Interview mit Dr. Sebastian Sieglerschmidt, CEO der Alteos GmbH
Herr Dr. Sieglerschmidt, Alteos wurde 2018 als Tochter von AXA gegründet. Eines Ihrer Geschäftsfelder ist Embedded Insurance im B2B2C-Bereich.
Embedded Insurance mit den Kernprodukten Fahrrad-, E-Bike- und Hörgeräteversicherung sowie Elektronik-Schutzbriefen und Garantieverlängerungen ist unser größter Geschäftsbereich.
Daneben bieten Sie Sachversicherungen für den Maklervertrieb. Welche Vorteile sehen Sie im Maklerkanal?
Im Maklervertrieb interagieren wir hauptsächlich mit Maklerpools. In diesem Modell sehen wir deutliche Vorteile. Makler kooperieren im Schnitt mit 1,9 Pools und nutzen die digitalen Servicetools. Umfragen zeigen, dass zwei Drittel des Umsatzes über Maklerpools erwirtschaftet werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir mit unseren Versicherungsprodukten genau am Puls der Zeit sind. Wir vereinfachen Prozesse und machen diese transparenter. Die Digitalisierung setzt Kapazitäten frei. Makler sind mit unseren Produkten in der Lage, mehr Zeit in die Beratung ihrer Kunden zu investieren.
Sie setzen auf digitalisierte Versicherungslösungen. Was heißt das denn konkret?
Im Umgang mit unseren Vertriebspartnern sowie mit deren Kunden setzen wir auf persönlichen Kontakt und Ansprechbarkeit – vor Ort oder per Telefon. Das Digitale bleibt bei uns im Hintergrund. Zentrale Rolle spielt dabei unsere eigene Tech-Plattform. Unsere Versicherungsprodukte, von der Entstehung bis zur Einstellung, werden über diese verwaltet. Daten und Prozesse sowie Vertragsmanagement und Schadenfallbearbeitung können somit schnell erfasst werden. Wir sind in der Lage, im Falle der Anbindung eines Partners den Vertrieb von digitalen Versicherungsprodukten in wenigen Stunden zu ermöglichen.
Über unsere APIs können unsere Produkte ohne großen Aufwand in Kassen- und Warenwirtschaftssysteme integriert werden. Wir arbeiten bereits mit vielen führenden Anbietern solcher Systeme für Fahrradhändler und Akustiker zusammen. Betreut werden unsere Partner – es sind über 2.000 in Deutschland und Österreich – natürlich auch persönlich. Alles digital, ohne persönliche Betreuung, klappt einfach nicht.
Gestartet sind Sie mit einer Hausratversicherung, im Februar 2023 haben Sie eine Privathaftpflicht für den Maklervertrieb auf den Markt gebracht. Was bietet das Produkt?
Bei der Haftpflichtversicherung bieten wir gleich sieben Tarife an. Vom Studenten über Familien bis zum Rentner können alle relevanten Zielgruppen erreicht werden. Wir möchten die Kundenbindung fördern und setzen darauf, dass Kunden je nach Lebenssituation einen geeigneten Tarif bekommen.
Besonders möchte ich drei Leistungen unserer privaten Haftpflichtversicherung hervorheben. Zum einen sind wir der einzige Anbieter, der eine Neuwertentschädigung für elektronische Geräte leistet. Zum anderen sind Falschbetankungen bei geliehenen und gemieteten Fahrzeugen inklusive Folgeschäden am Auto bei uns in der Versicherung mit eingeschlossen. Wir kennen die Bedürfnisse unserer Versicherungsnehmer in den Großstädten, daher setzen wir auf eine Reduzierung der Selbstbeteiligung bei Schäden an Mietwagen und bei Carsharing. Zwar sind diese Autos versichert, aber die meisten Schäden passieren unterhalb der Selbstbeteiligungsgrenze.
Seit Kurzem ergänzt eine Unfallversicherung Ihr Portfolio. Was ist über die Police alles abgesichert?
Für die private Unfallversicherung bieten wir fünf Tarife an. Der Unfallbegriff ist von uns erheblich erweitert worden. Neben herkömmlichen Unfällen umfasst er auch Zerrungen, Muskelschäden, Sehnenrisse, Meniskusverletzungen etc., verursacht durch Eigenbewegung oder erhöhte Kraftanstrengung. Ebenso sind Unfälle durch Nahrungsmittelvergiftungen bei Kindern und Erwachsenen versichert. Eingeschlossen sind zudem Unfallschäden durch Schutzimpfungen und allergische Reaktionen.
Gibt es Gesundheitsfragen?
Nein, von Gesundheitsfragen sehen wir ab.
Nun ist das Angebot auf dem Markt im Kompositbereich nicht gerade klein. Wie ist die Resonanz auf Ihre Produkte bei Maklern?
Die Resonanz von den Maklern ist – gemessen an unserem Status als „Newcomer“ – geradezu sensationell. Mit bald 200.000 verkauften Policen – rund 10% davon sind bereits Sachversicherungen im Maklermarkt – zeigen wir, dass wir uns mit allen Produkten gut positionieren. Besonders geschätzt sind unser persönlicher Service sowie die hohe Erreichbarkeit. 80% aller Schadenfälle bearbeiten wir innerhalb von 48 Stunden – das kommt sowohl bei Kunden als auch Vermittlern gut an.
Und wie sehen Sie sich im Wettbewerb mit traditionellen Versicherern aufgestellt?
Wir sehen uns nicht als Wettbewerber zu traditionellen Versicherern. Als Tochterunternehmen der AXA ist das nicht unser Ziel. Wir sind auf einen Markt ausgerichtet, der neue digitale Versicherungslösungen erfordert, die sich nahtlos bei Partnern integrieren lassen. Embedded Insurance ist und bleibt eines unserer wichtigsten Standbeine.
Worin unterscheiden Sie sich von jungen digitalen Playern?
Von anderen jungen digitalen Playern unterscheiden wir uns deutlich durch die Sicherheit, die uns die AXA bietet. Wir können nachhaltig wachsen, ohne durch Finanzierungsrunden unter Druck zu geraten. Dabei agieren wir fast völlig autark und werden nicht durch die AXA in Entscheidungen hinsichtlich Produktentwicklung oder -integration gebremst.
Sollte sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland nicht weiter eintrüben, dann rechnen wir für 2024 mit einem Wachstum von 30 bis 40%. Ein starkes Signal, dass Embedded Insurance kein leeres Versprechen ist.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 01/2024 und in unserem ePaper.
Bild: © Dr. Sebastian Sieglerschmidt, Alteos
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