Wie mehrere Medien übereinstimmend unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Reuters sowie eine Pressemitteilung der Europäischen Zentralbank berichten, werden im Euro-Raum spürbar weniger Kredite vergeben. Zwar waren es in den ersten vier Monaten des Jahres 2023 immer mehr Kredite als in den jeweiligen Vorjahresmonaten, doch die Darlehen befinden sich in einem Abwärtstrend.
In den 20 Euro-Ländern hätten im April 2023 4,6% mehr Darlehen an Unternehmen ausgereicht als vor Jahresfrist. Das Wachstum im März lag allerdings noch bei 5,2%, das im Februar bei 5,7%. Bei Privathaushalten wurden laut EZB ebenfalls weniger Kredite herausgegeben, nämlich im April 2,5% mehr als im April des Vorjahres. Im März betrug das Plus noch 2,9% und im Februar 3,2%.
Leitzinspolitik funktioniert?
Bert Colijn, Volkswirt bei der ING, wird u. a. im Handelsblatt damit zitiert, dass diese Zahlen für die EZB „Beweise“ liefern würden, dass die geldpolitische Straffung Wirkung zeige. Die Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation würden in der Wirtschaft ankommen. Die Wirtschaftsaktivitäten seien angesichts der zurückhaltenden Kreditvergaben dementsprechend gebremst, sodass auch für die kommenden Monate die Konjunkturaussichten gedämpft seien. Dies könne für Vertreter einer lockeren Geldpolitik Munition für Forderung nach einem Ende der Zinsanhebungen im Sommer darstellen.
Gabriel Makhlouf, Präsident der irischen Zentralbank, sagte Reuters, dass er im Juni und im Juli zwei weitere Zinsschritte für wahrscheinlich halte. Derzeit liegt der Einlagensatz der Central Bank of Ireland bei 3,25%.
Die EZB meldete außerdem für den April einen Zuwachs von 1,9% bei der Geldmenge M3 – im März lag dieses Wachstum noch bei 2,5%. In der Geldmenge M3 sind neben Bargeld und Girokonteneinlagen auch Geldmarktpapiere, Schuldverschreibungen und Anteile an Geldmarktfonds enthalten. (mki)
Bild: © Anita Gläßner – stock.adobe.com
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