Zum Abschluss des Jahres hat ASCORE Analyse ein aktuelles Unternehmensscoring in der Sparte Komposit veröffentlicht. Insgesamt 72 Gesellschaften standen auf dem Prüfstand. Gegenüber dem Jahr 2021 hat sich am Ratingverfahren nichts geändert. Die Punkte werden nach dem relativen Scoring-Verfahren vergeben, bei dem die einzelnen Kennzahlen im Vergleich zum Markt bewertet werden. Für jedes erfüllte Kriterium wird dem Versicherer bei der Auswertung des jeweiligen Kriteriums ein ganzer oder ein halber Punkt zugeteilt. Die so erzielte Gesamtpunktzahl wird dann in Kompassen dargestellt. Die Bewertungsbereiche sind „Erfahrung“, „Sicherheit“, „Erfolg“ und „Bestand“. Auf eine direkte Gewichtung der einzelnen Kriterien verzichten die Analysten.
Bestnote für neun Versicherer
An der Spitze des Scorings stehen neun Gesellschaften, die mit sechs Kompassen die Bestwertung erreichten: ARAG, Concordia, Continentale, Debeka, HanseMerkur, InterRisk, LVM, SIGNAL IDUNA und VHV. Die Medienversicherung sowie die Oberösterreichische müssen sich in diesem Jahr aus der Spitzengruppe verabschieden, da sie nur noch fünf Kompasse erhalten haben. Dagegen sind die Continentale und die SIGNAL IDUNA in die Riege der Versicherer mit Bestnote aufgestiegen.
Insgesamt 22 der 72 Gesellschaften können sich über fünf Kompasse freuen. Wie im vorangegangenen Scoring haben die Analysten an die meisten untersuchten Gesellschaften vier Kompasse vergeben – in diesem Jahr sind es 30. Zehn Unternehmen wurden von ASCORE mit drei Kompassen bewertet, ein Versicherer muss sich mit zwei Kompassen begnügen.
Abstriche bei Sicherheitskennzahlen
Was die Sicherheitskennzahlen angeht, verzeichnen die Analysten von ASCORE nur leichte Einbußen gegenüber dem Vorjahr. Im Geschäftsjahr 2021 konnten die Gesellschaften ihr bilanzielles Eigenkapital zwar insgesamt von 16,92 Mrd. Euro auf 17,18 Mrd. Euro steigern. Die angekündigten Dividendenausschüttungen haben sie im Vergleich zum Vorjahr um etwa 0,26 Mrd. Euro verringert. Dennoch sei die Eigenkapitalquote laut ASCORE aufgrund des um etwa 1,47 Mrd. Euro gestiegenen Bestandes gemessen an verdienten Nettobeiträgen insgesamt von 38,48% im Jahr 2020 auf 37,32% im Jahr 2021 gesunken.
Auch bei den Solvencyquoten beobachtet ASCORE über die Branche hinweg eine leichte Verschlechterung, spricht aber weiterhin von einem stabilen Niveau. So betrug die durchschnittliche SCR-Netto-Quote 249,0% im Geschäftsjahr 2021 und liegt damit leicht unter dem Vorjahreswert von 250,4%. Die Mindestgröße von 100% sei wie im Vorjahr von allen Kompositunternehmen überschritten worden. Die SCR-Quote einschließlich der sogenannten Volatilitätsanpassungen belief sich auf durchschnittlich 250,9% im Geschäftsjahr 2021 nach 252,3% im Geschäftsjahr 2020. Übergangsmaßnahmen kamen auch 2021 bei keiner Gesellschaft zum Einsatz.
Sturmtief „Bernd“ mit Auswirkungen auf Erfolgskennzahlen
Veränderungen bei den Erfolgskennzahlen für 2021 sind hauptsächlich auf Schäden durch Naturgefahren und insbesondere das Sturmtief „Bernd“ zurückzuführen. Die durchschnittliche Brutto-Schadenquote im Geschäftsjahr 2021 beträgt über alle bewerteten Gesellschaften hinweg 75,03%. Dies entspricht einer deutlichen Steigerung zum Vorjahreswert von 64,99%. Insgesamt haben sich die Schadenaufwendungen um 6,93 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr erhöht. 4,97 Mrd. Euro von dieser Mehrbelastung wurden an die Rückversicherer abgegeben. Im Gegensatz zur Brutto-Schadenquote ist die Bruttokostenquote mit 26,93% im Jahr 2021 gegenüber einem Wert von 26,95% im Vorjahr nahezu konstant geblieben.
Insgesamt konstatieren die Analysten bei der kombinierten Schaden-Kosten-Quote (netto) eine leichte Verschlechterung: Diese belief sich im Jahr 2021 auf 93,98% und fiel somit um 2,2 Prozentpunkte höher aus als im Vorjahr.
Eine Liste mit allen bewerteten Gesellschaften findet sich unter ascore.de.
Bild: © ipopba – stock.adobe.com
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