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26. März 2025
„Das Finanzwissen in Deutschland ist nicht ausreichend“
„Das Finanzwissen in Deutschland ist nicht ausreichend“

„Das Finanzwissen in Deutschland ist nicht ausreichend“

Swiss Life Deutschland setzt auf Wachstum, Digitalisierung und Ausbau der Beraterbasis. Im Interview spricht der neue CEO, Dirk von der Crone, über bisherige Erfahrungen in seiner neuen Rolle, strategische Schwerpunkte des Unternehmens und wie Swiss Life das Finanzwissen in Deutschland verbessern will.

Interview mit Dirk von der Crone, CEO von Swiss Life Deutschland und Mitglied der Konzernleitung der Swiss Life Gruppe
Herr von der Crone, Sie haben Mitte des vergangenen Jahres die Rolle des CEO von Swiss Life Deutschland übernommen. Wenn Sie aus persönlicher Sicht ein kurzes Resümee ziehen müssten von Ihrer bisherigen Zeit in dieser Position, wie würde es ausfallen?

Meine Zeit als CEO von Swiss Life Deutschland war bisher sehr spannend. Ich bin jeden Tag aufs Neue beeindruckt von der Motivation und dem Engagement unserer Beratungsteams und unserer Mitarbeitenden. Am Ende des Tages entscheiden immer die Menschen mit ihrer Leidenschaft über den Erfolg des Unternehmens. Das spüre ich bei uns stark. Für mich ist es deshalb wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen wissen, woran sie sind. Daher habe ich zum Beispiel meinen CEO-Kompass ins Leben gerufen und deutlich gemacht, welche Prioritäten ich für unser Unternehmen habe. Ich bin davon überzeugt, dass diese Klarheit in den Zielen dazu führt, dass wir in den Teams gemeinsam dafür sorgen, dass Menschen ihr Leben finanziell selbstbestimmt gestalten können.

Wie sieht es geschäftlich aus? Wie ist es Swiss Life Deutschland ergangen?

Unser Geschäft entwickelt sich sehr positiv. Wir wachsen kontinuierlich und gewinnen Marktanteile – sowohl in der Finanzberatung als auch im Versicherungsgeschäft. In der Beratung sind wir auf einem hohen Niveau. Ich gehe davon aus, dass wir auch für 2024 wieder ein Allzeithoch erreichen werden. In der Versicherung steigern wir unsere Beitragseinnahmen ebenfalls und sind besonders stark in der Altersvorsorge und haben gerade zum Jahresstart mit unserem großen Arbeitskraftabsicherungsupdate ein klares Marktsignal gesendet. Erst letztes Jahr haben wir 130 Jahre Berufsunfähigkeit gefeiert, ein Zeichen unserer langjährigen Expertise auf diesem Gebiet. Dazu sind wir finanziell solide aufgestellt. Das gibt uns eine starke Basis für unsere ambitionierten Ziele im Rahmen des neuen Strategieprogramms Swiss Life 2027.

Wo Sie es schon ansprechen: Eines der großen Ziele des neu vorgestellten Strategieprogramms ist der weitere Ausbau der Beraterbasis. Laut Ihren Zahlen ist die Beraterbasis der Swiss Life in Deutschland in den letzten sechs Jahren um 9% gewachsen, während der Markt im selben Zeitraum um 2% geschrumpft ist. Was machen Sie anders?

Unser Erfolg bei der Gewinnung von neuen Beraterinnen und Beratern basiert auf mehreren Faktoren. Wir bieten ein attraktives Arbeitsumfeld mit fortschrittlicher Technologie, die die Beratung unterstützt, sehr guten Weiterbildungsmöglichkeiten und einer starken Unternehmenskultur. Unsere produktgeberübergreifende Beratung, das Best-Select-Prinzip, ist ein Wettbewerbsvorteil, der uns als Partnerin für die Beraterinnen und Berater attraktiv macht. Wir prüfen die Produkte des Marktes auf Herz und Niere und geben nur solche in die Beratung, die unseren hohen Anforderungen standhalten. Auswählen können die Beraterinnen und Berater aus mehr als 250 Produktpartnern. Wir erfüllen damit die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden, die individuell sind und dementsprechend auch individuelle Lösungen erfordern. Das zieht junge Talente und junge Führungskräfte an, die wiederum die Bedürfnisse junger Menschen verstehen.

Auch das Durchschnittsalter Ihrer Berater ist im Vergleich zum Marktdurchschnitt wesentlich jünger. Wie schaffen Sie es, junge Menschen für die Beratertätigkeit zu begeistern und dann auch zu halten?

Bei uns bekommen Menschen die Möglichkeit, als junge Unternehmerin oder junger Unternehmer mit einem starken Konzern im Rücken zu wachsen und eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben. Das Finanzwissen in Deutschland ist nicht ausreichend und Altersarmut ist ein bestimmendes Thema in unserem Land. Die Menschen brauchen Unterstützung, um fürs Alter vorzusorgen und finanziell gut aufgestellt zu sein. Wir sind für die Menschen da, wir sind ein People Business. In Verbindung mit einer sehr guten Aus- und Weiterbildung haben wir ein gutes Gesamtpaket geschnürt. Und das spüren junge Menschen bei uns sehr schnell. Dazu kommt die Tatsache, bestenfalls möglichst früh vorzusorgen. Unsere Beratungsorganisation ist jung, sie versteht die jungen Kundinnen und Kunden, sie versteht ihr Leben, ihre Sorgen und was sie brauchen.

Sie setzen auf eine sogenannte „phygitale“ Beratung – ein Mix aus digitaler und physischer Beratung. Was genau verstehen Sie darunter?

Kunden brauchen erstklassige persönliche Beratung und erwartet erstklassige, digitale Prozesse. Unsere Beraterinnen und Berater nutzen daher digitale Tools, um Kundinnen und Kunden bestmöglich und vor allem flexibel zu beraten – sei es vor Ort oder per Video. Gleichzeitig legen wir aber einen sehr großen Wert auf das persönliche Gespräch. Vor allem bei komplexen Finanzthemen oder emotionalen Leistungsfällen ist der direkte Austausch mit einem anderen Menschen unverzichtbar.

In der hauseigenen Studie der AssCompact liegt die Swiss Life in der Kategorie Private Vorsorge/ Biometrie bei der Zufriedenheit der Makler auf Platz 2. Insbesondere bei der Kompetenz und dem Engagement der Maklerbetreuer schneiden Sie gut ab. Wo wollen Sie besser werden?

Wir freuen uns sehr über das positive Feedback! Es ist uns ein Anliegen, für unsere Geschäftspartnerinnen und -partner da zu sein und den persönlichen Kontakt auch hier zu stärken. In unseren vier Vertriebsdirektionen geben die Kolleginnen und Kollegen alles, um nahe bei unseren rund 10.000 Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern zu sein. Gleichzeitig lehnen wir uns damit nicht zurück. Wir arbeiten daran, unsere Online-Plattformen noch nutzerfreundlicher zu gestalten und die Abwicklung von Geschäftsprozessen zu beschleunigen. Unser Ziel ist, in allen Bereichen erstklassige Leistungen zu erbringen. Die Zufriedenheit der Maklerinnen und Makler wollen wir uns verdienen. Deshalb haben wir auch einen Maklerbeirat ins Leben gerufen, um aktiv Feedback einzuholen und die Prozesse wie beispielsweise die Sensibilisierung für bedarfsgerechte Anpassungen des Versicherungsschutzes gemeinsam weiterzuentwickeln.

Wo setzen Sie im Rahmen der neuen Unternehmensstrategie ihre Schwerpunkte in der Produktlandschaft?

Mit unserer Versicherung konzentrieren wir uns weiterhin auf Altersvorsorge und Arbeitskraftabsicherung. Wir entwickeln flexible Produkte, die sich an den individuellen Bedürfnissen der Kundschaft orientieren. Ein Schwerpunkt liegt auf fondsgebundenen Rentenversicherungen wie unserem Maximo und modernen Berufsunfähigkeitsprodukten. Wir wollen weiterhin innovativ sein – erst letztes Jahr haben wir unsere erste Infrastrukturpolice Swiss Life Privado an den Start gebracht. Damit ist ein weiterer Baustein geschaffen, um die Altersvorsorge zu diversifizieren. Auch im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge bauen wir unser Angebot aus, damit einerseits noch mehr Menschen vorsorgen können und Firmen auf der anderen Seite ihre Attraktivität im Kampf um Fachkräfte steigern können.

Während der Vorstellung des Strategieprogrammes erwähnten Sie, dass das Unternehmen gerade dank dem gestiegenen Höchstrechnungszins eine „Renaissance von Riester“ erlebt. Wie sehr hat das Geschäft seit der Umstellung des Rechnungszinses zugenommen? Sehen Sie weiter eine Zukunft für Riester?

Seit der Anpassung des Höchstrechnungszinses verzeichnen wir in unserer Finanzberatung eine Zunahme im Riester-Geschäft. Die Nachfrage ist im letzten Jahr um etwa 30% gestiegen. Wir möchten die Chancen für unsere Kundinnen und Kunden sinnvoll nutzen. Es zeigt, dass der Bedarf an geförderten Vorsorgeprodukten besteht. Allerdings sehen wir die Zukunft eher in flexiblen Modellen. Aus unserer Sicht braucht es eine Reform, die die Vorteile von Riester aufgreift, aber weniger komplex und bürokratisch ist. Eine zukunftsfähige Lösung sollte einfach, transparent und an moderne Lebensläufe angepasst sein. Dafür machen wir uns auch in Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern stark.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 03/2025 und in unserem ePaper.

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Bild: © Dirk von der Crone, Swiss Life Deutschland

 
Ein Interview mit
Dirk von der Crone