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3. Februar 2022
Wann ist ein Versicherungsprodukt nachhaltig?
Wann ist ein Versicherungsprodukt nachhaltig?

Wann ist ein Versicherungsprodukt nachhaltig?

In der Versicherungswirtschaft redet alles von Nachhaltigkeit. Es ist aber auch das große Warten auf klare Vorgaben. In der Beratung zieht die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten an, heißt es. Aber was gilt als nachhaltiges Produkt?

Nachhaltige Versicherungsprodukte sind im Trend – zumindest aus Sicht der Versicherer. Kaum eine Altersvorsorge-Police kommt mehr ohne eine grüne Tarifvariante aus. Zahlreiche neue Angebote oder Erweiterungen werden am Markt lanciert. Doch nehmen die Kunden die Produkte an? Ja, sagt Ralf Berndt, Vorstand der Stuttgarter. Die Nachfrage steige und Kunden würden sich bei Rentenversicherungen immer öfter für die grüne Variante entscheiden, so der Vertriebsmanager kürzlich bei einer Diskussion der Versicherungsforen Leipzig.

Doch woran können Versicherungsmakler und Kunden eigentlich festmachen, was ein nachhaltiges Produkt ist? In der Lebensversicherung ist dies in der Regel anhand der Kapitalanlage möglich. So kann sich der Kunde beispielsweise in einer fondsgebundenen Police für einen nachhaltigen Fonds entscheiden. Wandert das Geld allerdings später in der Vertragslaufzeit in den sicheren Deckungsstock, ist die Sache schon nicht mehr so eindeutig.

„Wir sind dunkelgrün“, erklärt in dem Zusammenhang Uwe Mahrt, Geschäftsführer von Pangaea Life, ebenfalls Teilnehmer der Versicherungsforen-Veranstaltung. Bei der nachhaltigen Marke der Bayerischen fließt die Kapitalanlage in klimafreundliche Sachwertfonds. Innerhalb der Gruppe werde das Vorsorgeprodukt mittlerweile nach der BU-Versicherung am zweithäufigsten verkauft, so Mahrt.

Wie ist es bei Sachversicherungen?

Doch wie sieht es bei Sachversicherungen aus? Antworten darauf sucht unter anderem die aktuarielle Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss. Sie geht davon aus, dass mit Festlegung der EU-Taxonomie der Weg frei wird, um in den Sparten Hausrat und Wohngebäude nachhaltige Produkte zu gestalten. Sind dies doch Bereiche, die direkt vom Klimawandel und von steigenden Schäden betroffen sind.

Zunächst geht es den Aktuaren darum, mit neuen Modellen Risiken besser erkennen und steuern zu können und diese in die Produktgestaltung einfließen zu lassen. Das sogenannte Standardmodell reicht in Zukunft nicht mehr aus, so die Aktuare kürzlich bei einem Pressegespräch.

Darüber hinaus lässt sich Nachhaltigkeit in Produkten aber auch an verschiedenen Parametern festmachen. Etwa anhand von Mehrleistungen beim Schadenersatz, Preisnachlässen oder Spenden bei Vertragsabschluss. Genügend Ideen gibt es auch diesbezüglich von den Mathematikern.

Wer klassifiziert ein Produkt als nachhaltig?

Unsicherheiten bleiben aber trotzdem weiterhin. Zum Beispiel ist bisher nicht bekannt, welche Stelle künftig – also nach Vorliegen der finalen EU-Taxonomie – ein Produkt als nachhaltig klassifizieren wird. Unbeantwortet ist auch die Frage, was mit Produkten ist, die bis dorthin als nachhaltig verkauft wurden oder noch werden. Die Zeit drängt bei der nachhaltigen Regulierung. Es braucht dringend Definitionen und Klarheit, damit das Vertrauen der Kunden – und auch Vermittler – nicht verloren geht. (bh)

Bild: © Worawut – stock.adobe.com