Steigende Leistungsausgaben und der medizinische Fortschritt blähen die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) fortwährend auf. Hinzu kommt, dass mit deutlich höheren Gehalts- und Lohnabschlüssen im Gesundheitswesen – bekanntermaßen eine personalintensive Branche – ein weiterer Preistreiber auftreten wird. Wenig überraschend daher, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor wenigen Tagen bekannt gegeben hat, dass der Zusatzbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr 2024 um 0,1% auf dann 1,7% ansteigen wird.
GKV-Beiträge klettern auf neues Hoch
Über die individuelle Erhöhung bei den GKV-Versicherten entscheiden die Kassen aber erst Ende des Jahres. Doch auch der Pflegebeitrag ist – zumindest für Kinderlose – bereits seit Juli 2023 auf ein neues Rekordhoch angehoben worden (AssCompact berichtete). Klar ist daher: Die GKV-Beiträge dürften 2024 auf ein neues Hoch klettern.
Für ungebundene Vermittlerinnen und Vermittler dürfte sich daher erneut die Frage stellen, ob sich angesichts dieser Zahlen für die besser verdienende Kundschaft ein Wechsel in die Private Krankenversicherung (PKV) nicht doch lohnen könnte? Denn in der PKV wird der Beitrag nicht prozentual am Einkommen – lediglich gedeckelt durch die Beitragsbemessungsgrenze –, sondern risikoadäquat etwa in Abhängigkeit vom Alter und Gesundheitszustand sowie vom Umfang der Leistungen kalkuliert.
Der Blick auf die Beitragshöhe allein genügt nicht
Doch die absolute Beitragshöhe sollte nicht das einzige Entscheidungskriterium bei der Abwägung „PKV oder GKV“ sein. Auch der Blick auf die langjährige Beitragsentwicklung sollte Berücksichtigung finden. Gerade auch, weil der stabil gehaltene allgemeine Beitragssatz in der GKV eine konstante Beitragsbelastung der GKV-Versicherten vorgibt, während die PKV eher für sprunghafte Beitragssteigerungen bekannt ist. Doch wie einheitlich entwickeln sich die Beiträge in der GKV und der PKV überhaupt?
So entwickelten sich die Beiträge in den Systemen
Um dieser Frage nachzugehen, hat sich das Wissenschaftliche Institut des PKV-Verbandes (WIP) die Daten zu den GKV-Beiträgen der Gesundheitsberichterstattung des Bundes und zu den PKV-Prämien des PKV-Verbandes genauer angesehen. Betrachtet wurde ihre Entwicklung innerhalb von zwei Zeiträumen: einem zehnjährigem Zeitraum zwischen 2014 bis 2024 und einem 20-jährigen Zeitraum zwischen 2004 bis 2024. Und um Veränderungen in Folge veränderter Versichertenzahlen auszuschalten, wurden die Werte je Versicherten betrachtet. Und auch die milliardenschweren Bundeszuschüsse an die GKV blieben bei der Analyse unberücksichtigt.
GKV und PKV nahezu gleichauf
Und das Team um die beiden Studienautoren Dr. Lewe Bahnsen und Dr. Frank Wild kommt zum Ergebnis, dass sich die Beiträge im GKV- bzw. PKV-System insgesamt ziemlich einheitlich entwickelt haben. Von einer stabilen Beitragssituation in der GKV und einer stark schwankenden Beitragsentwicklung in der PKV kann daher bei Betrachtung längerer Zeiträume keine Rede sein.
Von 2014 bis 2024 ergab sich der Studie zufolge in der PKV ein Anstieg der Prämieneinnahmen je Vollversicherten um 37,5% und in der GKV der Beitragseinnahmen je Versicherten um 38,0%. Damit nahm die Belastung der PKV-Versicherten im betrachteten Zeitraum in etwas geringerem Maße zu als in der GKV. Über den gesamten Zeitraum betrachtet ergibt sich damit eine durchschnittliche jährliche Steigerung der Prämien- bzw. Beitragsbelastung von 3,2% in der PKV und 3,3% in der GKV. Die jährliche Zunahme lag also nahezu gleichauf, konstatiert das WIP.
Auf 20 Jahre betrachtet schneidet die PKV besser ab
Der verlängerte Blick auf den 20-Jahreszeitraum von 2004 bis 2024 vergrößert dagegen den Abstand zwischen PKV und GKV zugunsten der PKV etwas. In der längeren Frist nahmen die Prämieneinnahmen je PKV-Vollversicherten um 74,2% zu, während die Beitragseinnahmen je GKV-Versicherten um 86,6% anstiegen. Diese Werte entsprechen einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung von 2,8% in der PKV und 3,2% in der GKV.
Die Analyse mache also transparent, dass die Beitragsbelastung in der GKV deutlich steigt, selbst wenn der Beitragssatz konstant bleibt bzw. die Zusatzbeiträge nur wenig angehoben werden, schlussfolgert das WIP. Die GKV profitiere nämlich regelmäßig von der Zunahme der beitragspflichtigen Einkünfte und der Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze. Doch die damit einhergehende Mehrbelastung der GKV-Versicherten werde oft nicht wahrgenommen, resümiert die Studie.
Beiträge in PKV steigen stärker als im langjährigen Durchschnitt
Allerdings bleiben auch die PKV-Versicherten im kommenden Jahr nicht von Beitragserhöhungen verschont. Nach Angaben des PKV-Verbandes werden die Beiträge um durchschnittlich rund 7% steigen. Damit klettern die Beiträge 2024 stärker als im langjährigen Durchschnitt. Knapp die Hälfte der PKV-Versicherten dürfte nach Aussagen des PKV-Spitzenverbandes davon betroffen sein. Die Hauptursachen für die Anpassungen sind – ebenfalls wenig überraschend – gestiegene Leistungsausgaben und eben der medizinische Fortschritt. (as)
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