Die Finanzaufsicht BaFin hat die Versicherer aufgefordert, sich auf längerfristig höhere Inflationsraten einzustellen. „Daran führt kein Weg vorbei“, schrieb Dr. Frank Grund, BaFin-Exekutivdirektor Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht, in einem Kommentar anlässlich der bevorstehenden Jahresversammlung der Versicherungsaufsicht in der kommenden Woche. Darin stellte er aber gleichzeitig klar, dass die Versicherer trotz des Kostendrucks keine Abstriche bei der „Prämienqualität“ machen dürften, also nicht jedes Risiko um des Volumens willen akzeptieren sollten.
Schaden- und Unfallversicherung besonders betroffen
Die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und die pandemiebedingt immer noch gestörten Lieferketten hätten entscheidend dazu beigetragen, dass die Inflation in den vergangenen Monaten lange ungekannte Höhen erreicht habe. Die Versicherer verspüren nun verstärkt den Kostendruck, merkt Grund an. In der Schaden- und Unfallversicherung werden daher bereits in den Jahresabschlüssen der Versicherer für 2022 deutliche Auswirkungen der gestiegenen Teuerungsrate abgebildet werden. Durch die höhere Inflation steigen nämlich die Schadenaufwendungen signifikant, insbesondere dort, wo Reparaturleistungen anfallen oder Neuwertersatz vereinbart ist. Das führt zu höheren versicherungstechnischen Rückstellungen in den betroffenen Zweigen.
Höhere Beiträge sind unvermeidlich
Der oberste Versicherungsaufseher gibt zu bedenken, dass die Versicherer die Schadenentwicklung auch im Hinblick auf künftige Schadenerwartungen bei ihrer Tarifierung berücksichtigen müssten. Es sei daher im Grunde unvermeidlich, dass die gestiegene Inflation im Jahr 2023 höhere Beiträge in der Schaden- und Unfallversicherung nach sich ziehe. Das gelte sowohl im Neugeschäft als auch im Bestand.
Krankenversicherer (noch) mit anderer Ausgangslage
Bei den Krankenversicherern sieht Grund die Lage anders. Hier sähe er zurzeit noch keine besondere medizinische Inflation. Dies könne sich aber schnell ändern, nämlich dann, wenn die steigenden Kosten der Leistungserbringer und die höheren Produktionskosten für Sachmittel, Medikamente etc. zu höheren Aufwendungen führen würden. „Die Branche wird dies sicherlich durch Beitragsanpassungen an ihre Kunden weitergeben können beziehungsweise müssen, aber erst mit der üblichen Zeitverzögerung“, schreibt Grund.
Inflationsdruck bleibt hoch
Kurz bis mittelfristig dürfte sich am Inflationsdruck auch wenig ändern. Die Bundesbank erwarte auch im kommenden Jahr eine Teuerungsrate von etwa 7%. Versicherer müssen sich also auf längerfristig höhere Inflationsraten einstellen. (as)
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