Interview mit Christian Botsch, Vertriebschef der wefox Insurance Deutschland
Herr Botsch, könnten Sie uns bitte noch einmal kurz aufklären: Der wefox Hauptsitz ist in Liechtenstein, in Deutschland gibt es eine Niederlassung. Was ist wo? Und was bedeutet dies für die Bereiche BrokerTech und Insurance?
Aktuell haben wir eine deutsche Niederlassung des in Vaduz ansässigen Versicherers wefox Insurance AG in Berlin gegründet. Damit möchten wir neben dem bisherigen Maklervertrieb auch das Marktsegment um Mehrfachagenten in Deutschland erschließen. Mittelfristig beabsichtigen wir das operative Geschäft für alle Vertriebskanäle über die deutsche Niederlassung abzuwickeln.
Für die technischen Prozesse nutzen wir unsere globale Technologieplattform, mit der wir länderübergreifend nahezu identische Produkte anbieten können, die an die lokalen Marktstandards angepasst werden. Unsere digitale Produktfabrik, wie wir sie nennen, ist einzigartig in Europa. Darauf sind wir sehr stolz. wefox ist eines der wenigen InsurTechs weltweit, die auf den persönlichen Vertrieb setzen.
Sie sind seit einem Jahr bei wefox und leiten nun den deutschen Vertrieb. Wo liegen Ihre Schwerpunkte?
Als InsurTech haben wir uns bereits vor Jahren dazu entschlossen, neue Produkte über den persönlichen Vertrieb im B2B-Bereich in den Markt zu bringen. Diesem Fokus auf unsere Vertriebspartner muss natürlich intern Rechnung getragen werden, und die Ausrichtung an die Prozesse unserer Partner ist hierbei ein wichtiger Baustein.
Zu meinem Start haben wir uns im Team die bestehende Marktbearbeitungslogik angeschaut und punktuell wichtige Änderungen vorgenommen. Dazu gehört etwa die Gründung der Niederlassung, der Aufbau der Vertriebskapazitäten in allen Kanälen, das Aufsetzen eines kompetenten Makler-Backoffices und die Einführung von BiPRO-Normen. Neben unserer ständigen intrinsischen Evaluierung beobachten wir selbstverständlich auch den Versicherungsmarkt als solchen. Gerade für uns im Vertrieb ist es essenziell, die Bedürfnisse aller Marktteilnehmer zu verstehen, damit wir uns nahtlos eingliedern können.
Können Sie uns die Hintergründe etwas näher erläutern?
Ich bin seit nunmehr drei Jahrzehnten im Markt und kenne insbesondere die „alte Welt“. Ich kann klar aufzeigen, was im Markt gut läuft und was nicht. Bei aller Liebe zur Digitalisierung erwarten Vermittler von ihren Versicherungspartnern kompetente Ansprechpartner und persönliche Erreichbarkeit. Dafür haben wir eine Einheit von Fachleuten aufgebaut, die zu festgelegten Servicezeiten für unsere Partner persönlich erreichbar sind und zu allen Fragen rund um wefox zur Verfügung stehen. Auf Wunsch können bestimmte Geschäftsvorfälle besprochen und direkt geklärt werden. Aber auch vertriebliche und prozessuale Fragen zu unseren digitalen und automatisierten Prozessen können schnell und unkompliziert gelöst werden.
Damit unterstützen wir auch den persönlichen Kontakt zwischen Kunde und Vermittler, unseres Erachtens das wichtigste Element im Vertrieb von Versicherungslösungen. Diesem persönlichen Kontakt mit dem Kunden wollen wir durch unsere Einfachheit im Prozess Rechnung tragen. Mit Blick auf die Produktwelt ist die Switch-Logik ein gutes Beispiel für eine moderne Versicherungslösung. Wir versuchen den finalen Verkaufsprozess beim Endkunden so einfach wie möglich zu gestalten und so wertvolle Zeit für das wichtige Beratungsgespräch beim Kunden zu gewinnen. Dazu gehört natürlich auch die bereits erwähnte Einführung von den in Deutschland üblichen BiPRO-Normen zur einfachen Übertragung von standardisierten Daten zwischen unseren Partnern und uns.
Sie wollen wie eingangs bereits erwähnt die Zusammenarbeit mit Vertrieben und Mehrfachagenten ausbauen. Wie darf man sich das konkret vorstellen?
In Deutschland konnten wir als Versicherer aus Liechtenstein auf einer Freedom-of-Service-Basis nur mit Maklern zusammenarbeiten. Der deutsche Vermittlermarkt ist aber sehr diversifiziert und insbesondere in dem Bereich der einfachen Retail-Produkte wie Kfz-, Haftpflicht- und Hausratversicherungen gibt es viele Marktteilnehmer, die ohne Maklerzulassung agieren. Um auch diesen großen Teilbereich des Marktes bedienen zu können, haben wir unsere deutsche Niederlassung gegründet. Nun können wir zum Beispiel mit kleinen und großen, strukturierten Vertrieben zusammenarbeiten. Gerade bei diesen Partnern punkten wir mit der Einfachheit in unseren Prozessen und erreichen eine deutlich größere Reichweite im Markt.
Das Gleiche gilt natürlich für Assekuradeure, die mit Versicherern zusammen maßgeschneiderte Produkte für bestimmte Zielgruppen entwickeln. Auch sind wir so für Unternehmen, deren initiales Kerngeschäft keine Versicherungsprodukte enthalten, mit unseren standardisierten und automatisierten Produktlösungen ein äußerst interessanter Produktpartner.
Diese Affinity-Partner können uns einfach in ihre bestehenden Prozesse einbinden und für ihre Kunden und sich selbst Mehrwerte generieren. Hier führen wir aktuell viele Gespräche im Markt und freuen uns über die ersten Abschlüsse wertvoller Kooperationen.
Seite 1 wefox: InsurTech, das auf persönlichen Vertrieb setzt
Seite 2 Was heißt das für das Maklergeschäft? Ist die Anbindung von Einzelmaklern zu aufwendig?
Seite 3 Können Sie denn quantifizieren, mit vielen Maklern, Vertrieben, Mehrfachagenten, Pools usw. Sie jeweils zusammenarbeiten und wie es mit der Kundenzahl in Deutschland aussieht?
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können