Für den Herbst kündigt die Bundesregierung Details zur Reform der privaten Altersvorsorge an. Herzstück der Reform wird ein staatlich gefördertes Altersvorsorgedepot sein. Verbraucher sollen darin in Fonds und andere kapitalmarktbasierte Produkte investieren können, ohne den Zwang zur lebenslangen Verrentung oder Kapitalgarantien. Die Idee dahinter ist, den Sparern chancenreichere Anlagen mit höheren Renditen zu ermöglichen und den Wettbewerb anzukurbeln. Die Reaktionen aus der Finanz- und Versicherungsbranche sind gemischt. Die Trennlinie kann man grob zwischen der Investment- und der Versicherungswelt ziehen.
Da demnächst der entsprechende Gesetzentwurf erwartet wird, hat der AfW-Verband, der sowohl die Interessen von Versicherungsmaklern als auch von Finanzanlagenvermittlern vertritt, sein Positionspapier zu der Reform vorgelegt.
Höhere Renditechancen und mehr Wettbewerb
Grundsätzlich begrüßt der Verband die Einführung des Altersvorsorgedepots: Es biete höhere Renditechancen, fördere den Wettbewerb, sei flexibel und transparent. Aus Sicht der Vermittler würden sich die Beratungsmöglichkeiten mit dem Altersvorsorgedepot zudem erweitern. Aber auch mit Blick auf die jüngere Zielgruppe könne die Attraktivität der Altersvorsorge gesteigert werden.
Risiko von Kapitalmarktverlusten
Trotz der Chancen betont der AfW auch, dass das Altersvorsorgedepot auch Risiken beinhaltet, und führt dabei Marktschwankungen, mögliche Verluste, fehlende Garantien als auch das Fehlen biometrischer Absicherungen an. Zudem sei das Depot zwar einerseits transparent, andererseits aber trotzdem komplex: Die individuelle Auswahl und Anpassung unterschiedlicher Investments erfordert Fachwissen und regelmäßige Überprüfung, so die Position des AfW. Dies stelle höhere Anforderungen an die Beratungsqualität als eine einmalige Vermittlungsleistung.
Empfehlungen des AfW
Insofern fordert der AfW, dass bei Einführung des Altersvorsorgedepots der Schutz der Verbraucher sichergestellt und die Beratungsqualität gestärkt werden muss. Er empfiehlt deshalb folgende Punkte:
So sollte es ermöglicht werden, Altersvorsorgedepots mit Garantieelementen oder Absicherungen gegen Langlebigkeit zu kombinieren. Lebensversicherer sollten weiterhin die Möglichkeit haben, Garantien und Leibrente im Rahmen der geförderten Altersvorsorge anzubieten. Zudem sollten Vermittler durch klare Beratungsstandards in die Lage versetzt werden, die Verbraucher umfassend zu den Chancen und Risiken des Altersvorsorgedepots und der passenden Produkte zu informieren. Das Schaffen steuerlicher Anreize, wie etwa eine höhere und nachgelagerte Absetzbarkeit von Beiträgen oder Zulagen und Gewinnen, könnte das Altersvorsorgedepot für breite Bevölkerungsschichten attraktiv machen.
Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte angekündigt, dass der Gesetzentwurf zum Altersvorsorgedepot im Herbst im Bundestag debattiert werden soll. Sollte es bei dem Zeitplan bleiben, sollte die Veröffentlichung des Entwurfs nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen (bh)
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Bild: © Thomas Reimer– stock.adobe.com
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