Im Auftrag der Strategieberatung EY-Parthenon hat die EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Oestrich-Winkel eine Studie zur ESG-Implementierung bei Private-Equity-Gesellschaften durchgeführt. Das Ergebnis: Nachhaltige Geschäftsmodelle sorgen bei jenen Unternehmen für höhere Renditen, erhöhen die Reputation und tragen zu einer Minimierung von Risiken bei, teilt EY-Parthenon mit.
Insgesamt trage eine an ESG (Environmental, Social, Governance) ausgerichtete Strategie zu höheren Erträgen und mehr Wachstum bei. Um bis zu 7,8 Prozentpunkte soll die Rendite eines Private-Equity-Investors durch ESG nach oben gehen. Die Studie ist unter anderem auch deswegen von Interesse, da Private Equity zukünftig auch für Privatanleger interessant werden könnte, in erster Linie durch die neuen Bestimmungen des europäischen Parlaments zu European Long Term Investment Funds, die nun schon von mehreren Vermögensverwaltern angeboten werden (AssCompact berichtete hier, hier und hier).
Besseres Rating führt zu höherer Rendite
Die Studie zeigt, dass größere PE-Fonds mit Portfoliounternehmen, die über ein gutes ESG-Rating verfügen, deutlich attraktivere Renditen (+7,8%) erzielen. Demnach ermögliche ein um fünf Prozentpunkte erhöhtes Engagement eine Umsatzsteigerung von bis zu drei Prozentpunkten. Auch lägen die Kapitalkosten für Unternehmen mit guter ESG-Bewertung im Schnitt um 40 Basispunkte niedriger als bei solchen mit schlechterem Rating, so EY-Parthenon.
ESG-Potenziale mehrheitlich unterschätzt
Im Zuge der Erhebung der EBS Universität habe sich gezeigt, dass Nachhaltigkeit noch nicht als essenzieller Teil der Geschäftsstrategie eingeschätzt werde. Die Unternehmen würden ESG noch als reinen Compliance-, Reputations- und Risikomanagement-Aspekt sehen und werten. Für rund 70 bis 85% der Studienteilnehmer sei die Risikominimierung der Hauptgrund für ESG-Maßnahmen. Nur die Hälfte aller im Rahmen der Studie befragten PE-Häuser betrachte ESG als Teil ihrer Kernkompetenzen oder nutze es bewusst als Steuerungskriterium für ihr Portfoliounternehmen. Ebenfalls nur die Hälfte verfüge über ein institutionalisiertes, zentrales ESG-Kompetenzzentrum, über konkrete Wertsteigerungspläne oder ein spezielles ESG-Impact-Controlling.
Aus Sicht von EY-Parthenon würden die Unternehmen damit wertvolle Chancen vergeben. Denn würden die Firmen ihr Wissen über ESG-Management zentralisieren, obligatorische ESG-Optimierungspläne implementieren und ein rigoroses Controlling einführen, so könnten sie ihre Rendite merklich steigern. Der Zugewinn von 7,8 Prozentpunkten sei mithilfe eines „ganzheitlichen Managements“ gelungen, wobei die aktive und mitgestaltende Rolle des PE-Hauses, die Umsetzungs- und Optimierungspläne und das entsprechende Controlling eine entscheidende Rolle gespielt hätten.
Strategische und operationelle Anpassungen
Um von den Vorteilen profitieren zu können, bedürfe es strategischer und operativer Anpassungen, teilt EY-Parthenon mit. Dafür müsse man ESG-Vorgaben besonders umfassend interpretieren und z. B. nicht „nur“ die Reduktion der Emissionen darunter verstehen. So könnten Unternehmen einen zusätzlichen Wert schaffen, indem entsprechende Initiativen konsequent auf mögliche Auswirkungen auf Umsatz, Gewinn und Finanzierung überprüft würden. Entscheidend sei in jedem Fall die Kenntnis aller Faktoren, die den ESG-Themenkomplex beeinflussen, sowie das Wissen, dass je Industrie und Geschäftsmodell unterschiedliche Teilaspekte von ESG relevant seien. (mki)
Über die Studie
Die Private Equity Studie von EY-Parthenon und der EBS Universität in Oestrich-Winkel (Rheingau) hat die Investitionsaktivitäten von Private-Equity-Häusern (PE-Häusern) in Europa analysiert. Im Zeitraum November bis Dezember 2022 nahmen 25 Mitarbeiter von PE-Häusern an der Umfrage teil. Der Großteil der Befragten arbeitete für in Deutschland ansässige PE-Gesellschaften (etwa 80%) in leitender Funktion (etwa 56%), u. a. Partner oder Investment Director.
Die Fund-Analyse basiert auf 209 Buyout-Fonds über 102 PE-Häusern hinweg. Die Daten wurden von PitchBook erhoben. Es wurden ausschließlich Buyout-Fonds analysiert, die komplett oder teilweise in Europa investieren. Der geografische Split der Fonds zeigt, dass die meisten Fonds aus dem Vereinigten Königreich stammen (33%), gefolgt von den USA (25%), Frankreich (11%) und DACH (8%). Die Aufteilung der Fonds nach Größe ergab, dass 44% der Fonds weniger als 1 Mrd. US-Dollar umfassen, 33% zwischen 1 Mrd. und 5 Mrd. US-Dollar betragen und 22% über 5 Mrd. US-Dollar liegen.
Bild: © chaln – stock.adobe.com
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