bei rund 2.000 Euro pro Jahr liegen. Damit nicht genug: Sogar Objekte, die einen Vorschaden vor­zuweisen haben, genießen diesen Ver­sicherungsschutz. Damit dürfte DOMCURA in Deutschland flächen­deckend einziger Anbieter sein.

Eine feine Sache. Viel mehr freuen würde sich der Assekuradeur aber, wenn es tatsächlich gelingen sollte, die Klimaerwärmung aufzuhalten oder zumindest zu entschleunigen. Denn nur so ließen sich gefährliche Kettenreaktionen verhindern.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 10/2020, Seite 46f., und in unserem ePaper.

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AIG erweitert Privathaftpflicht- und Hausratversicherung

In den vergangenen Jahren hat AIG einen deutlichen Umbau erfahren. Neben dem industriellen Geschäft rücken immer mehr auch KMUs in den Fokus des Versicherers. Neues gibt es aber auch auf Anregung von Versicherungsmaklern in der privaten Sachversicherung.

Wie der Versicherer AIG mitteilt, hat er auf Impulse von Versicherungsmaklern reagiert und die Deckungsinhalte des Standardproduktes Privathaftpflicht und Hausrat verbessert. Dazu gehören unter anderem eine Besserstellungsklausel und eine Marktgarantie. Das Privatkundengeschäft sei auch in den kommenden Jahren ein wichtiger Teil der Wachstumsstrategie in der DACH Region der AIG Europe S.A., erklärt General Alexander Nagler, General Manager der AIG in Deutschland.

 

Das Privatgeschäft möchte AIG insbesondere mit ausgewählten Maklern und Pools sowie im Belegschaftsgeschäft ausbauen. Der Versicherer verweist in dem Zusammenhang auf seine digitalen Services und eine schnelle Schadenbearbeitung. (bh)

In AssCompact 10/2020 lesen Sie ein Interview mit Alexander Nagler, General Manager der AIG in Deutschland: „AIG geht verstärkt ins KMU-Geschäft“

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Drohnen: Risiken für Hobbypiloten ohne Versicherungsschutz

Drohnen werden immer beliebter. Doch laut einer Umfrage des InsurTechs helden.de lassen 8% der Privatpiloten ihre Drohnen ohne Versicherung abheben. Schätzungsweise 1,7 Millionen Flüge pro Jahr sind nicht versichert. Die Folgen können gravierend sein. Weitere Ergebnisse der Umfrage zeigt eine Bildergalerie.

 
von
 

„Unsere Aufgabe ist, Massengeschäft schlank abzuwickeln“

Die Haftpflichtkasse will die Service-Exzellenz gegenüber Maklern weiter verbessern, versperrt sich aber auch dem Direktvertrieb nicht. Wie das zusammenpasst, erklärt Stefan Liebig, Vertriebsvorstand der Haftpflichtkasse im Interview. Und auch um die Betriebsschließungsversicherung geht es.

Herr Liebig, seit etwas mehr als einem Jahr sind Sie Vertriebsvorstand der Haftpflichtkasse. Wie hat sich Ihr Blickwinkel – von der Vermittlerseite zur Versichererseite – geändert?

Der Blickwinkel hat sich natürlich schon verändert, weil sich ja die Aufgabenstellung geändert hat. Ich würde aber auf jeden Fall sagen, dass es hilft zu wissen, wie der Makler denkt – schließlich sind wir ein Maklerversicherer. Die Gesprächspartner schätzen das und so ergibt sich oft recht schnell ein Gedankenaustausch auf Augenhöhe. Die Haftpflichtkasse behandelt zudem alle Makler nach einheitlichen Kriterien, das ist eines der Erfolgsrezepte. In dem Moment, in dem man alle gleich behandelt, den gleichen Service bietet und mit den gleichen Konditionen ausstattet, ergibt sich eine gute Basis für langfristige Partnerschaften.

Die Haftpflichtkasse ist nicht nur Maklerversicherer, sondern auch Kompositversicherer. Die Bedeutung der Sachsparten für Maklerbüros erlebt seit ein paar Jahren ein Revival. Hält das an?

Der Trend ist ungebrochen und wird durch die aktuelle Entwicklung noch einmal verschärft. Laufende Einnahmen sind für jedes Maklerunternehmen eine wichtige Geschäftsgrundlage, selbst wenn es kleinteiliges Geschäft und damit mitunter auch aufwendiger ist. Unsere Aufgabe als reiner Kompositversicherer besteht darin, Massengeschäft – bei uns hat das Privatgeschäft einen Anteil von rund 70% – möglichst schlank mit den Maklern abzuwickeln.

Inwiefern war und ist der Bereich nun in der Covid-19-­Krise betroffen?

Wir haben relativ schnell ein Maßnahmenpaket geschnürt und dabei unbürokratisch eine unterjährige Umstellung auf monatliche Zahlungsweise ohne Zuschlag oder auch eine Beitragsstundung im Gewerbegeschäft angeboten. Das wurde teilweise angenommen, ein Massenphänomen konnten wir nicht erkennen. Aber es war ein wichtiges Signal an die Makler. Wir haben das auch nicht den Kunden direkt angeboten, sondern es über die Makler laufen lassen. In unserem Kerngeschäft – Hausrat, Haftpflicht und Unfall – haben wir bis heute kaum Auswirkungen gespürt.

Was macht die Krise mit dem Neu­geschäft? In den vergangenen Jahren hat die Haftpflichtkasse regelmäßig zugelegt.

2019 war insgesamt ein sehr erfolgreiches Jahr, sowohl was die Steigerung der Beitragseinnahmen als auch das Geschäftsergebnis angeht. Wir sind auch richtig gut in das Jahr 2020 gestartet und unser Geschäftsmodell hat sich in der Krisenzeit insgesamt als sehr robust erwiesen. Diverse Effekte, hauptsächlich im Gewerbegeschäft, werden wir aber wohl erst in einigen Monaten spüren. Unterm Strich gehen wir davon aus, dass der Bestandszubau im laufenden Geschäftsjahr moderater als geplant verlaufen wird.

Spüren Sie denn derzeit eine Ver­lagerung hin zum digitalen Abschluss?

Ja, aber das ist nicht nur coronabedingt. Die Entwicklung hat schon vorher eingesetzt. Auch auf unserer Website kann man direkt abschließen, und davon machen viele online-affine Kunden Gebrauch – mit wachsender Tendenz.

Was heißt das für Versicherungsmakler?

Ich denke, dass sich Makler gerade wegen Corona noch stärker mit Digitalisierung und Automatisierung auseinandersetzen. Man versucht intensiver, das kleinteilige Geschäft kostenarm zu verwalten, und da hilft die Automatisierung immens. Was aber den direkten Abschluss betrifft, ist es nicht die Frage, was die Haftpflichtkasse will, sondern was die Kunden wollen. Und da gibt es welche, die beraten werden möchten. Aber es wird auch diejenigen geben, die beispielsweise für eine einfache Hausratversicherung keine Beratung möchten und das lieber direkt selbst machen. Wichtig ist uns dabei, dass der Kunde unabhängig vom Zugangsweg letztlich immer das gleiche Angebot bekommt. Und natürlich ist und bleibt der Makler Kern unserer Aktivität.

Die Haftpflichtkasse ist Teil der Diskussion um die Betriebsschließungsversicherung.
Sie waren an der bayerischen Kompromisslösung beteiligt. Wie erklären Sie Maklern und Kunden, dass der Versicherungsschutz nicht zum Tragen kommt?

Unser Standpunkt ist, dass das Coronavirus über unsere Betriebsschließungsversicherung mitversichert ist und wir vertragsgemäß den Schaden regulieren, wenn im Betrieb ein versicherter Erreger aufgetreten ist und der Betrieb aus diesem Grund von der Behörde vollständig geschlossen wurde. Diese Regelung ist weiterhin gültig. Sie stand niemals zur Disposition. Wir prüfen jeden einzelnen Vertrag am konkreten Sachverhalt und entscheiden dann darüber. Wo somit ein Anspruch besteht, wird und wurde bereits ohne Wenn und Aber Versicherungsschutz gewährt – auf dieser Grundlage haben wir betroffene Firmenkunden zwischenzeitlich entschädigt.

Der Kompromiss fand zunächst ein gutes Echo, dann wurde die Kritik massiv.

Klar ist heute, dass wir neben der Kritik auch viel Zustimmung erhalten haben. Ein Großteil der Firmenkunden und viele Vermittler haben sich gegenüber dem Kulanzangebot zustimmend geäußert. Zudem haben wir es indessen ausgebaut: zum einen auf weitere bei uns versicherte Branchen; zum anderen übernehmen wir für Kunden aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe im Rahmen der Kulanz weitere 10% der jeweils versicherten Tagesentschädigung für die Dauer von 30 zusätzlichen Tagen, sofern der Kunde 60 Tage Haftzeit versichert hat.

Lassen Sie uns noch auf die Produkte sehen. Letztes Jahr gab es einen neuen Unfalltarif und einen Strafrechtsschutz-Baustein in der PHV. Gibt es Pläne für dieses Jahr?

Die beiden Produkte kommen im Markt sehr gut an. Derzeit arbeiten wir daran, ein neues Produkt für das Bauneben­gewerbe auf die Beine zu stellen. Unser Ziel ist, zur „DKM digital.persönlich“, bei der wir natürlich ebenfalls mit von der Partie sind, ein Angebot parat zu haben.

Und was tut sich in Sachen Digitalisierung?

Was die Prozesse insgesamt betrifft – zwei Drittel unseres Neugeschäfts werden dunkel verarbeitet –, sind wir bereits sehr gut aufgestellt. Schadenregulierungen erfolgen überwiegend innerhalb von 24 Stunden und unser Extranet wird von den Maklern zur digitalen Abwicklung von Geschäftsvorfällen stark frequentiert. Bei größeren Vertriebseinheiten wollen wir noch mehr Dienstleister sein und kümmern uns vermehrt um Schnittstellen. Makler schließen sich immer häufiger größeren Einheiten an, dieser Marktentwicklung wollen wir Rechnung tragen. Daneben werden wir im zweiten Halbjahr ein Online-Portal für Endkunden zur Verfügung stellen. Darin können zum Beispiel Verträge mit Papierlos-Nachlass bequem verwaltet werden. Das hilft Kunden und Maklern gleichermaßen.

Es gibt eine Tendenz, dass Geschäft zu großen Versicherern geht. Wird die Haftpflichtkasse hier den Maklerzuspruch verteidigen können?

Es wird Vermittler geben, die das für sich so beurteilen. Wir bekommen aber eher Anfragen, ob wir nicht Bestände übernehmen wollen. Eben weil Makler wissen, dass wir die schlanke Verarbeitung gerade dieses kleinteiligen Geschäfts sehr gut können. Darauf konzentrieren wir uns. Wir haben uns eine neue Strategie verordnet, die heißt „Exzellenz 2024“. Wir wollen damit unsere Markenkernwerte beim Makler erlebbar machen. Die passenden Schlagworte dazu sind „einfach, innovativ und nachhaltig“. Wir streben eine Erreichbarkeit von 99% an und wollen 90% der Anrufe fallabschließend bearbeiten. Der Makler schätzt, dass er bei uns findet, was er – vielleicht – bei anderen Versicherern vermisst. Ich denke, wir haben gute Chancen, uns in diesen Nischen im Bewusstsein eines Service-Dienstleisters angemessen weiterzuentwickeln.

Den Artikel finden Sie auch in der AssCompact 07/2020 und in unserem ePaper.

Bild: © Die Haftpflichtkasse

 

Auf dem Weg zur Flatrate-Versicherung?

Flatrate-Versicherungen gelten in der Digitalwelt als Versicherungsprodukte der Zukunft. Heute gibt es sie bereits im Bereich Kfz oder Hörgeräte und Brillen. Auch einige Start-ups versuchen sich auf dem Gebiet. Der Digitalverband Bitkom sieht auf Fünf- bis Zehnjahressicht durchaus Chancen für diese „Rundum-Sorglos-Produkte“.

Bitkom ist der Digitalverband Deutschlands und beschäftigt sich auch intensiv mit dem Bereich Versicherungen. So hat er sich zuletzt über das Versicherungsprodukt der Zukunft Gedanken gemacht und beleuchtet, wie die Angebote von morgen aussehen könnten.

Es muss bequem sein

Bevor aber eine mögliche neue Produktwelt in Augenschein genommen werden kann, muss zuerst der Blick auf die heutigen Kundenerwartungen fallen. So haben Amazon und Google das Kundenverhalten in Deutschland verändert. Die großen Internetfirmen geben vor, was Kundenorientierung bedeutet und ermöglichen ihren Kunden eine neue Bequemlichkeit – oder suggerieren diese zumindest. Jedenfalls gelten die Servicelevels der Internetgiganten heute als Standard. Und da die Kunden immer internetaffiner werden, wird sich ihre Erwartungshaltung immer mehr in diese Richtung entwickeln.

Bitkom leitet daraus ab, dass komplizierte AGBs und Spartendenken in der Versicherungswirtschaft keine Zukunft mehr haben werden. Versicherungsprodukte müssten einfacher werden. Chancen für eine 1:1 Umsetzung der klassischen Produkte in die Digitalwelt sieht der Verband nicht – auch aufgrund der starken gesetzlichen Regulierung. Hingegen identifiziert er zwei Tendenzen, wohin sich die Versicherungsprodukte entwickeln könnten: Diese lauten Flatrate-Produkte und On/Off-Produkte.

Flatrate-Versicherung aus dem Ökosystem

Sogenannte Flatrate-Versicherungen gibt es heute schon am Markt. Meist werden sie direkt beim Kauf eines Produktes mitangeboten. Dahinter steckt die Idee eines Rundum-Sorglos-Pakets, was allerdings auch schon viele klassische Versicherungen versprechen.

Flatrate-Versicherungen fahren einen All-Risk-Ansatz zu einem Fixpreis, verfügen über eine hohe Flexibilität und inkludieren weitere Services. Bitkom erkennt darin neue Kundenbindungs- und Ertragspotentiale und schreibt in einem Positionspapier: „Der Premiumanbieter der Zukunft wird weniger über Kleingedrucktes als Ausschluss der AGBs punkten können, als vielmehr über transparente Zusagen mit wenigen, verständlich definierten Ausnahmen (gemäß All-Risk-Ansatz).“ Darum herum sollen sich dann Zusatzleistungen gruppieren, die sich etwa aus einem Ökosystem heraus speisen könnten.

Beispiel für eine Flatrate-Versicherung

Ein Beispiel, wie ein Flatrate-Produkt aussehen könnte, führt Bitkom auch an. Die Basis könnte etwa ein Schutz sein, der Haftpflicht, Hausrat und Glas enthält, entsprechend anpassbar an die jeweilige individuelle Ausgangssituation. Dazu könnten frei konfigurierbare Elemente ergänzt werden. Solche „Regler“ könnten sein: Unfall, Rechtsschutz (beispielsweise als On/Off-Produkt oder Auswahl von Privat-, Miet-. Arbeits- und/oder Verkehrs-Rechtsschutz) , Wohngebäude, Mobilität, Risiko-LV (flexibel anpassbar) und Berufsunfähigkeit (mit automatischer Angleichung ans Gehalt).

Bestrebungen, solche Produkte umzusetzen, sehen die Digitalexperten bereits in der Versicherungswirtschaft. Versicherer würden diesbezüglich in ihre IT-Systeme investieren, denn solche Produkte benötigten auf Versichererseite auch jede Menge Effizienz.

Bitkom gelangt letztlich zu dem Fazit, dass sich Flatrate-Versicherungen durchsetzen werden und gibt zu bedenken, dass auch Amazon und Apple irgendwann Versicherungen anbieten könnten, etwa Cyberpolicen. Diese könnten bei Amazon beispielsweise dem Vorbild einer Prime-Mitgliedschaft folgen.

On/Off-Verträge am anderen Ende der Skala

Bei Flatrate lautet das Prinzip: alles drin, jederzeit. Eine beinahe gegensätzliche Ausprägung, die die digitale Produktwelt künftig prägen könnte, sind On/Off-Verträge, die temporären Schutz in einer aktuelle Situation anbieten. Heute schon sieht man diese als situative Versicherungen am Markt, etwa in Form eines Drittfahrschutz in der Kfz-Versicherung oder als Eventversicherungen wie zum Beispiel für den Besuch des Oktoberfests. Interessant sein könnte hier alles, was im Trend liegt, etwa eine Kurzzeit-Unfallversicherung bei Nutzung eines „E-Scooters to go“. Es sei selbsterklärend, meint Bitkom an der Stelle, dass ein solches Geschäftsmodell ausschließlich mobil funktioniert. Die Vorteile lägen auf der Hand – für Versicherer und Kunden: Hohe Geschwindigkeit beim Abschluss, hohe Flexibilität, kein Papier, hoher Grad an Self-Services (z.B. Vertragsänderungen über eine App), prompte Sofortregulierung bei Schäden.

Bitkom geht deshalb davon aus, dass diese Art der Verträge neben den Flatrate-Versicherungen ebenfalls ihre Daseinsberechtigung haben werden. Mit einem schnellen kompletten Umbruch der Produktwelt rechnet aber auch Bitkom nicht. Bis es soweit sei, müssten digitale (Standard-) Produkte, welche aus den klassisch gewachsenen Versicherungsgeschäften entwickelt wurden, als Überbrückung in die neue Produktwelt dienen. (bh)

Hier geht es zum Positionspapier „Versicherungsprodukt von Morgen des Bitkom e.V.

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