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12. Juli 2023
GDV: Versicherer haben bisher 6,7 Mrd. Euro für Ahrtalflut gezahlt
GDV: Versicherer haben bisher 6,7 Mrd. Euro für Ahrtalflut gezahlt

GDV: Versicherer haben bisher 6,7 Mrd. Euro für Ahrtalflut gezahlt

Zwei Jahre nach der Ahrtalflut hat die Versicherungswirtschaft 6,7 Mrd. Euro an betroffene Hausbesitzer ausgezahlt. Das Interesse an Elementarschadenversicherungen geht allerdings wieder zurück. Die Zurich warnt derweil vor einer „Flutdemenz“.

Vor zwei Jahren hat Sturmtief Bernd vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen Schäden von etwa 8,4 Mrd. Euro verursacht. Laut des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) geht man nun davon aus, dass alle betroffenen Hausbesitzer Geld von ihrem Versicherer erhalten haben – auch wenn in manchen Fällen noch nicht der Gesamtbetrag ausgezahlt wurde. „Wenn noch nicht der komplette Betrag geflossen ist, liegt das in der Regel an Materialengpässen oder fehlenden Handwerkerkapazitäten“, erklärt Jörg Asmussen, GDV- Hauptgeschäftsführer. In den meisten Fällen haben die Versicherer die Schadenregulierung „schnell, effektiv und zur Zufriedenheit der Kunden“ gelöst.

Bisher haben die Versicherungsunternehmen 6,7 Mrd. Euro der 8,4 Mrd. Euro Gesamtsumme für die Sachversicherung ausgezahlt. „Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass jede und jeder Betroffene möglichst rasch die komplette Versicherungsleistung bekommt. Aber die Schadenregulierung kann eben nur so schnell sein wie der Wiederaufbau“, so Asmussen.

Wiederaufbau nach Flutkatastrophe noch nicht abgeschlossen

Der Wiederaufbau sei derzeit noch in vollem Gange. Insgesamt beziffert der GDV die Zahl der versicherten Schäden in der Flutregion auf 166.000. Diese Zahl wurde korrigiert, nachdem zeitweise eine weit höhere Zahl berichtet wurde – es stellte sich jedoch heraus, dass diese viele nicht versicherte Schäden enthielt.

In Nordrhein-Westfalen, das am schwersten vom Hochwasser betroffen war, sind laut dem GDV bislang 4,2 Mrd. Euro für die 124.000 versicherten Schäden geflossen. In Rheinland-Pfalz sind über 2,1 Mrd. Euro für rund 20.000 ausgezahlt worden. Für versicherte Schäden in anderen Bundesländern, vor allem Bayern und Sachsen, haben die Versicherer bisher 500 Mio. Euro gezahlt.

Nur knapp über Hälfte der deutschen Haushalte besitzt Elementarschutz

Das Interesse an Elementarschadenversicherungen – mit der sich Schäden durch Naturgefahren wie Starkregen und Überschwemmungen absichern lassen – habe allerdings nach einem deutlichen Anstieg nach der Flutkatastrophe inzwischen wieder stark nachgelassen. „Mit diesem existenziell wichtigen Zusatzbaustein der Wohngebäudeversicherung sind immer noch lediglich 52 Prozent der Häuser in Deutschland abgesichert“, sagt Asmussen. In Rheinland-Pfalz, einem der Epizentren des Sturmtiefs, sind sogar nur 46% der Hausbesitzer mit einem Elementarschutz ausgestattet. In Nordrhein-Westfalen sind es immerhin 56%.

Zurich-Vorstand: Bernd war nicht „Worst-Case-Szenario“

Horst Nussbaumer, Vorstandsmitglied der Zurich Gruppe Deutschland verantwortlich für den Schadenbereich, warnt davor, die Ereignisse von vor zwei Jahren vorschnell in Vergessenheit geraten zu lassen. „Auch wenn zwei Jahre nach dem Extremwetterereignis die Spuren der Katastrophe noch fast überall sicht- und spürbar sind, ist es schön zu sehen, dass Narben in der Region sukzessive verschwinden. Gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr der ‚Flutdemenz‘, wobei Extremwetterereignisse wie diese erneut schnell in Vergessenheit zu geraten drohen“, so Nussbaumer.

Bernd sei keinesfalls ein „Worst-Case-Szenario“ gewesen, warnt Nussbaumer – so habe es in der Vergangenheit, beispielsweise im Jahr 1910, sogar höhere Pegelstände im Ahrtal gegeben. Jedoch haben Extremwetterereignisse wie „Bernd“ durch die andere Verdichtung und Bebauung ganz andere Konsequenzen als in der Vergangenheit. Nussbaumer wirbt daher für stärkere Anstrengungen zur Prävention und Bewusstseinsentwicklung in der Bevölkerung.

GDV warnt vor Verdoppelung der Wohngebäude-Prämien

Der GDV forderte bereits im Februar ein Verbot von Neubauten in hochgefährdeten Überschwemmungsgebieten (AssCompact berichtete) und die Nachrüstung von bereits bestehenden Gebäuden gegen Naturereignisse. Sollte in der Richtung nichts passieren, müsste damit gerechnet werden, dass sich allein infolge der Klimaschäden die Prämien für Wohngebäudeversicherungen in den nächsten zehn Jahren verdoppeln werden, so der Branchenverband.(js)

Bild: © Christian – stock.adobe.com

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