Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht für deutsche Lebensversicherungskunden. Die gute: Die Überschussbeteiligungen in der Lebensversicherung gehen weiter nach oben. Die schlechte: Der Aufwärtstrend hat sich verlangsamt und nur etwa jedes zweite Unternehmen geht die Erhöhung mit. Das sind die Ergebnisse der 23. jährlichen Analyse der Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur. In diesem Jahr hat Assekurata die Zahlen von 39 Unternehmen untersucht, die nach Prämieneinnahmen einen Marktanteil von 62% repräsentieren.
Durchschnittliche Verzinsung steigt an
Über alle Unternehmen hinweg kletterte die laufende Verzinsung auf 2,53% von 2,42% im Vorjahr. Der höchste Einzelwert liegt aktuell bei 3,25% (Vorjahr: 3,0%). Im Durchschnitt liegt die in Aussicht gestellte Gesamtverzinsung inklusive Schlussüberschüsse und sonstigen Gewinnanteilen bei 3,22%. Im Vorjahr waren es 3,12%. Bezogen auf den gesamten Beitrag des Kunden entspricht dies einer illustrierten Beitragsrendite von 2,32%.
Verzinsung in der Klassik und Neuen Klassik
Innerhalb der Studie hat Assekurata auch die Entwicklung in einzelnen Produktsegmenten untersucht. In der klassischen Lebensversicherung beispielsweise liegt die laufende Verzinsung durchschnittlich bei 2,53%, die Gesamtverzinsung steht aktuell bei 3,22%. In der Neuen Klassik liegt sie bei 2,58%, die Gesamtverzinsung beträgt 3,26%. Der gestiegene Höchstrechnungszins – er ist zum Jahresanfang von 0,25% auf 1,0% angestiegen, der erste Anstieg seit 30 Jahren – führt dazu, dass zumindest für lang laufende Verträge wieder vermehrt positive Garantierenditen erzielt werden. Auch die Garantieleistungen in der Rentenphase haben sich zum Positiven gewendet: In der neuen Klassik liegen die garantierten Monatsrenten aktuell fast 20% über den Vorjahreswerten.
Indexpolicen: Höhere Renditegutschriften
Bei Indexpolicen haben höhere Garantien sowie positive Börsenverläufe im Jahr 2024 zu gestiegenen Renditegutschriften geführt – durchschnittlich haben Kunden vergangenes Jahr eine Gutschrift von 3,78% erhalten. Die meisten Indexstichtage 2024 waren positiv. „Nach vielen schwachen Jahren in der Vergangenheit ist dies ein kleiner Lichtblick“, kommentiert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Assekurata.
Auch die gestiegene Überschussbeteiligung hat zu diesem positiven Trend beigetragen. Der deklarierte laufende Überschusszins, der für die nächsten Indexbeteiligungen relevant ist, ist vom 2,80% im Vorjahr auf 3,04% gestiegen.
Fondspolicen: Laufende Verzinsung bleibt beinahe konstant
Bei den untersuchten Fondspolicen ist die laufende Verzinsung im Vergleich zum Vorjahr (2,34%) mit 2,37% beinahe konstant geblieben. Es handelt sich hierbei um hybride fondsgebundene Produkte mit mehreren Anlagetöpfen. In der Anbieterverteilung zwischen dem niedrigsten und höchsten Wert liegt allerdings mit 2,25 Prozentpunkten relativ weit auseinander. Das Fondsangebot hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 83 Fonds auf 91 Fonds ausgeweitet.
Kunden bleiben weiterhin zurückhaltend beim Sparen
Insgesamt fällt das Fazit allerdings gemischt aus, so Assekurata. Während die Rückflüsse aus der Zinszusatzreserve – im Jahr 2024 beliefen diese sich auf 5 Mrd. Euro – Freiräume für künftige Überschussbeteiligungen schaffen und die gesunkene Inflation wieder positive Realverzinsungen in der Lebensversicherung ermöglicht, nehmen die Deutschen die allgemeinen Preissteigerungen als immer noch äußerst hoch wahr. Das wiederum bedeutet eine sinkende Sparbereitschaft. „Infolgedessen dürfte auch die Attraktivität der Überschussbeteiligung weniger stark wahrgenommen werden“, so Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will. Kunden könnten daher weniger motiviert sein, ihr Geld in langfristige zinsabhängige Anlagen zu investieren – wie etwa Lebensversicherungen mit Überschussbeteiligungen. (js)
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