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1. Dezember 2022
Kursfeuerwerk bei gleichzeitig trüben Aussichten
Kursfeuerwerk bei gleichzeitig trüben Aussichten

Kursfeuerwerk bei gleichzeitig trüben Aussichten

Die US-Inflationswerte könnten ihren Höhepunkt überschritten haben. Die Fed plant mit kleineren Zinsschritten. Im Euroraum ist die Situation komplizierter. Das Konjunkturbarometer des DIW Berlin deutet derweil trotz einer leichten Aufhellung weiterhin trübe Aussichten an.

Am letzten Tag im November 2022 startete der Fed-Chef Jerome Powell ein regelrechtes Kursfeuerwerk an den weltweiten Börsen. Er kündigte im Rahmen einer Rede vor dem Think Tank Brookings an, das Tempo der Leitzinserhöhungen künftig zu verlangsamen. Bereits auf der Fed-Sitzung im Dezember könnte es so weit sein, dass die US-Notenbank beim Thema Leitzinserhöhung auf die Bremse tritt.

Dax auf Monatssicht 8,6% im Plus

Die globalen Kapitalmärkte nahmen dieses Signal geradezu euphorisch zur Kenntnis. Der US-amerikanische Leitindex S&P 500 konnte um mehr als 3% zulegen. Auch der in den vergangenen Wochen schon gut gelaufene Dax konnte am Morgen des 01.12.2022 erneut einen Satz um ca. +1% machen. Über den gesamten Monat November hinweg durfte der deutsche Leitindex ein Plus von 8,6% verbuchen.

Mahnende Worte von Fed-Chef verpuffen

Powell wählte in seiner Rede zwar auch mahnende Worte und stellte in Aussicht, dass die Zinsen höher steigen könnten als angenommen. Diese Signale waren für die Marktteilnehmer jedoch offensichtlich von untergeordneter Bedeutung. Sie konzentrierten sich auf die absehbar kleineren Zinsschritte.

Leitzinsziel weiterhin bei ca. 5%

Jason England vom Vermögensverwalter Janus Henderson Investors erkennt in den Worten von Powell jedoch keinen Anlass, die Marktlage grundlegend anders zu bewerten. Langfristig müsse die Fed die Zinsen weiter anheben – nach der Einschätzung von Janus Henderson auf volle 5%, wenngleich nun auch in kleineren Schritten.

Inflation gibt überraschend deutlich nach

Hintergrund der gemächlicheren Notenbankpolitik der Fed: Die Zeichen in den USA mehren sich, dass die Inflation ihren Höchstwert erreicht bzw. überschritten haben könnte. Anders sieht es diesbezüglich im Euroraum aus. Zwar ist auch hier die Inflation auf Jahressicht deutlich gesunken (von 10,6% auf 10,0% im November 2022), was aber nicht heißt, dass der Inflationsgipfel bereits hinter uns liegt.

Inflationsgipfel im Euroraum könnte noch bevorstehen

Erst am 28.11.2022 hatte EZB-Präsidentin Lagarde mitgeteilt, dass es sie sehr überraschen würde, sollte die Inflationsrate bereits ihren Höchststand überschritten haben. Im Euroraum könnte die Inflation also durchaus noch einmal ein neues Hoch markieren.

Zinsschritt der EZB könnte im Dezember kleiner ausfallen

Einen weiteren Zinsschritt um 0,75 Prozentpunkte im Dezember erwarten die Märkte von der EZB jedoch nicht mehr. Die Vermögensverwalter AXA Investment Managers und Algebris Investments gehen in ihren Basisszenarien beispielsweise von einer Erhöhung um nur noch 0,5 Prozentpunkte aus.

DIW-Konjunkturbarometer mit trüben Aussichten

Die Realwirtschaft und die Kapitalmärkte laufen an dieser Stelle allerdings ein Stück weit auseinander. Das Konjunkturbarometer des DIW Berlin zeigt beispielsweise, dass sich die konjunkturellen Aussichten ein wenig aufgehellt haben, aber insgesamt eingetrübt bleiben.

Deutsche Wirtschaft könnte glimpflich durch den Winter kommen

„Die exportorientierte deutsche Wirtschaft wird in den kommenden Monaten zunehmend auch die Abschwächung der Weltwirtschaft zu spüren bekommen“, sagt DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. „Obwohl sich die Chancen jüngst deutlich erhöht haben, dass die deutsche Wirtschaft glimpflich durch den Winter kommen wird, sollte die leichte Erholung des Barometers nicht vorschnell als Ende der Talsohle interpretiert werden.“ (tku)

Bild: © Tatiana – stock.adobe.com