Mit dem Klimawandel nimmt auch die Gefahr von Extremwetterereignissen zu – darunter auch Sturzfluten. Diese sind allerdings bisher in den Risikomodellen der Versicherer nur ungenau abgebildet. Das möchte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) nun ändern. Künftig sollen Sturzfluten neben den bisher integrierten Risiken Hochwasser und Starkregen ebenfalls in die Risikomodelle einbezogen werden.
„Insbesondere die Juli-Flut 2021 hat gezeigt, dass die bisherigen Hochwassersimulationen Sturzfluten nicht genau genug abbilden“, kommentiert Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin. In engen Gebirgstälern, in denen viel Wasser von den Berghängen stürzt, können die Flusspegel deutlich höher anschwellen als im offenen Gelände, und durch die höhere Fließgeschwindigkeit auch deutlich größere Schäden anrichten, so Käfer-Rohrbach weiter.
Im letzten Jahr hat der GDV laut eigenen Angaben die Sturzflutgefahr bereits in vier Testregionen erfolgreich modelliert, darunter auch im von Sturzflut Bernd im Jahr 2021 stark gebeutelten Ahr-Tal. Nun soll dies großflächig ausgeweitet werden, auf etwa ein Drittel aller Adressen in Deutschland. „Wir konzentrieren uns auf die relevanten Gebiete. Das sind die Mittel- und Hochgebirge“, so Käfer-Rohrbach.
Informationen sollen anschließend im ZÜRS-Geo-System integriert werden
Die Informationen der neuen Risikomodelle sollen anschließend in das Geoinformationssystem ZÜRS-Geo einfließen. Diese Integration ist für nächstes Jahr geplant.
Versicherer nutzen ZÜRS unter anderem für die Prämienkalkulation von Elementarschadenversicherungen. Aktuell sind mehr als 22 Millionen Adressen in dem System hinterlegt. Derzeit bildet das ZÜRS-System die Risiken Hochwasser und Starkregen ab, mit vier beziehungsweise drei verschiedenen Gefährdungsklassen.
Der GDV forderte zum wiederholten Male die Politik auf, Präventionsmaßnahmen gegen Naturgefahren stärker in den Fokus zu stellen. In Deutschland gibt es rund 300.000 hochwassergefährdete Adressen. „Bund, Länder und Kommunen müssen Präventionsmaßnahmen vorantreiben und hinreichend finanzieren. Und wir brauchen ein Baustopp in Risikogebieten“, fordert Käfer-Rohrbach.
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