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25. Oktober 2023
Demographischen Wandel als Chance betrachten

Demographischen Wandel als Chance betrachten

Ein heiß diskutiertes Branchenthema ist der demographische Wandel. Bei einer Diskussionsrunde auf der DKM wurde über dessen Auswirkungen auf Versicherer und Vermittler diskutiert und ob die damit verbundenen Herausforderungen eher als Risiko oder als Chance zu sehen sind.

Ein Thema, das die Versicherungsbranche gleich zweifach betrifft, ist der demographische Wandel. Einmal aus Kundensicht – Kunden werden älter und Babyboomer verabschieden sich in den nächsten Jahren massenweise in Rente. Auch in ihrer Kapazität als Arbeitgeber müssen sich Vermittler und Versicherer mit dem Thema auseinandersetzen. Wie wirkt sich der demographische Wandel auf die Versicherungs- und Finanzbranche aus? Das wurde am Dienstag, den 24.10.2023, auf der DKM in der Diskussionsrunde „Was nun? Wie gefährlich ist der demographische Wandel?“ behandelt.

Als Gäste nahmen an der Diskussionsrunde, die von Dieter Kipp vom Unternehmensberater zeb geleitet wurde, Dr. Thomas Wiesemann, Vorstandsmitglied der Allianz Lebensversicherungs-AG und Allianz Private Krankenversicherungs-AG, Harald Rosenberger, Vorstandsvorsitzender der NÜRNBERGER Versicherung, Dr. Ulrich Mitzlaff, Sprecher des Vorstandes der SDK Unternehmensgruppe, Martin Gräfer, Vorstandsmitglied bei der Versicherungsgruppe die Bayerische und Stephanie Frey, Geschäftsführende Inhaberin der Walter Frey Assekuranz-Makler GmbH, teil.

Bei Renteneintritt nicht nur auf Alter konzentrieren

Zunächst diskutierte die Runde darüber, ob der deutsche Markt im Angesicht des demographischen Wandels weiterhin attraktiv für Unternehmen sei. Wiesemann bejahte diese Frage eindeutig, andere Teilnehmer pflichteten ihm bei. „Der Demographiewandel ist auch mit Chancen verbunden“, so Wiesemann. Die Teilnehmer benannten vor allem die betriebliche Vorsorge und Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) als Segmente mit Wachstumspotenzial.

Als positiven Aspekt des demographischen Wandels nannte Gräfer auch die Tatsache, dass viele Menschen neben einer längeren Lebenserwartung auch bis ins hohe Alter gesund bleiben. Diejenigen, die gerne nach dem gesetzlichen Renteneintrittsalter weiterarbeiten wollen, sollten diese Chance erhalten, so Gräfer. „Da ist es wichtig, nicht nur aufs Lebensalter alleine zu schauen, sondern auch auf Qualifikation, auf Lust, Laune und Enthusiasmus.“

IT, Juristen und Aktuare Problemzonen bei Personalgewinnung

Des Weiteren bestätigten die Teilnehmer, dass Fachkräftemangel für ihre Unternehmen aktuell eine Herausforderung darstellt. Wiesemann nannte als „Problembereiche“ in der Personalgewinnung vor allem IT, Recht und auch Aktuare. Man würde hier künftig mehr auf aktive Recruitingstrategien setzen müssen. Mitzlaff bestätigte, dass Fachkräftemangel derzeit ein „Riesenthema“ für sein Unternehmen sei. Als kleineres Unternehmen mit weniger „Strahlkraft“ müsse sich die SDK am Standort Stuttgart gegen internationale Wettbewerber wie beispielsweise Daimler oder Porsche durchsetzen. Das bedeute vor allem, sich gegenüber potenziellen Mitarbeitern attraktiv zu gestalten. Dabei setzt das Unternehmen unter anderem auf kurze Entscheidungswege, hohe Eigenverantwortung und hoch flexible Arbeitsregelungen, was auch gut gelinge. „Aber ja, auch wir haben unbesetzte Stellen in der IT“, gibt Mitzlaff zu.

Brancheninitiative zur Fachkräftegewinnung notwendig

Als Inhaberin eines familiengeführten Maklerunternehmens appellierte Frey an Verbände wie den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) oder den Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler e. V. (BDVM), eine Kampagne aufzusetzen, die darauf abzielt, junge Menschen für die Branche zu begeistern. Während sie als Arbeitgeberin auch auf „klassische“ Strategien wie betriebliche Vorsorge setze, müssen Unternehmen heute mehr bieten. „Wegen einem Obstkorb und einer bAV geht niemand zu einem Arbeitgeber“, so Frey.

Rosenberger stimmt zu: Das Gesamtpaket müsse passen – man müsse darauf achten, dass es der Mannschaft gut geht. Zwar seien Dinge wie eine Viertagewoche und „noch ein laktosefreier Kaffee dazu“ gute Ansätze, doch die alleinige Lösung würden sie nicht bieten.

Die Zuwanderungswelle kann derweil auch von Arbeitgebern im positiven Sinne genutzt werden. Oft sind zugewanderte Personen sehr motiviert und enthusiastisch bei der Sache. Dies sehe er als Chance an, so Gräfer. Doch würden auch die Sozialversicherungssysteme durch Zuwanderung belastet werden – die Bundesregierung müsse daher darauf achten, dass Zuwanderung in einem geordneten Rahmen verläuft.

Künstliche Intelligenz für einfache Aufgaben nutzen

Auch das Thema künstliche Intelligenz (KI) würde während der Diskussion beleuchtet. Doch während laut Mitzlaff die Integration von künstlicher Intelligenz als „Gamechanger“ anzusehen sei, wäre es doch wichtig, Mitarbeitern zunächst die Angst zu nehmen, dass die KI ihre Arbeitsstellen ersetzen wird. Auch wird KI menschliche Mitarbeiter nicht ersetzen. Vielmehr solle man sich darauf konzentrieren, dass die KI in einer Branche, die zunehmend komplexer wird, einfachere Aufgaben übernehmen kann, damit Menschen sich auf komplexe Fälle konzentrieren können. (js)

Bild: © DKM