In einer aktuellen Erhebung hat der Wirtschaftsinformationsexperte databyte Zahlen zu Frauen in Führungspositionen unter die Lupe genommen. Alle weiblichen Geschäftsführer, geschäftsführende Gesellschafter und Inhaber eingetragener deutscher Unternehmen des Handelsregisters im September 2018 fließen in die Auswertung ein. Die Ergebnisse bestätigen zu großen Teilen die landläufige Meinung zu klassischen Frauendomänen (Die Leitung von Friseur- und Kosmetiksalons liegt mit einer Quote von 69,5% fest in Frauenhand), bringen aber auch Überraschungen zutage. So besetzen Praxen von psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten den zweiten Platz im Ranking. Üblicherweise geht dieser Bereich im beruflichen Sammelbegriff „Gesundheitswesen“ unter.
Führungskräfte im Bankwesen: 8,8% Frauenquote
Im Finanz- und Bankwesen bilden weibliche Führungskräfte weiterhin die Ausnahme. Gerade mal 545 Frauen zählt die gesamte Führungsriege der Banken, das bedeutet 8,8% Frauenquote. Im restlichen Finanzsektor arbeiten zwar über 10% in den Führungsrängen, allerdings kommt kein Bereich auf nur ein Viertel Frauenanteil. Versicherungen beispielsweise verbuchen 13,5% weibliches Führungspersonal. Das Finanzwesen kann insgesamt gerade mal 14,2%, das bedeutet 19.610 Frauen, nachweisen. Personalvermittler und Consulting-Unternehmen beschäftigen mit um die 23% die meisten weiblichen Leader.
Weibliche Stereotype stehen im Weg
Weshalb das weibliche Geschlecht immer noch dermaßen gering in der obersten Etage des Finanzwesens vertreten ist, weiß Petra Carlsen, ehemalige Personalvermittlerin und selbstständiger Coach. Sie gründete den Women’s Club im Netzwerk Hamburg@work, damit sich Frauen in hochrangigen Positionen gegenseitig unterstützen können. „Der Bereich Finanz- und Bankwesen ist sicherlich in den unteren Ebenen ausgeglichen besetzt. Doch in den Führungsetagen fehlen die Frauen. Hier funktionieren die alten und bewährten Männernetzwerke.“ Die geringe weibliche Vertretung im Banken- und Finanzwesen erklärt sie vor allem über die weiblichen Stereotype: Nur sehr wenige Mädchen interessieren sich im Schulalter für die Fächer der späteren MINT-Berufe. Ferner stehen traditionelle Rollenbilder im Weg, wenn es darum geht, eine Führungsposition zu ergreifen. Hinzu kommen grundlegende Faktoren wie Alter und Beschäftigungsform. Führen in Teilzeit mit Einstieg um 35 Jahr und vorheriger Elternzeit ist derzeit nicht machbar. Eine aktiv getroffene Entscheidung gegen einen Top-Job liegt ebenfalls im Bereich des Möglichen: „Viele Frauen entscheiden sich auch gegen einen Aufstieg, weil ihnen die Spiele der Macht in der Männerwelt nicht zusagen.“ (ad)
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