Im Jahr 2018 lag das Gesamtvolumen der Beiträge an Kfz-Versicherer im GDV bei knapp 28 Mrd. Euro. In den Jahren zuvor kannte der Markt nur Zuwächse. Doch wie sieht die Kfz-Versicherung der Zukunft aus? Themen wie die Mobilitätswende oder die Digitalisierung könnten dafür sorgen, dass die Trends in der Versicherungsbranche in Zukunft weniger linear verlaufen. Welche Veränderungen wahrscheinlich sind, lässt sich erst ergründen, wenn eine entscheidende Frage vorab geklärt ist: die nach unserer mobilen Zukunft. Werden schon bald selbstfahrende Autos die Straßen säumen oder geht die Entwicklung in Richtung von Mobilitätsunternehmen, die ihren Kunden für jede Gelegenheit die passende Lösung bieten?
Kfz-Versicherung zwischen Flottentarifen und Produkthaftung
Schon heute sprechen große Player wie Volkswagen, die Deutsche Bahn und andere von sich als Mobility-Unternehmen. Es scheint, als hätte die Zukunft längst begonnen. Autos von Tesla können seit Jahren unabhängig von Insassen die Spur halten und auch der Fahrdienst Uber denkt darüber nach, künftig autonom fahrende Autos einzusetzen. Für die Kfz-Versicherung der Zukunft bedeuten diese bevorstehenden Veränderungen tiefe Einschnitte.
Wenn künftig Fahrzeugflotten dominieren und sich Kunden statt eines Autos Mobilität einkaufen, dürften individuelle Kfz-Tarife, wie wir sie heute kennen, der Vergangenheit angehören. Stattdessen werden sich Flottentarife durchsetzen. Sensoren und vernetzte Automobile sorgen dafür, dass solche Einheitsverträge gar auf Basis von Echtzeitdaten optimiert werden können. Bei selbstfahrenden Autos bliebe gar die Frage, ob Versicherungen für Flottenbetreiber oder einzelne Besitzer überhaupt noch notwendig sind – schließlich könnte im Falle eines Unglücks die Produkthaftung greifen. Die Kfz-Versicherung würde in diesem Fall mit dem Autohersteller geschlossen.
Kfz-Versicherung wird zum B2B-Produkt
Für Selbstlenker stellt sich die Frage, ob Tarife künftig nicht noch stärker individualisiert werden, als heute. Der Bonus für wenige Jahreskilometer oder für die eigene Garage ist bekannt. Dank moderner Technik könnten auch sicherere und regelkonforme Fahrer mit günstigeren Tarifen belohnt werden – vorausgesetzt, Versicherer erhalten Zugriff auf die vom Fahrzeug erhobenen Daten und können diese auch verarbeiten.
Neben der Tarifierung von Kfz-Versicherungen, steht auch der Versicherungsvertrieb vor gravierenden Veränderungen. Je mehr Fahrzeugflotten es gibt, desto weniger wird der klassische Vertrieb zum Endkunden gefragt sein. Statt des heute üblichen B2C-Geschäfts könnten Kfz-Versicherungen der Zukunft zwischen Versicherungsgesellschaften und Flottenanbietern im Rahmen von B2B-Vereinbarungen geschlossen werden. Für den Vertrieb bedeutet das, dass in Zukunft weniger, aber dafür stärker spezialisierte Sales-Experten benötigt werden.
Versicherungsunternehmen, die diese Entwicklung schon heute erkennen und sich darauf einstellen, können neben wertvollen Erfahrungen auch erste Geschäftsbeziehungen aufbauen, die sich in Zukunft intensivieren lassen. Um sich im potenziellen Wachstumsfeld der Fahrzeugflotten zu positionieren, sind schon heute geeignete Produkte notwendig. Für Versicherer lauern hier jedoch einige Fallstricke: Da sich das Geschäft mit Mobilität am Anfang befindet, ist es volatil. Bei Versicherungsunternehmen ist daher neben Flexibilität auch die Fähigkeit gefragt, bevorstehende Entwicklungen antizipieren zu können.
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