Der Düsseldorfer Konzern ARAG SE hat seine vorläufigen Kennzahlen für das endende Geschäftsjahr vorgestellt. Der Versicherer erwartet deutlichere Auswirkungen der sogenannten „sozialen Inflation“ als in den vergangenen Jahren auf die Kennzahlen. Das sagte der Vorstandsvorsitzende der ARAG, Renko Dirksen, während des Pressegesprächs. Unter „sozialer Inflation“ versteht man die zunehmende Konfliktbereitschaft der Verbraucher. Der wachsende Druck im Arbeitsmarkt und die Inflationsfolgen für Mieter machen sich bei dem Versicherer in der Zunahme von Verkehrs-, Arbeits- und Mietrechtsfällen bemerkbar.
Noch kein „Trend“ bei Höhe des Schadenaufwands erkennbar
Trotz des starken Neugeschäfts – der Konzern geht von einem Beitragswachstum von 16,2% auf 2,76 Mrd. Euro aus – erwartet die ARAG daher ein Minus beim versicherungstechnischen Gewinn. Er wird im laufenden Jahr voraussichtlich bei etwa 100 Mio. Euro liegen, verglichen mit 138 Mio. Euro im Vorjahr. Darin sei allerdings eine „ergebnismindernde Zuführung zur Schwankungsrückstellung von 30 Mio. Euro berücksichtigt, so der Versicherer. Beim Anstieg des Schadenaufwands als „Trend“ zu sprechen, sei allerdings noch zu früh, heißt es von Dirksen. Die Combined Ratio wird vermutlich von 87,6% im Vorjahr auf 89,6% ansteigen.
Erwartetes Kapitalanlageergebnis deutlich stärker
Eine deutliche Steigerung erwartet das Unternehmen beim Kapitalanlageergebnis. Dies soll auf 148 Mio. Euro steigen, im Vergleich zum Vorjahreswert von 121 Mio. Euro. Insgesamt erwarte man ein weiterhin gutes Ergebnis vor Steuern in Höhe von 110 Mio. Euro – an das Vorjahresergebnis von 136 Mio. Euro kann man aber nicht anknüpfen.
PKV-Geschäft bleibt Wachstumstreiber
Im Kerngeschäft Rechtsschutz erwartet der Konzern, auch getrieben durch den Erwerb des englischen Rechtsschutzversicherers DAS UK, Einnahmen von 1,63 Mio. Euro. Im Jahr 2023 waren es 2023 1,42 Mio. Euro gewesen. In Deutschland werden es Bruttoeinnahmen von 599 Mio. Euro sein, mit einem Marktanteil von 12%. Im internationalen Rechtsschutzgeschäft wird der Konzern voraussichtlich um fast 20% wachsen und mit erwarteten Beitragseinnahmen von etwas über 1,0 Mrd. Euro erstmals die Milliardengrenze überschreiten.
Ein Wachstumstreiber bleibt auch im laufenden Jahr das Krankenversicherungsgeschäft. Hier rechnet das Unternehmen mit einem Anstieg der Beitragseinnahmen von 638 Mio. Euro im Vorjahr auf 744 Mio. Euro im laufenden Jahr. 65% der Monatssollbeiträge des Gesamtbestandes werden über die Krankenvollversicherung erwirtschaftet.
Im Kompositgeschäft werden die Beitragseinnahmen vermutlich von 319 Mio. Euro auf 381 Mio. Euro steigen.
Konzern setzt auf KI, um Mitarbeiter zu entlasten
Im neuen Jahr möchte das Unternehmen im internationalen Markt weiter expandieren. Mit der Hilfe der Konzerntochter HELP Fosikring möchte ARAG dann auch in Finnland Fuß fassen. Derzeit warte man noch auf die behördliche Genehmigung, um die Expansion angehen zu können.
Zudem sollen die Möglichkeiten des Einsatzes künstlicher Intelligenz im Geschäftsalltag weiter ausgebaut werden. Unter dem Begriff ACE (ARAG Claims Engine) arbeitet der Konzern an einem System, das Schadenakten lesen, Zusammenstellungen erfassen und Bearbeitungsszenarien vorschlagen kann. Damit sollen Mitarbeiter entlastet werden.
Zudem setzt der Konzern Hoffnungen auf die Liberalisierung des Fremdbesitzverbots von Anwaltskanzleien, über das der Europäische Gerichtshof diese Woche entscheiden wird. Der Ausgang des Verfahrens sei interessant, da es Hinweise liefern werde, ob der „deutsche Gesetzgeber die starke Abschottung des nationalen Rechtsmarktes lockern muss.“ Derzeit blockiere das Anwaltsmonopol in der Rechtsberatung und das Fremdbesitzverbot „zeitgemäße Zugänge“ für rechtssuchende Verbraucher. (js)
Bild: © ARAG SE
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