Die Mitglieder des BVZL haben im vergangenen Jahr Kapitallebens- und Rentenversicherungen im Wert von 290 Mio. Euro angekauft. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das ein Plus von 50 Mio. Euro bzw. 20%. „Der Zweitmarkt für Lebensversicherungen ist im Aufwind. Im Verhältnis zu vergangenen Jahren gibt es jetzt deutlich mehr Bewegung am Markt“, kommentierte Ingo Wichelhaus, BVZL Vorstand National, auf der Jahreskonferenz des Verbandes die Lage des Zweitmarkts für Lebensversicherungen in Deutschland.
Corona-Effekt spürbar
Einer der Gründe für das Wachstum war auch die Corona-Krise. Mit Beginn des ersten Lockdowns habe sich die Zahl der Verkäufer deutlich erhöht. Danach folgte eine Normalisierung auf hohem Niveau zur Mitte des Jahres. Seit Anfang 2021 sei eine erneute Zunahme zu beobachten. Die Zahlen verwunden nicht, denn infolge der Corona-Krise hat die finanzielle Zuversicht der Deutschen mittlerweile deutlich abgenommen. Dem BVZL zufolge mussten etliche Selbstständige ihre Altersvorsorge wegen wirtschaftlicher Not auflösen. Viele Versicherte hätten ihre Lebensversicherung aber auch schlicht wegen der sinkenden Renditen verkauft. Dazu dürfte beigetragen haben, dass sie im Lockdown mehr Zeit hatten, sich um ihre Vermögen zu kümmern.
Nicht das typische Frühstorno
„Die Corona-Krise trägt natürlich dazu bei, dass sich mehr Menschen von ihren Policen trennen wollen“, so Wichelhaus. Auch Dr. Marcus Simon, Vorstand der Winninger AG sprach von einem deutlichen Corona-Effekt. „Das war nicht das typische Frühstorno“, sagte Simon. Demnach wurden auch Altersvorsorgeverträge liquidiert, von denen sich die Kunden sonst nie getrennt hätten. Auf die Abwicklung der Ankäufe von Kapitallebens- und Rentenversicherungen haben sich die pandemiebedingten Einschränkungen und das deutlich erhöhte Angebot laut dem BVZL hingegen nicht spürbar negativ ausgewirkt. Im Allgemeinen hätten die Prozesse reibungslos und effizient funktioniert. Hier habe sich einiges auf Seiten aller Beteiligten getan. Der Umzug der Beschäftigten ins Home-Office habe sich hingegen wenig ausgewirkt.
Stabile Situation für Verkäufer
Die Situation für Verkäufer ist dem BVZL zufolge stabil. Eine Umfrage unter den Verbandsmitgliedern habe ergeben, dass Policeninhaber noch nie mit so hoher Wahrscheinlichkeit einen Vertrag am Zweitmarkt verkaufen konnten. Darüber hinaus seien die Ankaufspreise trotz des deutlich größeren Markangebots stabil geblieben. Insgesamt zeige sich, dass sich die Policenverkäufer offenbar genauer informieren. „Sie wählen statt der Vertragskündigung den lukrativeren Verkauf, wo sie immerhin 3 bis 5% mehr Geld erhalten“, meinte BVZL-Vorstand Wichelhaus. In den letzten zwölf Monaten sei der Aufkaufpreis zudem um rund einen Prozentpunkt gestiegen.
Angebot und Nachfrage breit aufgestellt
Angeboten wurden den Aufkäufern Verträge aller Garantiezins-Generationen. Auch die Nachfrageseite verteilte sich breit auf Privatanleger, Gemeinden, Stiftungen sowie auf mittelständische Unternehmen, berichtete Christopher Gentzler, Geschäftsführer von Policen Direkt. Ein Teil davon versuche auf diese Weise unter anderem Strafzinsen für Cash-Reserven zu vermeiden.
Zuversichtlicher Ausblick
Auf ein mögliches Ende der Corona-Krise blicken die Verbandsmitglieder gelassen. Es sei nicht zu erwarten, dass die Corona-Sonderkonjunktur ein jähes Ende findet. Schließlich werde die Krise nicht für alle gleichzeitig enden. Zudem erhofft sich der BVZL, dass sich der Zweitmarkt für Kapitallebens- und Rentenversicherungen durch eine weiter steigende Bekanntheit ein größeres Stück vom Policenverkauf abschneiden kann. Der Verband wolle zudem Verbraucher weiter über die Vorteile des Verkaufs gegenüber der Vertragskündigung aufklären. So erhalte der Versicherte auf diesem Wege bei geringem Aufwand mehr Geld als bei der Versicherungsgesellschaft und ein bedingter Rest-Todesfallschutz im Gegensatz dennoch erhalten, während er bei einem Storno komplett entfällt. (mh)
Bild: © blacksalmon – stock.adobe.com
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