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12. April 2022
Solvenzquoten der Lebensversicherer erholen sich
Solvenzquoten der Lebensversicherer erholen sich

Solvenzquoten der Lebensversicherer erholen sich

Die Lebensversicherer haben wieder dargelegt, wie es um ihre Eigenmittelausstattung und ihre Finanzlage steht. Assekurata hat sich die SFCR-Berichte angeschaut und stellt fest, dass die Solvenzquoten 2021 im Vergleich zum corona-geprägten Vorjahr wieder angestiegen sind, die Spannweite zwischen den einzelnen Versicherern jedoch beachtlich ist.

Turnusmäßig haben die Lebensversicherer darüber Rechenschaft abgelegt, wie es um ihre Solvabilität und Finanzlage bestellt ist und haben ihre SFCR-Berichte unter Solvency II veröffentlicht. Die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH hat die Berichte unter die Lupe genommen und konstatiert, dass die Solvenzquoten im Zuge der leicht höheren Kapitalmarktzinsen gegenüber dem Vorjahr angestiegen sind. Allerdings zeigen sich die Auswirkungen bei den Unternehmen höchst unterschiedlich.

Modellhafte Extremszenarien

Die Solvenzquote (SCR-Quote) gibt an, ob ein Versicherer auch in modellhaften Extremszenarien genügend Eigenmittel hat, um seinen Verpflichtungen gegenüber Versicherten und anderen Leistungsempfängern nachkommen zu können. Aufsichtsrechtliche Vorgaben legen fest, dass die Quote stets bei mindestens 100% liegen muss; dann hat eine Versicherungsgesellschaft ausreichend Eigenmittel, um auch unter widrigen Entwicklungen alle Verpflichtungen in den unter Solvency II definierten Rahmenbedingungen erfüllen zu können.

2020 hat die Corona-Pandemie deutliche Spuren hinterlassen

Die Corona-Pandemie hatte 2020 deutliche Spuren am Kapitalmarkt hinterlassen. Das Zinsniveau war zum Jahresende niedriger denn je. Damals rentierten etwa zehnjährige Bundesanleihen mit –0,58% stark negativ, was sich auch negativ auf die Solvenzlage der Lebensversicherer ausgewirkt und die Solvabilität geschmälert hatte. Mittlerweile hat sich das Zinsniveau gegenüber den historischen Tiefständen etwas erholt, der zehnjährige Bund hat zum Jahreswechsel wieder ins Positive gedreht, wie Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata, erläutert. „Steigende Marktzinsen kommen den Solvenzquoten der Lebensversicherer zugute, die im Schnitt um 70 Prozentpunkte gestiegen sind.“

Aufsichtsrechtliche Solvenzquote liegt bei durchschnittlich 460%

Die aufsichtsrechtliche Solvenzquote zum 31.12.2021 belief sich nach bisherigen Assekuarata-Erhebungen auf durchschnittlich 460%. Im Vorjahr hatte die Quote bei den bisher erfassten Versicherern bei durchschnittlich 390% gelegen. Die untenstehende Tabelle zeigt die Solvenzquoten von 75 deutschen Lebensversicherern, die Assekurata bis zum vergangenen Freitag (08.04.2022, 18:30 Uhr) vorlagen.

Solvenzquoten der Lebensversicherer erholen sich

Die Spannweite zwischen den einzelnen Versicherern ist beachtlich. Die SCR-Quoten verteilen sich im regulatorischen Nachweis von unter 200% bis über 1.000%. Den Spitzenwert erzielt dabei die SV Lebensversicherung mit einer aufsichtlichen Solvenzquote von 1.125%, gefolgt von der LVM Lebensversicherung mit 1.005%. An dritter Stelle kommt die Condor Leben mit einer Quote von 933,71%.

56 Versicherer können Solvenzniveau erhöhen, bei 19 Versicherern fällt es niedriger aus

Laut Assekurata konnten branchenweit 56 Unternehmen ihr Solvenzniveau gegenüber dem Vorjahr erhöhen, während es bei 19 Versicherern niedriger ausfällt. Ein ähnlicher Trend lässt sich auch für die Solvenzquote ohne Übergangsmaßnahmen sowie die Basis-Solvenzquote (ohne Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassung) ausmachen. Auch hier gehen die Werte mehrheitlich, aber nicht bei allen Anbietern nach oben.

Solvenzquoten ohne Übergangsmaßnahmen deutlich niedriger

Im Übrigen fallen den Assekurata-Analysten zufolge die Solvenzquoten ohne die Übergangsmaßnahmen noch immer deutlich geringer aus und liegen bei durchschnittlich 285% (mit Volatilitätsanpassung) bzw. 263% (ohne Volatilitätsanpassung). Neun Gesellschaften schaffen es mit ihrer Basis-Solvenzquote weiterhin nicht über die Marke von 100%, fünf Gesellschaften gelingt es mit Berücksichtigung der Volatilitätsanpassung weiterhin nicht, über die 100%-Marke zu kommen.

Gerade bei traditionellen Lebensversicherungsbeständen reagierten die Solenzquoten sehr sensibel auf die Marktzinsen, kommentiert Lars Heermann. Steigende Zinsen wirkten sich positiv auf die Solvenzbilanzen aus, bei einzelnen Anbietern bleibe das Solvenzkapital aber weiterhin knapp, nicht zuletzt deshalb, weil die Wirkung von Übergangsmaßnahmen bis 2032 jedes Jahr ein Stück weiter abnehme. Gerade wenn die Gesellschaften weiterhin Neugeschäft zeichnen, sollten sie ihr Geschäftsmodell damit aktiv umbauen oder neue Finanzierungsquellen für eine Erweiterung der Kapitalbasis erschließen, rät Lars Heermann im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Quoten.

Unter www.solvencydata.com/ticker gibt es die kontinuierlich erfassten Solvenzquoten tabellarisch zusammengestellt. Neben den Lebensversicherern werden dort auch die privaten Krankenversicherer sowie die Schaden-/Unfall- und Rückversicherer aufgeführt. (ad)

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