Reiseversicherungen befinden sich nach der „Corona-Delle“ im deutlichen Aufwind, so schreibt das Marktforschungsinstitut HEUTE UND MORGEN in einer Mitteilung zur neuen Studie zu Reisekranken- und Reiserücktrittsversicherungen mit dem Titel „Reiseversicherungen im Aufwind: Erfolgversprechende Ansprachen, Zielgruppen und Konzepte“. Darin wurden über 1.000 Besitzer und Interessenten von Reiseversicherungen (Reisekranken und Reiserücktritt/Reiseabbruch) ausführlich zu ihrer Customer Journey, zur persönlichen Wahrnehmung und Relevanz von über 30 Anbietermarken sowie zu den für sie wichtigsten Produktqualitäten von Reiseversicherungen befragt.
Der Markt bleibt hart umkämpft, denn zahlreiche Universalversicherer und Spezialversicherer ringen um die Gunst der Kunden. Daher brauchen die Produktgeber ein gutes Kundenverständnis und genaue Kenntnis von Zielgruppen, Customer Journeys und Produktpräferenzen. Gleichzeitig soll die eigene Bekanntheit und Relevanz im Reiseversicherungsmarkt gesteigert werden.
ADAC vorn dran
Aktuell haben, so HEUTE UND MORGEN, ADAC, Allianz, Axa, HUK-Coburg, Ergo und HanseMerkur in puncto Markenbekanntheit bei Reisekrankenversicherungen bzw. Reiserücktrittsversicherungen die (Flugzeug-)Nase vorn. Die besten Konversionsraten – und auch die höchsten Werte für „Sympathie und Vertrauen“ sowie „Preis-Leistungs-Verhältnis“ – erzielt in beiden Produktsegmenten derzeit der ADAC (First Choice).
Eine Reihe anderer namhafter Anbieter gelingt es jedoch noch nicht – trotz zumindest mittlerer Bekanntheit bei Reiseversicherungen – ins „Relevant Set“ der Kunden zu gelangen und dies auch in Vertriebserfolg umzumünzen. Unbekannteren Anbietern wie bspw. Europ Assistance, INTER, Travelproject oder URV gelingt dies aufgrund der hohen Kompetenzzuschreibung der Kunden vergleichsweise besser.
Customer Journey bei Reiseversicherungen
Wichtigste Informationsquellen für Reiseversicherungen, sowohl bei Reisekranken als auch bei Reiserücktritt/Reiseabbruch, sind Online-Suchmaschinen und Vergleichsportale. Und das wichtigste Entscheidungskriterium bei der Anbieterwahl ist HEUTE UND MORGEN zufolge zumeist der Preis bzw. das wahrgenommene Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei Reisekrankenversicherungen erfolgt der Abschluss in jedem zweiten Fall (52%) über Versicherungsberater und Versicherungsgesellschaften. Bei Reiserücktrittsversicherungen (inklusive Reiseabbruch) hingegen nur zu 28%. Bei letzteren erfolgt der Abschluss vergleichsweise häufiger über eine Bank bzw. kombiniert mit einem Bankprodukt. Insgesamt schließt jeder vierte Kunde seine Reiseversicherungen mittlerweile über Vergleichsportale ab, die Unter-40-Jährigen sogar bereits zu einem Drittel.
Vor allem im Bereich der Reisekrankenversicherung spielen gute Leistungen und positive Vorerfahrungen mit dem Anbieter häufig eine wichtige Rolle und eröffnen Cross-Selling-Potenziale. Reiserücktrittsversicherungen werden häufiger als Reisekrankenversicherungen für Cluburlaube, Kreuzfahrten und Städtereisen abgeschlossen.
Fortlaufende oder einmalige Absicherung?
Mehr als vier Fünftel (84%) der aktuellen Produktbesitzer von Reisekrankenversicherungen haben diese als ganzjährige bzw. fortlaufende Versicherung gewählt. Bei Reiserücktrittsversicherungen ist dies zu 57% der Fall. Im Vergleich zu den Produktbesitzern mit einmaliger Versicherung reisen die kontinuierlich Abgesicherten häufiger, haben höhere Urlaubsbudgets und verfügen insgesamt über ein höheres Haushaltnettoeinkommen.
Wann sich Reiseversicherungen aus Kundensicht lohnen
Bei der Frage, in welchen Reiseregionen, ab welcher Reisedauer und ab welchen Reisekosten Reiseversicherungen Sinn machen, wird die Reisekrankenversicherung spontan als davon deutlich unabhängiger als die Reiserücktrittsversicherung angesehen. Bei konkreterer Abfrage zeigt sich aber: Beide Versicherungsprodukte werden auch schon ab vergleichsweise geringen Reisedauern (ab einer Woche) und Reisekosten (ab 1.300 Euro) von Produktbesitzern wie Produktinteressenten als sinnvoll angesehen. Vielreisende, Reisende ab 40 Jahren und Reisende mit höheren Urlaubsbudgets machen sowohl Reisekranken als auch Reiserücktritt am wenigsten von Reisedauer oder Reisekostenhöhe abhängig.
Zentrale Marktsegmente im Bereich Reiseversicherungen
Generell lassen sich unter den aktuellen Besitzern und Interessenten von Reiseversicherungen zwei Grundtypen unterscheiden, so HEUTE UND MORGEN: „Reiseversicherungs-Affine“ (61%) und „Abwägende“ (39%). Erstere sind generell anspruchsvoller, zugleich ist ihnen ein möglichst umfassender Reiseversicherungsschutz besonders wichtig. Letztere sind kritischer und preissensibler, entscheiden stärker fallweise, verzichten auf erweiterte Leistungskataloge. Meist handelt es sich hierbei um jüngere, weniger einkommensstarke und weniger vielreisende Menschen. Direkte Kostenübernahmen sind hier als Entscheidungskriterien besonders wichtig, Selbstbehalt-Optionen können zusätzliche Anreize setzen. Übergreifend lohnt es sich für die Anbieter, sowohl günstige als auch umfassendere Produktvarianten im Angebot zu haben (Basis- und Premium-Produkte). Weitere wichtige Erfolgstreiber sind u. a.: hohe Online-Präsenz, Empfehlungsmarketing, Cross-Selling insbesondere bei Reisekranken, Vertriebskooperationen und nicht zuletzt eine zielgruppendifferenzierte Produktgestaltung und Kommunikation. (mki)
Bild: © Kazu8 – stock.adobe.com
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können