Die Sparte „Haus und Wohnen“ befindet sich gegenwärtig im Umbruch. Dabei ist für Kundinnen und Kunden die Prämiendynamik wohl besonders markant. Hielt doch der intensive Wettbewerb unter den Anbietern die Prämien lange Jahre niedrig. Doch: tempi passati. Ein Grund: explodierende Baupreise. Insgesamt legten die Preise für den Neubau von Wohngebäuden im Jahresdurchschnitt 2022 um 16,4% gegenüber dem Vorjahr zu. Laut Statistischem Bundesamt ist das die höchste gemessene Veränderung gegenüber einem Vorjahr seit Beginn der Erhebung im Jahr 1958.
Dieser Preisschock macht den Versicherern zu schaffen, die die Wohngebäude bekanntlich zum gleitenden Neuwert absichern. Entsprechend hat man auch beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) reagiert und den Anpassungsfaktor in der Wohngebäudeversicherung 2023 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 15% erhöht. In den Vorjahren waren eher Steigerungen im niedrigen einstelligen Prozentbereich die Regel. Daher rechnet der GDV nun in seiner Frühjahrsprognose mit Prämiensteigerungen im Wohngebäudebereich um etwa 16%, bei Hausrat um etwa 6% für das Jahr 2024.
Auch perspektivisch sieht der GDV in der Wohngebäudesparte stark steigende Prämien kommen. Denn durch die Zunahme bei Extremwetterereignissen, bedingt durch die Erwärmung des Weltklimas, kalkulieren die deutschen Versicherer mit steigenden Schadensummen hierzulande. Der Spitzenverband warnt sogar vor einer Verdoppelung der Beiträge für die Wohngebäudeversicherung allein in den kommenden zehn Jahren; es sei denn, Präventions- und Klimafolgenanpassungen würden ab sofort konsequent umgesetzt.
Individualität und Flexibilität treiben die Produkte
Parallel dazu macht die Produktentwicklung Fortschritte. Die Hausbesitzerinnen und -besitzer werden anspruchsvoller. Sie verlangen von den Produktanbietern auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Lösungen. Denn die eigene Immobilie hat in den letzten Jahren an Stellenwert gewonnen. Es ist nicht mehr nur ein „Dach über dem Kopf“, sondern vielmehr ein Zuhause, eine Wertanlage, ein Rückzugsort und vieles andere mehr. Es ist für viele Menschen wohl ein großes Stück eigene Identität geworden.
Doch wie reagiert die Versicherungswirtschaft auf den Wunsch nach mehr Flexibilität? Die Ansätze sind unterschiedlich. Ein Baustein ist die Implementierung von Garantien in den Bedingungswerken. Damit ist der Versicherungsschutz für Eigenheimbesitzer stets auf Höhe der Zeit.
Auch der Energiewende im Gebäudesektor trägt die Versicherungswirtschaft Rechnung. Auch wenn sich Koalitionäre in Berlin wohl auf eine Einigung im Heizungsstreit verständigt haben, bleiben viele Fragen offen. Sicher ist: Der Wärmepumpenanlage kommt in Neubau-, verstärkt aber auch in Bestandswohnungen als Alternative zu fossilen Heizungssystemen eine bedeutendere Rolle zu. Gleiches gilt für Photovoltaikanlagen auf Dächern und Balkonen. Das klimagerechte Eigenheim liegt schwer im Trend. Damit gehen für Immobilienbesitzerinnen und -besitzer neue Risiken bei Elektronik, Diebstahl und Co. einher.
Was für Wohngebäude gilt, gilt auch für Hausrat. Gerade bei der Zielgruppe der jüngeren Bevölkerung beeinflussen Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Elektromobilität die Zusammenstellung, den Wert und damit auch die Absicherungsbedarfe des eigenen Hausrats. So wächst beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, Daten zu verlieren oder auf einen falschen Online-Shop hereinzufallen. Auch dafür gibt es am Markt optimierte Lösungen.
Grenzen des Versicherungsschutzes
Steigende Prämien und steigende Schadensummen kosten Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer genauso wie die Versicherer viel Geld. Das rückt zwangsläufig auch die Frage nach der Grenze des Versicherungsschutzes in den Vordergrund. (as)
Bild: © Andrii Yalanskyi – stock.adobe.com
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