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10. März 2022
EZB erhöht Inflationsprognose für 2022 drastisch
EZB erhöht Inflationsprognose für 2022 drastisch

EZB erhöht Inflationsprognose für 2022 drastisch

Angesichts des Preisschocks bei Energie infolge des Russland-Ukraine-Krieges hebt die EZB ihre Inflationsprognose für 2022 drastisch an. Trotz Rekordinflation belassen die Währungshüter den Leitzins allerdings bei null Prozent.

Durch den Ukrainekrieg rechnet die Europäische Zentralbank (EZB) nun auch in der Eurozone mit einer deutlich höheren Inflation als zuvor geschätzt. Wie EZB-Chefin Christine Lagarde am Donnerstag auf der Pressekonferenz bekannt gegeben hat, erwarten die Euro-Währungshüter 2022 eine Teuerung in Höhe von 5,1%. Bisher lag die Inflationsprognose „nur“ bei 3,2%. Als Hauptgrund nannte Lagarde die explodierenden Energiepreise im Euroraum. Die Preise für Öl, Gas und Co. seien allein im Februar um fast 32% nach oben gegangen, so Lagarde.

Leitzins bleibt unverändert

Trotz der überschießenden Preisdynamik lässt die EZB ihren Leitzins unverändert bei null Prozent. Dabei steckt die geldpolitische Ausrichtung im Euroraum vor einem Dilemma. Einerseits wären die beschleunigt ansteigenden Inflationsraten Grund genug für den Ausstieg aus der ultralockeren EZB-Geldpolitik, um nicht einer Lohn-Preis-Spirale neuen Schwung zu verleihen. Andererseits lauert durch den Russland-Ukraine-Krieg insbesondere für die europäische Konjunktur ein erhebliches Konjunkturrisiko, weil die Kriegsauseinandersetzung zunehmend zu einer Verunsicherung des Konsum- und Investitionsklimas beiträgt. So gibt Lagarde zu Bedenken: „Der Russland-Ukraine-Krieg wird durch höhere Energie- und Rohstoffpreise, die Unterbrechung des internationalen Handels und ein schwächeres Vertrauen erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit und die Inflation haben.“ Allerdings sei nun der falsche Zeitpunkt für geldpolitische Veränderungen, denn: „Wir sollten keine zusätzliche Unsicherheit verursachen in einer Situation, die ohnehin sehr unsicher ist“, begründet Lagarde die EZB-Entscheidung. Zustimmung findet dieser Kurs bei Jahn Krahnen, Direktor des Leibniz Institute for Financial Research (SAFE): „Unter dem Eindruck des Ukraine-Konflikts ist es wichtig, dass die EZB mit ihrer heutigen Entscheidung auf Konditionalität setzt, damit einen klaren Kopf behält und sich keine Fehlinterpretation der schwierigen wirtschaftlichen Lage erlaubt.“

Anleihekäufe sollen früher zurückgefahren werden

Immerhin hat die EZB angekündigt, ihre Anleihekäufe schneller zurückzufahren als bisher geplant. Das Volumen des Anleihenkaufprogramms APP wird nach einer vorübergehenden Aufstockung bereits Ende Juni wieder auf 20 Mrd. Euro reduziert und könnte im dritten Quartal 2022 ganz beendet werden. „Die EZB hat heute trotz des Ukraine-Kriegs immerhin beschlossen, ihre Nettoanleihekäufe im dritten Quartal zu beenden, sofern es nicht zu negativen Überraschungen kommt. Das ist ein erster Schritt, die sehr lockere Geldpolitik zu normalisieren. Aber bis zur ersten Zinserhöhung ist es noch ein langer Weg. Diese im Vergleich zur US-Zentralbank zögerliche Vorgehensweise ist mit Blick auf die massiv gestiegenen Inflationsraten riskant“, kommentiert Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank, die EZB-Entscheidung gegenüber dem Handelsblatt. Parallel zur EZB-Pressekonferenz wurden auch die Inflationsdaten der USA veröffentlicht. Dort stiegen die Verbraucherpreise im Februar sogar um 7,9% (Eurozone: 5,8%). Das erhöht nun wiederum den Druck auf die US-Notenbank Fed vor dem Zinsentscheid nächste Woche Mittwoch. (as)

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