Die Effektivkostenquote hat sich als eine zentrale Vergleichskennzahl etabliert, wenn es um die Bewertung fondsgebundener Rentenversicherungen geht. Versicherungsmakler ziehen die Kennzahl in Beratung und Produktauswahl zu Rate. Die BaFin nimmt sie im Rahmen ihrer Wohlverhaltensaufsicht und des „Value for Money“-Ansatzes“ als eine Basisgröße, mit der sie sicherstellen will, dass Altersvorsorgeprodukte einen hinreichenden Kundennutzen bieten und die Kosten in einem angemessenen Verhältnis dazu stehen.
Da die Berechnung der Effektivkostenquote aber vor allem auf Annahmen basiert und mögliche individuelle Vertragsausgestaltungen nicht einbezieht, gibt es auch immer wieder Zweifel an der tatsächlichen Aussagekraft und Vergleichbarkeit der Kennzahl.
Zentrale Einflussgrößen: Beitragshöhe, Vertragslaufzeit, Renditeannahmen
Welche Einflussfaktoren auf die Effektivkostenquote wirken, hat Lars Heermann, Bereichsleiter der Assekurata Rating-Agentur GmbH, in einem Online-Beitrag zusammengetragen.
Ein entscheidender Einflussfaktor ist demnach die Beitragshöhe: Höhere Beiträge führen in der Regel zu einer geringeren Effektivkostenquote, da sich Fixkosten relativ gesehen auf eine größere Beitragsbasis verteilen. Kunden mit höheren Beiträgen profitieren daher oft von niedrigeren Effektivkosten.
Ein weiterer bedeutender Aspekt ist die Vertragslaufzeit. Je länger die Laufzeit eines Vertrags, desto geringer fällt die jährliche Kostenbelastung aus, da sich die anfänglichen Kosten auf einen längeren Zeitraum verteilen. Dies führt dazu, dass die Effektivkostenquote bei langfristigen Verträgen in der Regel günstiger ist.
Schließlich spielen auch die Renditeannahmen eine wichtige Rolle. Bei der Berechnung der Effektivkostenquote wird häufig eine konstante jährliche Rendite der Kapitalanlage, beispielsweise 4%, angenommen. Diese Annahme schafft einheitliche Vergleichswerte, berücksichtigt jedoch nicht mögliche Schwankungen der Kapitalmärkte.
Anhand von sogenannten Sensitivitätsanalysen berechnet Assekurata, wie stark die Effektivkostenquote auf diese Einflussfaktoren reagiert. Dabei zeigt sich, dass die Effektivkostenquote je nach Verschiebungen bei Laufzeit und Beitragshöhe signifikant variiert. Bei den Berechnungen mit verschiedenen Renditeannahmen – beispielsweise 6% oder 8% – verändern sich die Effektivkostenquote dagegen nicht so stark. Es sind aber eben von vornherein Annahmen, die die tatsächlichen Entwicklungen der Kapitalmärkte nicht abbilden.
So beeinflussen individuelle Vertragsoptionen die Kosten
Grundsätzlich könnte also ein Kostenvergleich verschiedener Tarifangebote dann sinnvoll sein, wenn einheitliche Parameter vorliegen. Doch auch dann hat die Kennzahl ihre Tücke, berichtet Assekurata. Denn wenn ein Kunde individuelle Vertragsoptionen ausübt, hat auch dies Auswirkungen auf die Effektivkosten. Die Assekurata-Berechnungen konnten besonders große Steigerungen von bis zu 30 Basispunkten für Dynamikanpassungen, Teilauszahlungen und Beitragsfreistellungen nachweisen. Zudem wirkt sich auch die Überschussbeteiligung der Anbieter auf die Höhe der Effektivkosten aus. Die Vergleichbarkeit ist insoweit nur dann gewährleistet, wenn Fondskosten und Überschüsse während der Laufzeit unverändert bleiben.
Herrmann kommt zu dem Schluss, dass die Effektivkostenquote zwar eine sinnvolle Orientierungshilfe sein kann, um die zu erwartende Kostenbelastung abzuschätzen – dies aber stets nur unter „Laborbedingungen“. Direkte Tarifvergleiche und auf dieser Basis getroffene Kaufentscheidungen sollten daher mit Bedacht getroffen werden, da die Effektivkostenquote ein Indikator, aber eben kein Preisschild ist.
Weitere Faktoren zur Entscheidung heranziehen
Da die Kosten aber die Diskussion in der Altersvorsorge bestimmen, bleiben sie ein wichtiger Faktor in der Beratung von Versicherungsmaklern. Als alleiniger Faktor in der Entscheidungsfindung sollten sie jedoch nicht betrachtet werden. Andere wichtige Aspekte wie Renditechancen, Flexibilität, Leistungsumfang oder die finanzielle Stabilität des Versicherers dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Denn Produkte mit niedrigeren Kosten sind nicht automatisch die besten Lösungen für den Kunden. Zudem zeichne sich eine gute Rentenversicherung, so Heermann, nicht zuletzt durch ihre eigentliche Zweckbestimmung, nämlich die Zahlung einer lebenslangen Rente im Alter, aus. Und auch hier erkennt Heermann einen Haken: „Auf diesem Auge ist die Effektivkostenquote im Übrigen ebenfalls blind, da die Kosten in der Auszahlungsphase bei der Berechnung vollständig unberücksichtigt bleiben.“ (bh)
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