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16. April 2025
Versicherer wollen mehr auf Aktien setzen – aktive Strategien im Fokus
Versicherer wollen mehr auf Aktien setzen – aktive Strategien im Fokus

Versicherer wollen mehr auf Aktien setzen – aktive Strategien im Fokus

Wie investieren Versicherer? Laut einer Umfrage von Schroders plant jeder zweite Versicherer eine höhere Aktienallokation. Aktive Anlagestrategien gewinnen dabei unter herausfordernden Marktbedingungen wieder deutlich an Bedeutung.

Versicherungsunternehmen wollen ihre Portfolios künftig stärker mit globalen Aktien bestücken. Das zeigt der Schroders Global Investor Insights Survey. An der Umfrage haben 205 Versicherer aus 23 Ländern mit einem Gesamtvermögen von 11,7 Bio. US-Dollar teilgenommen. Die Studienteilnehmer wurden im Zeitraum zwischen Juni und Juli 2024 befragt. Mehr als die Hälfte (56%) plant demnach ihre Aktienallokation in den nächsten zwei Jahren zu erhöhen. 40% setzen dabei stärker auf aktive Strategien – mehr als auf passive (33%). Dieser Trend zeigt sich auch in Deutschland. Alexander Prawitz, Country Head Germany, Austria, CEE & Mediterranean bei Schroders, sagt: „Die Schroders Global Investor Insights Survey zeigt, dass auch innerhalb des Segments der Versicherungen aktive Strategien wieder eine tragende Rolle spielen, insbesondere auch in Deutschland. Das deckt sich mit unserer Auffassung, wonach aktives Management am besten dafür positioniert ist, um herausfordernde Marktbedingungen zu bewältigen und die gesetzten Kapitalrenditeziele zu erreichen.“

Beliebt bleiben zudem thematische Investments: 36% wollen hier aufstocken. Themen wie Deglobalisierung (31%) und disruptive Technologien (33%) lassen sich laut Befragten am besten über Aktien abbilden.

Die Umfrage ergab auch, dass die Kapitalrendite für 61% der Versicherer Vorrang gegenüber dem regulatorischen Kapital hat. Regulatorisches Kapital ist die Kapitalmenge, die Banken und Finanzinstitute gemäß aufsichtsrechtlichen Vorschriften vorhalten müssen.

Private Markets, Private Debts und besicherte Anleihen

Weitere 46% der Versicherer greifen auf maßgeschneiderte Lösungen zurück, um ihr Engagement auf den Private Markets, also in Anlagen, die nicht an der Börse gehandelt werden, zu erhöhen. Nahezu alle Befragten erwarten, dass sie in zwei Jahren dort investiert sein werden.

„Die Studie zeigt ebenfalls, dass Private-Markets-Strategien in der Gunst der Versicherer oben stehen und auf eine Vielzahl von verschiedenen Investitionsvehikeln zurückgegriffen wird. Wir sehen uns gut aufgestellt, den besonderen Anforderungen von Versicherungsunternehmen mit individuellen Lösungen über das gesamte Private-Markets-Spektrum zu begegnen,“ erklärt Prawitz.

Mehr als ein Drittel sieht in Private Debt auch die größte Anlagemöglichkeit bei festverzinslichen Anlagen, dicht gefolgt von Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating (35%). Die Mehrheit der befragten Versicherer in Deutschland wiederum sieht die größten Chancen bei besicherten Anleihen (Asset-Backed Fixed Income). (bh)

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Wilfried Stras… am 17. April 2025 - 09:23

Weshalb schaffen es Versicherer nicht, trotz ETF mit ca. 9% Rendite, nach allen Kosten für Fonds und Versicherung +Inflation, positive Renditen zu generieren?

Sehr gute Frage – und sie zielt genau auf das Kernproblem vieler kapitalbildender Lebens- oder Rentenversicherungen ab. Obwohl ETFs oft Renditen von ca. 7–9 % p.a. (langfristig, historisch gesehen) bringen, kommen bei Versicherungsprodukten oft mickrige oder sogar negative reale Renditen raus. Hier sind die Hauptgründe:


🔍 1. Hohe Kostenstruktur

👉 Versicherungskosten:

  • Verwaltungsgebühren (häufig 1–2 % p.a. auf das Vertragsguthaben)
  • Abschlusskosten (bis zu 4 % der Beitragssumme, oft über 5 Jahre verteilt)
  • Risikobeiträge (für die Todesfallabsicherung oder Berufsunfähigkeit)
  • Kosten für Garantien (z. B. Kapitalerhalt oder Mindestverzinsung)

👉 Fondskosten:

  • Selbst wenn ETFs verwendet werden, kommen oft teurere Produkte zum Einsatz:
    • "Versicherungsfähige" ETFs oder gemanagte Fonds (TER oft >0,5 %)
    • Zusätzlich internes Fondsmanagement oder Overlay-Strategien
    • Rebalancing-, Transaktions- und Verwaltungskosten

📉 Effekt: Von den 7–9 % brutto bleiben oft nur 3–5 % netto übrig – vor Inflation.


📉 2. Sicherheitsorientierte Anlage / Garantien

Versicherer dürfen das Geld nicht einfach komplett in Aktien stecken, sondern müssen aufsichtsrechtlich konservativ anlegen (Solvency II etc.). Das bedeutet:

  • großer Teil geht in Anleihen mit niedriger Verzinsung
  • Aktienquote oft stark begrenzt (teilweise <30 %)
  • bei klassischen Produkten fast gar keine Aktien

📊 Effekt: Die durchschnittliche Portfoliorendite ist weit unter ETF-Niveau.


📦 3. Komplexe Garantieprodukte

Viele Verträge enthalten Garantien, z. B. Kapitalerhalt oder garantierte Rentenfaktoren. Diese klingen gut, aber:

  • kosten Rendite (Absicherung muss finanziert werden)
  • erzwingen risikoarme Anlage
  • schmälern den Anteil, der überhaupt vom ETF-Boom profitieren kann

🔧 4. Lange Vertragsbindung + Inflation

  • Inflation frisst zusätzlich reale Rendite (wenn du 2–3 % Inflation hast, musst du 5–6 % erwirtschaften, nur um real bei Null zu bleiben)
  • Vor allem bei Altverträgen (z. B. aus den 2000ern), wo die Inflation unterschätzt wurde
  • Vertragskosten wirken über Jahrzehnte exponentiell negativ (Cost Drag)

📊 Beispielrechnung (vereinfacht):

Top, dann machen wir das mal ganz konkret – nehmen wir ein realistisches Beispiel aus der Praxis:


💼 Szenario: 30 Jahre ETF-Sparplan vs. fondsgebundene Rentenversicherung

💰 Ausgangsdaten:

  • Alter: 30 Jahre
  • Sparbetrag: 200 € monatlich
  • Laufzeit: 30 Jahre
  • Ziel: Altersvorsorge
  • Rendite ETF: 7 % p.a. (realistisch, langfristig)
  • Inflation: 2,5 % p.a. (durchschnittlich)
  • Versicherungsrendite (nach Kosten, realistisch): 3,5 % p.a.

📈 1. ETF-Sparplan (selbstgemacht, z. B. mit einem MSCI World ETF)

  • Durchschnittliche Bruttorendite: 7 % p.a.
  • ETF-Kosten (TER etc.): ca. 0,2 %
  • Realrendite nach Inflation: ca. 4,3 % p.a.

📊 Ergebnis nach 30 Jahren:

  • Investiert: 72.000 €
  • Vermögen (real, inflationsbereinigt): ca. 132.000 €

🛡️ 2. Fondsgebundene Rentenversicherung (klassisch, mit ETF-Invest)

  • Gleicher Sparbeitrag: 200 €/Monat
  • Fondskosten + Versicherungskosten + Garantieanteile = ca. 3,5 % Abzug
  • Realrendite nach Inflation: 1,0 % p.a. (optimistisch!)

📊 Ergebnis nach 30 Jahren:

  • Investiert: 72.000 €
  • Vermögen (real): ca. 84.000 €

🔍 Vergleich: