Interview mit Tarik El Bouazzaoui von Talisman Consulting, Finalist beim Jungmakler Award 2024
Hi Tarik, warum hast du dich für die Maklerbranche entschieden?
Das war eine bewusste und wohlüberlegte Entscheidung. Ich hinterfrage ständig den Status quo, sei es beruflich, privat oder bildungstechnisch. Über die Jahre habe ich mich immer gefragt, ob ich mit meinem bisherigen Weg zufrieden bin. Als ich keine klare Antwort darauf fand, wusste ich, dass ich etwas ändern muss. Ursprünglich komme ich aus dem klassischen Strukturvertrieb in der Finanzdienstleistung. Dort habe ich schnell gemerkt, dass viele Prozesse nicht effizient sind. Ich wollte schlankere Abläufe schaffen, die sowohl mir als auch meinen Kunden zugutekommen. Der Maklerberuf bietet genau diese Freiheit.
Du willst der „digitalste Versicherungsmakler Deutschlands“ werden. Ein ambitioniertes Ziel! Wie willst du das erreichen?
Digitalisierung ist für mich kein Buzzword, sondern gelebte Praxis. Über meine Social-Media-Kanäle wie Instagram, TikTok und YouTube biete ich niederschwellige und humorvolle Inhalte zu Finanz- und Versicherungsthemen an. Zudem setze ich auf moderne Kommunikationsmittel wie WhatsApp-Videoanrufe. Diese Form der Beratung ist effizient und spart Zeit. Ein weiteres großes Ziel ist die vollständige Digitalisierung aller Prozesse: Ich träume von einer App, über die Kunden sämtliche Vertragsdokumente abrufen können – kein Papierchaos mehr, sondern alles kompakt und sicher digital.
Die Versicherungsbranche gilt häufig als altmodisch und wenig innovationsfreudig. Welche Hürden siehst du hier?
Das stimmt, die Branche hat Nachholbedarf. Viele Versicherer sind zwar grundsätzlich offen für Veränderungen, wissen aber oft nicht, wo sie anfangen sollen. Es ist, als würde man versuchen, ein riesiges Schiff auf neuen Kurs zu bringen – das braucht Zeit. Einige Prozesse sind bereits digitalisiert, aber manchmal frage ich mich, warum zum Beispiel ein Dokument per Post geschickt wird, das ich zuvor schon digital erhalten habe. Das ist nicht nur ineffizient, sondern auch eine unnötige Ressourcenverschwendung. Ich sehe es als meine Aufgabe, in den Dialog mit den Versicherern zu gehen und Lösungen aufzuzeigen, wie Prozesse schlanker und kundenfreundlicher gestaltet werden können.
Welche Zielgruppen sprichst du hauptsächlich an?
Meine Hauptzielgruppe ist die Generation Z und Y, also junge Menschen bis etwa 35 Jahre. Diese Altersgruppen sind besonders empfänglich für digitale Angebote und offen für neue Kommunikationswege. Sie sind auch die Hauptnutzer meiner Social-Media-Kanäle. Thematisch fokussiere ich mich auf Altersvorsorge und Vermögensaufbau mit ETFs, weil ich hier den größten Beratungsbedarf sehe. Viele junge Menschen sind sich zwar bewusst, dass sie für ihre Rente vorsorgen müssen, wissen aber nicht, wie sie das angehen sollen. Hier setze ich an, um Wissen zu vermitteln und Unterstützung zu bieten.
Wie baust du Vertrauen zu deinen Kunden auf?
Authentizität ist der Schlüssel. Ich kommuniziere ehrlich und auf Augenhöhe. Viele meiner Kunden kommen über Empfehlungen, sei es von Freunden, Familie oder Kollegen. Das Vertrauen, das ich mir dadurch erarbeite, ist unbezahlbar. Gleichzeitig beantworte ich über Social Media zahlreiche Fragen, oft ohne eine Gegenleistung zu erwarten. In diesem Jahr hatten mein Team und ich über 3000 Chat-Anfragen, aus denen wiederum viele Beratungsgespräche hervorgingen. Natürlich filtere ich dabei, um mich auf die Kunden zu konzentrieren, die ernsthaft Unterstützung suchen.
Du produzierst auch Videos. Welche Rolle spielen diese für deine Arbeit?
Eine große Rolle. Auf TikTok, Instagram und YouTube poste ich regelmäßig kurze Videos, die komplexe Finanzthemen verständlich und unterhaltsam aufbereiten. Keine Comedy im klassischen Sinne, aber ich versuche, die trockene Materie durch humorvolle Elemente aufzulockern. Die Aufmerksamkeitsspanne der meisten Menschen ist kurz, daher sind die Videos schnell geschnitten und visuell ansprechend. Das hilft mir, das Interesse der Zuschauer zu halten und sie für wichtige Themen wie Altersvorsorge zu sensibilisieren.
Was sind die größten Herausforderungen für dein Unternehmen?
Die größte Herausforderung wird es sein, alle Beteiligten auf den Weg der Digitalisierung mitzunehmen. Das betrifft nicht nur mich und meine Kooperationspartner, sondern auch die Versicherer selbst. Besonders traditionelle Anbieter müssen überzeugt werden, ihre Prozesse grundlegend zu überdenken. Ich bin jedoch optimistisch, dass wir durch Zusammenarbeit und Geduld langfristig Erfolge erzielen können.
Zum Abschluss: Hast du einen Tipp für die nächsten Jungmaklern?
Bleibt authentisch und findet euren eigenen Stil. Die Kunden sollen sich mit euch identifizieren können. Sprich so, wie du es magst, denn so sprichst du deine Zielgruppe auch am besten an.
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