Interview mit Florian Harkort, Inhaber und Geschäftsführer der Fairever GmbH
Gold verkörpert für viele Menschen etwas Schönes und Begehrtes. Was sind denn die Schattenseiten dieses Edelmetalls?
Weltweit sind Millionen von Menschen vom Kleinbergbau abhängig, doch die Bedingungen sind vielerorts prekär. Kinderarbeit ist keine Seltenheit und der Lohn reicht meistens nicht aus, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Hinzu kommen die Auswirkungen auf die Umwelt. Um Gold von Gestein zu trennen, wird Quecksilber oder Cyanid verwendet und die giftigen Stoffe gelangen häufig ungefiltert ins Grundwasser.
Fairever tritt als Händler von fair gewonnenen Edelmetallen wie Gold und Silber auf. Wie entwickelt sich gegenwärtig die Nachfrage in der Bevölkerung?
Gold zeichnet sich dadurch aus, dass es besonders zu Krisenzeiten seinem Ruf als stabile Wertanlage gerecht wird. Angesichts der allgemeinen Stimmung werden auch Fairtrade-Goldbarren stärker nachgefragt als in den vorangegangenen Jahren.
Der Welthandel mit Gold wird in der Regel mit Goldbarren abgewickelt. Woher kommt das Gold, das Fairever handelt?
Wir können zu 100% ausschließen, dass unser Gold aus Konfliktgebieten kommt. Anders als andere Goldhändler beziehen wir direkt aus verantwortungsvollem Kleinbergbau, ohne jegliche Zwischenhändler. Es handelt sich bei unseren Lieferanten um unabhängig zertifizierte Minen in Kolumbien und Peru, mit denen wir in engem Kontakt stehen.
Welchen Impact leistet ein Investment in fair gehandeltes Gold am Ort der Förderung konkret?
Es ist ein Bestandteil des Fairtrade-Standards für faires Gold, dass die Minen mindestens 95% des täglich durch die Londoner Bullion Market Association bekannt gegebenen Goldpreises gezahlt bekommen. Zusätzlich erhalten sie eine Prämie, die ausschließlich dazu verwendet wird, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Mineure zu verbessern. Beispiele für den Einsatz der Prämie sind die Beschaffung von Solarpanels, um warme Duschen zu ermöglichen, oder der Bau einer Kantine.
Gemeinwohlorientierten Impact gibt es nicht zum Nulltarif. Wie wirkt sich der faire Handel auf den Goldpreis bei Fairever im Vergleich zum Weltmarktpreis aus?
Die zusätzliche Prämie, die bereits im Endkundenpreis inkludiert ist, beträgt 2.000 US-Dollar pro Kilogramm Feingold. Hinzu kommen höhere Kosten für Logistik, Lizenzierung und die von konventionellem Gold getrennten Raffinations- und Herstellungsprozesse. Der aktuelle Verkaufspreis von Fairtrade-Goldbarren ist damit etwa 10% bis 15% höher als der Preis von Goldbarren aus konventionellem oder recyceltem Gold, das unter unbekannten Bedingungen abgebaut wurde.
Wie stellt Fairever die hohen Standards an die Abbau- und Förderbedingungen sicher?
Wir haben den großen Vorteil, mit gemeinnützigen Organisationen wie Fairtrade und der Alliance for Responsible Mining zusammenzuarbeiten. In deren Auftrag werden regelmäßige Audits von Kontrollinstitutionen wie zum Beispiel FLOCERT durchgeführt.
Persönliche Besuche bleiben allerdings ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit, um selbst einen Eindruck von den Bedingungen vor Ort zu erhalten. Wenn wir dann mit eigenen Augen sehen, wie sich nicht nur die Mine, sondern auch die Gemeinschaft um die Mine herum seit Beginn der Fairtrade-Zertifizierung weiterentwickelt hat, dann wissen wir, wozu wir jeden Tag aufs Neue aufstehen und für unsere Vision eines fairen Kleinbergbaus kämpfen.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 02/2023, S. 62, und in unserem ePaper.
Bild: © Florian Harkort, Fairever
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