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22. Juni 2023
Studie untersucht Transformation im Versicherungsgeschäft
Studie untersucht Transformation im Versicherungsgeschäft

Studie untersucht Transformation im Versicherungsgeschäft

Digitalisierung und sich verändernde Kundenerwartungen haben einen grundlegenden Wandel in der Versicherungsbranche angestoßen. Eine Studie von InsurLab Germany und crossconsulting hat nun untersucht, welche Neuerungen Versicherer in ihrem Geschäftsmodell verfolgen.

Die Transformation in der Finanz- und Versicherungsbranche ist in vollem Gange – denn dass es Veränderung bedarf, um wettbewerbsfähig zu bleiben, das ist den allermeisten klar. Vor allem die Digitalisierung und wandelnde Kundenerwartungen machen die Veränderung des traditionellen Geschäftsmodells der Versicherer notwendig. Doch wie gehen die Unternehmen diesen Umbruch an? Das hat nun eine aktuelle Studie des InsurLab Germany und des Beratungsunternehmens crossconsulting herausgearbeitet.

Mehrheit setzt bei Neuerungen auf inkrementelle Ansätze

Im Rahmen der Studie wurden in der ersten Phase 94 Fälle von Veränderungen am Geschäftsmodell bei Versicherungsunternehmen in der DACH-Region identifiziert und analysiert. Der Fokus dabei lag auf strategischen Investitionen – reine Kooperationen ohne strategische Investitionen und konzernunabhängige Start-Ups wurden ausgeschlossen. Anschließend wurden die Erkenntnisse aus dem ersten Schritt mithilfe von neun Interviews mit Branchenexperten und -expertinnen vertieft.

Disruptive und radikale Innovationen noch selten

Die Studie ergibt, dass eine Reihe von Versicherungsunternehmen aktiv an der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle arbeitet. „Dabei handelt es sich in den meisten Fällen – also bei 65 % – um inkrementelle Ansätze, bei denen auf bestehenden Technologien, Produkten oder Prozessen aufgebaut wird“, erklärt Dr. Philipp Nolte, Senior Program Manager beim InsurLab Germany. Radikale (8%) und disruptive (3%) Innovationen – also Innovationen, die auf den Einsatz wirklich neuer Technologien bauen – sind jedoch noch selten, ergänzt Nolte.

Hintergrund ist dabei meistens die Verfolgung strategischer Ziele und die Modernisierung und Verteidigung des bisherigen Geschäftsmodells – vor allem die Effizienz ist hier ausschlaggebend, so die Studienautoren. „Wenig überraschend erfüllt daher fast die Hälfte der untersuchten Fälle – 49%, davon 40% Prozessinnovationen und 9% Produktinnovationen – trotz moderater Auslegung nicht die Kriterien für eine eigentliche Geschäftsmodellinnovation“, so Nolte.

Ökosystemansätze vor allem in Bereichen Mobility, Health und Home

Bei drei Viertel der untersuchten Geschäftsmodellneuerungen lassen sich Ökosystemansätze erkennen, die darauf abzielen, Versicherungsnehmern und -nehmerinnen neben der traditionellen Versicherungspolice Mehrwertservices zu bieten. Diese Weiterentwicklung der Versicherer vom reinen Kostenerstatter zum ganzheitlichen Lösungsanbieter soll durch die Integration von Unternehmen aus einem bestimmten Industrie- oder Wertschöpfungsbereich erreicht werden.

In den untersuchten Fällen waren Ökosystemansätze am häufigsten im Bereich Mobility (29%) zu erkennen – so erweitern Kfz-Versicherer beispielsweise ihre Policen um das Angebot von Autoservices, Ankauf, Leasing oder E-Mobilitätsberatung. In den Bereichen Health (21%) und Home (20%) waren ebenfalls oft Ökosystemansätze zu finden, so die Studie. Auch neue Ökosysteme bzw. Risikofelder wie beispielsweise Cyber Security gewinnen zunehmend an Relevanz. 21% der untersuchten Fälle wiesen keinen Ökosystem-Ansatz auf.

Dienstleister häufigstes neues Geschäftsmodell

Die Studie hat auch untersucht, welche Richtung Unternehmen einschlagen, wenn sie ihr Geschäftsmodell weiterentwickeln. Durch die aktuelle Modernisierung des Kerngeschäfts und der Ergänzung ihrer Produktpalette durch versicherungsfremde Services sind Dienstleister (69%) in der deutlichen Mehrheit, wenn es um Geschäftsmodellinnovation geht.

19% der Neuerungen beim Geschäftsmodell gehen in die Richtung Softwareanbieter – so bieten einige digitale Versicherungen neben dem Versicherungsvertrieb den klassischen Versicherern ihren Tech Stack als moderne Softwarelösungen an – manche haben den Vertrieb sogar ganz eingestellt und konzentrieren sich nun vollends auf das Angebot der eigenen Software. Weniger häufige Innovationen beim Geschäftsmodell sind Hardwareanbieter (7%) oder gemischte Modelle (5%).

Geschäftsmodelle, die sich überdurchschnittlich auf die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien konzentrieren, konnte die Studie bei allerdings nur 23% der Fälle identifizieren. (js)

Bild: © ArtemisDiana – stock.adobe.com