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26. September 2024
Warum in passiven Investments aktive Entscheidungen stecken

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Warum in passiven Investments aktive Entscheidungen stecken

Warum in passiven Investments aktive Entscheidungen stecken

Wie sollte man als Anleger hier am besten fahren? Sollten Berater sich ob der Komplexität überhaupt mit Small Caps befassen?

Lukas Schneider: Grundsätzlich will ich als Anleger eine konsequente, breite Streuung haben, das heißt: Ich will die Small Caps mit im Portfolio haben. Es gibt auch aus wissenschaftlicher Sicht gute Gründe, eine Renditeprämie davon zu erwarten. Berater nutzen unserer Erfahrung nach bereits Small-Cap-Strategien – oft sind das aktive, konzentrierte und teure Strategien.

Wenn man diese Small-Cap-Prämie haben möchte, würden wir dazu raten, die Anlage sehr viel breiter und global zu streuen. Bei Dimensional hat eine solche Strategie 6.000 bis 7.000 Einzelaktien, wir heben also den gesamten Small-Cap-Markt, können die Prämie verlässlicher erfassen und unsere Strategie ist außerdem kosteneffizient mit einer Kostenquote von rund 0,4% p. a.

Ein klassisches Beispiel für breit gestreute Investments sind passive ETFs. Laut Dimensional beinhalten aber auch passive Investments aktive Entscheidungen. Was heißt das? Welche?

Thomas Meinke: Passive ETFs lassen durch aktive Entscheidungen des Indexanbieters eine gewisse Rendite auf der Strecke. Zum einen geht es da um aktive Entscheidungen bei der Indexkonstruktion sowie bei der Rebalancierungsmethodik des Indexes. Diese Entscheidungen sind nicht „gottgegeben“, sondern sind bewusst von Menschen getroffen worden. Und da sollte man schon die Frage stellen, warum sie so getroffen wurden. Beim S&P 500 sollte man denken, dass es sich um die 500 größten Titel in den USA handelt. Aktuell befinden sich aber rund 80 der 500 größten US-Unternehmen gar nicht in dem Index. Hintergrund ist, dass es neben der Größe noch weitere Kriterien gibt, bspw. ob das Unternehmen über vier Quartale hinweg Gewinne erzielt hat. So müssen Unternehmen, die neu in die Top 500 aufsteigen, oft warten, bis sie tatsächlich aufgenommen werden. In diesem Zeitraum würden jene Unternehmen Rendite für den Anleger erzielen. Da sie aber noch nicht im Index sind, „verpasst“ er diese Rendite.

Was sind denn die aktiven Entscheidungen, die Berater und Anleger treffen können, auch bei passiven Investments?

Thomas Meinke: Für den Berater ist es entscheidend zu berücksichtigen, dass es zusätzliche Kosten gibt, die nicht in der Gesamtkostenquote, auftauchen. Oft fällt die Entscheidung auf einen ETF, weil er auf dem Papier vielleicht „15 Basispunkte günstiger“ ist als ein Dimensional-Fonds, weil wir eben eine Mehrrendite versprechen. Worauf wir Wert legen, ist, dass Berater die Kosten und Methodiken der Produkte genau betrachten, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.

Lukas Schneider: Prinzipiell ist ein klassischer, breit gestreuter ETF für einen Anleger eine gute, robuste Lösung. Der Berater kann hier jedoch noch Mehrwerte liefern, bspw. über das Anbieten unserer wissenschaftlich fundierten Prämien. Auch stellt sich die Frage, ob sich denn jeder Kunde mit einem 100%-Aktien-Portfolio wohlfühlt. Hier kann der Berater mit einem gut durchdachten Portfolio, mit Rebalancing, mit einer zum Kunden passenden Aktienquote, einer strategischen Allokation etc. helfen. Und da geht es auch darum zu verstehen, was die Indexanbieter und die Produktanbieter eigentlich genau tun.

Gerade in der Vermittlerbranche werden ETFs oft etwas kritischer gesehen, da keine Provisionen ausgezahlt werden. Wie bewerten Sie dies?

Lukas Schneider: Wir sind vor zehn Jahren in Deutschland gestartet und haben noch nie Provisionen ausgezahlt. Der Start damals war anspruchsvoll, weil es noch nicht so viele Honorarberater gab. Wir bemerken aber durchaus eine Trendumkehr. Viele Berater hinterfragen ihr Geschäftsmodell und möchten sich nicht mehr zu 100% auf das Provisionsmodell verlassen und sich davon loslösen. Das dann „neue“, transparente Gebührenmodell sorgt auch dafür, dass sich die Berater freier fühlen und „das Beste für den Kunden“ suchen können – und dann haben sie auch keine Probleme mehr mit ETFs und landen in der Regel bei Low-Cost-Solutions. Damit holen wir viele Berater ab und können eine Brücke bauen.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 09/2024 und in unserem ePaper.

Bild oben: © Olivier Le Moal – stock.adobe.com; Porträtfotos: © Dimensional Fund Advisors Deutschland

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