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17. April 2020
Wachsam sein: Versicherungsbetrug in der Covid-19-Krise

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Wachsam sein: Versicherungsbetrug in der Covid-19-Krise

Versicherer müssen in Krisenzeiten oft schneller über Schäden befinden als sonst. Schließlich soll den Kunden schnell geholfen werden. Das macht sie anfällig für Versicherungsbetrug. Deshalb sollten sie wachsam sein, meint das Technologieunternehmen BAE Systems Applied Intelligence.

Die internationale Versicherungsbörse Lloyds of London schloss am Freitag, den 13.03.2020, seinen Underwriting-Room für 24 Stunden, um die Vorkehrungen für den Handel in Notfallsituationen einem Stresstest zu unterziehen. Die Mitglieder von Lloyds of London mussten im Home-Office arbeiten. Es war das erste Mal, dass eine solche Maßnahme ergriffen wurde. Der Stresstest verlief erfolgreich und aufgrund der dynamischen Entwicklung der Covid-19-Krise wurde der Underwriting-Room von Lloyds of London am 19.03.2020 auf Basis der Empfehlungen der britischen Regierung erneut geschlossen. Schon jetzt ist klar, dass die Covid-19-Krise die Versicherer in vielerlei Hinsicht beeinflussen wird.

Großvolumige Schadenfälle

Eine erste unmittelbare Folge ist der Anstieg der direkten Kosten für Schadensfälle. Betroffen sind unter anderem die Lebensversicherung und die Reiseversicherung. Die Absage der Olympischen Spiele von Tokio 2020 ist einer der größten Versicherungsfälle, mit denen sich die Branche befassen muss.

Nick Wildgoose, früher bei Zurich Insurance für das Supply Chain Management verantwortlich, zufolge haben die Überschwemmungen in Thailand 2011 und der Tsunami in Japan Kosten in Höhe von 300 Mrd. Pfund (344 Mrd. Euro) für die Weltwirtschaft verursacht. Dies wirft die Frage auf, mit welchem Schadensausmaß wir in dieser Krise rechnen müssen.

Es wird zu einer großen Zahl berechtigter Forderungen mit enormen Kosten für die Versicherer kommen. Bedauerlicherweise wird es aber auch so sein, dass die Menschen in Zeiten wirtschaftlicher Not die Gelegenheit nutzen, Versicherungen dadurch zu schaden, indem sie unrechtmäßige Forderungen geltend machen. Im Zuge der Covid-19-Krise dürfte Versicherungsbetrug, der übrigens kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat ist, ganz oben auf Liste der Vergehen stehen.

Ausnutzung von Rezessionszeiten

Zu den Lehren aus der Vergangenheit zählt unter anderem:

  • Laut der Association of British Insurers (ABI) wurden während der Rezession im Jahr 2008 insgesamt 107.200 ungerechtfertigte Versicherungsansprüche im Wert von 730 Mio. Pfund Sterling (836 Mio. Euro) geltend gemacht. Das war ein Anstieg um 17% im Vergleich zum Vorjahr als sich die ungerechtfertigten Ansprüche auf insgesamt 560 Mio. Pfund (642 Mio. Euro) beliefen.
  • Ein ähnliches Muster in diesem Rezessionsjahr war auch in anderen Teilen der Welt zu beobachten. So berichtet die Florida Division of Insurance Fraud von einem Fallanstieg im Geschäftsjahr 2008/2009 um 21% im Vergleich zum Vorjahr. Im Zuge sinkender Einkommen kam es zu einem Anstieg der Betrugsfälle, unter anderem bei der Kfz-Versicherung und bei Unfallversicherungen. Außerdem wurden mehr Brandstiftungen aus Profitgier begangen.
  • Eine erschreckend hohe Zahl von einem Fünftel der Befragten gab im Rezessionsjahr 2008 an, dass sie es nicht ausschließen würden, in der Zukunft bei ihren Versicherungen unrechtmäßige Ansprüche zu stellen.
  • Was kann man daraus lernen? Der Höhepunkt an betrügerischen Aktivitäten wird vielleicht nicht sofort zu verzeichnen sein, aber die Versicherungsbranche sollte sich auf eine Zunahme der Schadensfälle und Versicherungsanträge vorbereiten, wenn sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der aktuellen Situation bemerkbar machen. 

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