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Unfallversicherung
24. November 2017
Unfallversicherung für Vereine: „Das Thema ist sehr beratungsintensiv“

Unfallversicherung für Vereine: „Das Thema ist sehr beratungsintensiv“

Beim Versicherungsschutz für Vereine ist die Vereinsgruppenunfallversicherung ein wichtiger Baustein. Denn viele Vereine überschätzen den Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung, und Beratung durch den Makler ist gefragt, wie Thorsten M. Kuhr, Geschäftsführer & Inhaber der BERNHARD Assekuranzmakler GmbH & Co. KG unterstreicht.

Herr Kuhr, über private Unfallversicherung wird ja viel diskutiert. Welchen Stellenwert hat sie in Ihrem Unternehmen? 

Die private Unfallversicherung ist sicherlich ein wichtiger Baustein im privaten Versicherungsschutz für jede Alters- und Aktivitätengruppe. Wir (https://bernhard-assekuranz.com/home/) sichern hauptsächlich Vereine, Verbände sowie inhabergeführte mittelständische Unternehmen ab. Somit sind unsere Kunden vermehrt über Gruppenunfallversicherungen bei uns versichert. Die private Unfallversicherung kommt dann ins Spiel, wenn wir etwa die privaten Verträge von Mitarbeitern unserer Kunden vorgelegt bekommen und den Versicherungsschutz ins Verhältnis zu den betrieblichen Absicherungen stellen.

Die private Unfallversicherung sichert das gewünschte Maß an regelmäßiger finanzieller Leistung für den Fall ab, dass eine Privatperson einen Unfall erleidet und ihren Beruf nicht mehr ausüben kann. Da sowohl junge als auch ältere Menschen heutzutage sehr aktiv sind, insbesondere auch in Vereinen, besteht leider auch immer das Risiko eines Unfalls. Dazu kommt, dass auch im Haushalt eine beträchtliche Anzahl an Unfällen geschieht. Für diese Fälle sollte man als Privatperson versichert sein. Das gilt vor allem auch für Selbstständige. Entsprechend empfehlen wir unseren Privatkunden die private Unfallversicherung und unseren Vereinen und Unternehmen die Absicherung ihrer Mitglieder und Mitarbeiter.

Die Unfallversicherung muss sich im Hinblick auf den Existenzschutz und Arbeitskraftsicherung gegen Alternativen wie BU oder Dread Disease behaupten. Wie begründen Sie eine Unfallversicherung beim Kunden? 

Die genannten Produkte decken verschiedene Risiken ab und unterscheiden sich auch in der Versicherungsleistung. Die BU zahlt bei „Berufsunfähigkeit“ und nur dann. Die Unfallversicherung leistet bei „Unfall“ und unter Umständen auch, wenn man nicht berufsunfähig ist. Die Dread Disease betrifft „schwere Krankheiten“, was grundsätzlich etwas anderes ist als ein „Unfall“. Deshalb analysieren wir die individuellen Rahmenbedingungen des Kunden und bieten die angesprochenen Alternativen immer zusätzlich an. Uns fällt auf, dass die Unfallversicherung vom Kunden in der Regel als Basisschutz akzeptiert und abgeschlossen wird – aber das größere Interesse an der Absicherung der Dread Disease besteht. Warum? Weil scheinbar viele Menschen in ihrer Familie schon mal einen Herzinfarkt oder Krebs erlebt haben. Eine schwerwiegende Invalidität ist da gefühlt seltener.

Wie steht es denn mit Produkten speziell für Senioren oder Kinder?

Senioren haben meist bereits eine Unfallversicherung aus jüngeren Tagen und stellen diese dann aus Kostengründen im Alter um. Für Senioren gibt es besondere Tarife. Unfallversicherungen speziell für Senioren haben Sinn, weil das Risiko, zu stürzen oder im Haushalt zu verunfallen, oft mit dem Alter zunimmt. Die Unfallfolgen sind dann langwieriger oder schwerwiegender. Auch bei Kindern ist das Unfallrisiko erhöht: Sie sind neugierig und agieren spontaner. Auf Schulwegen und im Vereinssport sind Kinder oft über die Schulen bzw. Vereine versichert. Aber außerhalb dieser Bereiche und Wege ist ein privater Unfallschutz unbedingt notwendig.

Auch hier leiten wir unsere Erfahrung eher aus dem Vereins- und Verbandswesen ab. Deshalb raten wir Jugendträgern, auch für Kinder als Teilnehmer im Verein eine Unfallversicherung abzuschließen. Die spezifischen Risiken zu kennen, ist besonders für die Vorstände von Vereinen und Verbänden wichtig.

Sie beraten viele Vereine. Welche Bedeutung hat bei Ihnen die Vereinsgruppenunfallversicherung?

Wir raten Vereinen und Verbänden grundsätzlich, für die Mitglieder eine Vereinsgruppenunfallversicherung abzuschließen. Denn sie ist eine wichtige Absicherung, gerade für den Fall, dass die jeweiligen Familien keine eigene private Unfallversicherung haben, und auch, um den ehrenamtlichen Mitgliedern die Sicherheit zu geben, dass der Verein für sie sorgt, während sie sich engagieren.

Sind sich die Vereine denn in der Regel über die Grenzen der gesetzlichen Unfallversicherung im Klaren oder ist hier erst einmal Aufklärung gefragt? 

Dies ist ein sehr wichtiger Aspekt und offen gesagt lässt sich festhalten, dass die meisten Vereine nicht genau wissen, wann und wie die gesetzliche Unfallversicherung greift. Wir haben eine große Nachfrage nach unseren Seminaren zum Thema „Versicherungsschutz im Verein“. Der Punkt „Gesetzliche Unfallversicherung“ ist dabei stets sehr gefragt und wird intensiv diskutiert. Es gibt Vereine, die sich ausreichend gut mit dem Versicherungsschutz befassen. Es gibt aber auch solche, die das Thema Versicherungen leider eher hintanstellen.

Uns fällt auf, dass viele Privatpersonen und auch Vereine die Deckung durch die gesetzliche Unfallversicherung überschätzen. Diese leistet generell nur zugunsten von Pflichtversicherten für Folgen eines „Arbeitsunfalles“ oder einer „Berufskrankheit“. Zu den Pflichtversicherten zählen Vereinsmitarbeiter. Ebenfalls pflichtversichert sind ehrenamtlich Tätige aus den Bereichen Gesundheitswesen oder Wohlfahrtspflege sowie für Körperschaften, Anstalten oder Stiftungen des öffentlichen Rechts tätige Personen. Gewählte Ehrenamtsträger in gemeinnützigen Organisationen – zum Beispiel Vorstand, Sportwart oder Kassenwart – können sich freiwillig gesetzlich unfallversichern.

Zu beachten ist jedoch, dass die normale Vereinstätigkeit nicht versichert ist, wenn sich zum Beispiel der Vorsitzende des Tennisvereins beim Tennisspiel verletzt. Viele Ehrenamtliche etwa aus den Bereichen Sport und Kultur sind somit in der gesetzlichen Unfallversicherung nicht pflichtversichert. Das Thema ist nicht einfach und sehr beratungsintensiv.

Würden Sie die Gruppenunfallversicherung als Türöffner bezeichnen oder ist der Weg zum Abschluss eher mühsam?

Als Türöffner eher nein. Meist kommen wir mit Vereinen wegen der Haftpflicht­sparten ins Gespräch. Dabei weisen wir auf die Vorteile einer Gruppenunfallversicherung hin, was dann häufig zu einem Abschluss führt.

Wie gestaltet sich die Kooperation mit Versicherern in diesem Bereich? 

Wir sind über die Jahre zu einer Art „Deckungskonzept­anbieter“ im Vereinswesen geworden, indem wir mit unserem eigenen Konzept am Markt agieren und unsere Dienstleistung auch anderen Maklern anbieten. Einen solchen Prozess kann man natürlich nicht mit jedem Versicherer abbilden. Daher benötigen wir sehr individuelle und anspruchsvolle Mitwirkende. Wir vertreten die Interessen von über 16.000 Organisationen und haben im Laufe der Jahre eine große Anzahl an eigenen Rahmenverträgen mit den Versicherern ausgehandelt, die speziell auf die Bedürfnisse von Vereinen und Verbänden zugeschnitten sind. Bis jetzt haben wir in über 65 Jahren aber immer sehr partnerschaftliche Verbindungen gefunden.

Sind Sie denn zufrieden mit den Produkten auf dem Markt?

Die Produkte auf dem Markt für unsere Zielgruppen kommen vom Grundgedanken her oft aus dem Bereich der Versicherungen für Gewerbekunden. Deshalb ist es wichtig, dass wir unser Fachwissen für Vereine und Verbände bei der Produktentwicklung mit einbringen. Ansonsten würden die individuellen Interessen von gemeinnützigen Kunden nicht so spezifisch umgesetzt, wie es von den Organisationen gewünscht wird.

Zum Schluss noch eine generelle Frage: Wie sehen Sie die Zukunft der privaten Unfallversicherung?

Die private Unfallversicherung wird es auch in Zukunft weiterhin geben, da sie einen Schutz bietet, wie er derzeit von keiner anderen Versicherungsart gedeckt wird, und das Leben nun mal Risiken birgt, für deren Eintritt man sich als Privatperson und auch als Verein für seine Mitglieder absichern sollte. Sowohl die Versicherer als auch wir als Makler sind stets dabei, die Produkte und Abläufe zu modifizieren, um für die digitale Zukunft gut gerüstet zu sein. Aber da gibt es noch unheimlich viele Ideen, die wir in den nächsten Jahren auf dem Markt unserer Zielgruppe präsentieren wollen.  

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 11/2017, Seite 50 f.

 
Ein Artikel von
Thorsten M. Kuhr