Um die gesetzliche Rente zu stabilisieren, wird immer wieder über eine mögliche Anhebung der Regelaltersgrenze diskutiert. Wenngleich keine der im Bundestag vertretenen Parteien die Forderung nach einem späteren Renteneintritt in ihr Wahlprogramm aufgenommen hat – und die Linkspartei sich sogar wieder für eine Absenkung auf 65 Jahre stark macht –, hat der Sozialverband VdK eine Studie zu dem Thema in Auftrag gegeben.
Studie untersucht Effekte von späterem Renteneintritt
Das mit der Durchführung der Studie betraute Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sollte für den VdK untersuchen, welche Effekte eine Erhöhung der Regelaltersgrenze auf 68, 69 oder 70 Jahre nach sich ziehen würde. Für die Studie wurde auf Daten des sogenannten Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zurückgegriffen, das ebenfalls beim DIW in Berlin angesiedelt ist.
Soziale Kluft weitet sich
Die Studie ergab unter anderem, dass die Lebenserwartung von Arbeitern im Vergleich zu Beamten ungefähr vier Jahre geringer ist. Außerdem wurde auch belegt, dass sich eine hohe berufliche Belastung verkürzend auf die Lebenserwartung auswirkt. Dementsprechend sterben Rentner, die einst Berufe mit einer hohen Belastung ausgeübt haben, im Schnitt drei Jahre früher. Auch ein Zusammenhang zwischen Haushaltseinkommen und Lebenserwartung zeigt sich in den Studienergebnissen. Demnach haben Rentner aus Haushalten mit prekären Einkommensverhältnissen eine um fünf Jahre geringere Lebenserwartung als diejenigen, die in wohlhabenden Haushalten leben.
Doppelte Benachteiligung belasteter Berufsgruppen
Für die VdK-Präsidentin Verena Bentele stellt die Studie einen Beleg dafür dar, dass die Altersvorsorgesysteme Deutschlands zutiefst ungerecht seien. „Geringverdienende Menschen, die in körperlich und psychisch belastenden Berufen arbeiten, sind im Alter deutlich schlechter gestellt als Menschen mit höheren Einkommen in weniger belastenden Berufen“, kritisiert Bentele. „Wird das Renteneintrittsalter erhöht, benachteiligt sie das doppelt: Zum einen bekommen sie deutlich geringere Renten. Zum anderen beziehen sie diese aufgrund ihrer geringeren Lebenserwartung erheblich kürzer.“
Erwerbstätigenversicherung gefordert
Um dieser sozialen Spaltung in der älteren Bevölkerung entgegenzuwirken und die gesetzliche Rentenversicherung zu stabilisieren, schlägt der VdK eine Bürgerversicherung in der Rentenversicherung vor. „Wir brauchen eine Rentenversicherung, in die alle Erwerbstätigen einzahlen: Arbeiter, Angestellte, Selbstständige und eben auch Politiker und Beamte“, sagt die VdK-Präsidentin. Nur so ließen sich auf Dauer die gesetzliche Rentenversicherung stabilisieren und die soziale Spaltung im Land bekämpfen.
Belastete Berufsgruppen brauchen Rente mit 63
Anlass für die Studie bot unter anderem der Vorschlag eines beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedelten Expertengremiums, das einen dynamisch an die Lebenserwartung gekoppelten Renteneintritt vorgeschlagen hatte (AssCompact berichtete). In Hinblick auf diese Wortmeldung durch den Wissenschaftlichen Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele: „Statt den nächsten Beirat einzusetzen, der vorschlägt, alle pauschal länger arbeiten zu lassen, brauchen wir flexiblere Lösungen: Wer etwa ein Leben lang in körperlich und psychisch anstrengenden Berufen gearbeitet hat, muss früher in Rente gehen können, und zwar ohne Abschläge auch schon mit 63.“ (tku)
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