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19. Januar 2025
Social Recruiting: Der Schlüssel zur Mitarbeitergewinnung?
Social Recruiting: Der Schlüssel zur Mitarbeitergewinnung?

Social Recruiting: Der Schlüssel zur Mitarbeitergewinnung?

Über den Fachkräftemangel ist bereits viel geschrieben worden. Konkrete Lösungen sind dabei oft Mangelware. Die demografische Entwicklung rollt voran. Doch trotz vermeintlicher Imageprobleme der Branche können Versicherungsmakler erfolgreich Menschen finden und begeistern.

Ein Artikel von Nina Schur, Geschäftsführerin MARTENS & PRAHL Versicherungskontor GmbH Lübeck, und Thomas Schwebe, Geschäftsführer MARTENS & PRAHL Versicherungskontor GmbH Lübeck

Konventionelle Methoden der Mitarbeitergewinnung haben immer weniger Erfolg. Die großen Namen der Stellenportale leiden ebenso wie die Anzeigen in Print- und Online-Medien. Alles nur ein Problem mit dieser mysteriösen Gen Z? Ganz so einfach ist es nicht. Neue Zeiten brauchen nur neue Werkzeuge.

Menschen erreichen, anregen und begeistern

Mit dem Austritt vieler geburtenstarker Jahrgänge aus dem aktiven Berufsleben sind weniger Menschen auf dem Arbeitsmarkt vorhanden. Ein Überangebot an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen trifft auf ein Unterangebot an dafür geeigneten Personen. Wie können Versicherungsmakler sich positionieren, um mit dem eigenen Job­angebot die Nase vorn zu haben?

Dafür braucht es einen Dreiklang gut verzahnter Kommunikationsmaßnahmen. Denn: Wer in diesem eng gewordenen Markt erfolgreich Neueinstellungen vornehmen möchte, muss die Menschen überhaupt erst einmal erreichen, sie daraufhin anregen, sich mit dem Anbieter-Unternehmen und seiner Botschaft zu befassen und schließlich im direkten Kontakt begeistern und für sich gewinnen. Für den ersten Schritt hat sich das Thema Social Recruiting als Erfolgsfaktor bewiesen.

Social Recruiting ist die Zeitungsanzeige 5.0

Unter dem Begriff Social Recruiting ist eine über Social-Media-­Kanäle ausgespielte Kampagne zu verstehen, die durch eine ansprechende, moderne Darstellung insbesondere junge/jüngere Menschen (oder solche, die sich jung fühlen) anspricht und eine erste Attraktion erzeugt. Social Recruiting arbeitet mit Bildern und Geschichten, es zeigt Menschen und Gesichter.

Dahinter steht eine Landing­page, die im Optimalfall so spielerisch und einfach gehalten ist, dass in wenigen Schritten ein echter Kontakt zwischen den Interessenten und dem Versicherungsmakler hergestellt wird. Stimmt der Auftritt, fühlt der Interessent sich angesprochen und es kommt zur Kontaktaufnahme auf der Landingpage. Dann ist der Telefonkontakt der nächste Schritt, bevor es zum „echten“ Zusammentreffen kommt.

Schematisch dargestellt heißt das:

  • Erstkontakt über anregende Impressionen auf Social Media
  • Fortführung des Kontakts, indem die Anzeige geöffnet und betrachtet wird
  • Einfache Informationsabfrage auf der Landingpage
  • Telefonischer Kontakt nach Eingabe der Kontaktdaten
  • Kennenlernen am Telefon, Besprechen der nächsten Schritte
  • Persönliches Kennenlernen
  • Entscheidung über Zusammenarbeit
Hürden reduzieren – Kontakt vereinfachen

Wie bereits erwähnt gibt es derzeit branchenübergreifend mehr freie Stellen als Bewerber. Dadurch müssen sich Anbieter von Arbeitsplätzen etwas einfallen lassen, beispielsweise das Reduzieren von Hürden im Bewerbungsprozess durch Verzicht auf unzählige Unterlagen, Ermöglichen einer leichten Kontaktaufnahme bis hin zum Präsentieren von ansprechenden Informationen und Impressionen des Unternehmens. Wer sich von Anfang an auf die Interessen des Gegenübers fokussiert, erleichtert den weiteren Einstellungsprozess enorm.

Die Größe des Maklerbetriebs ist dabei nicht entscheidend: Wer selbst nicht alle technischen Erfordernisse umsetzen kann, erfährt durch spezialisierte Dienstleister externe Unterstützung, wo es nötig ist. Was es aber zu beachten gilt: Das Gesamtkonzept entscheidet am Ende, ob jemand auf das Angebot antwortet. Es ist nicht allein die sprichwörtliche „Spur mit Brotkrumen“, die Makler durch Social Recruiting erfolgreich auslegen können. Am Ende muss auch das Angebot appetitlich sein, damit potenzielle Arbeitnehmer „anbeißen“.

Niemals zu alt – auch mit 126 Jahren Erfahrung nicht

Praxistipp

Social Recruiting ist mitnichten eine Methode nur für Jungmakler. Auch Unternehmen in der dritten, vierten oder zehnten Generation können sich den Chancen der Azubis und Arbeitnehmer der nachfolgenden Generationen öffnen. Die Gen Z ist nachweislich nicht so schlimm wie ihr Ruf. Allerdings: Mit dem alten „Das haben wir schon immer so gemacht“ beißt man sich bei dieser Generation die Zähne aus. Sie fragt nämlich, berechtigterweise: Warum?

Diese Frage hat sich auch MARTENS & PRAHL Versicherungskontor GmbH Lübeck regelmäßig gestellt. Die Ursprünge des Unternehmens gehen auf die Unternehmung von Heinrich Martens im Jahr 1898 zurück. Doch auch mit so viel Geschichte im Rücken war es nicht genug einfach weiterzumachen, wie bisher.

Durch einen mehrjährigen Prozess hat sich das Unternehmen dem Thema Werte und Unternehmensphilosophie gewidmet und erarbeitet, warum so viele Mitarbeitende 20, 30, sogar 40 Jahre im Unternehmen bleiben. Die Gründe dafür bilden die Kommunikationsgrundlage für den gesamten Einstellungsprozess. Heißt für andere Makler: Sie müssen herausfinden, warum Menschen in ihrem Unternehmen arbeiten – oder auch, warum sie gehen.

Social Recruiting – weil es funktioniert

Mit den Erkenntnissen aus der Selbstreflexion kann u. a. herausgestellt werden, welche Themen im Miteinander des Unternehmens entscheidend sind. Welche Benefits heutzutage die Menschen wirklich wollen und schätzen. Und welche Arten von Menschen eigentlich unsere Unternehmens-DNA prägen. Die Überführung dieser Details in das Social-Media-Recruiting bringt fortlaufend und messbar bessere Ergebnisse als konventionelle Anzeigen in Job-Portalen.

Über smartes Social Recruiting werden Menschen gefunden, die zu M&P passen. Durch die Arbeit, die sich das Unternehmen gemacht hat, ist die Positionierung auf dem Bewerbermarkt einfacher. Die darauf generierten Neueinstellungen betreffen gleichsam Gewerbekunden- und Privatkundenabteilung als auch Auszubildende – also Berufserfahrene sowie Neu- und Quereinsteiger. Zudem können innerhalb der Gruppe weitere Bewerber vermittelt werden.

Fazit

Man ist nie zu alt, um jung zu sein! Nichts ist beständiger als der Wandel. Wer den Interessen und den neuen Wegen der Kommunikation nachfolgender Generationen offen begegnet und für sein Vorhaben aktiv nutzt, hat eine hervorragende Chance, in den Dialog zu kommen und Menschen für sein Unternehmen zu gewinnen. Am Ende ist es womöglich nur eine Frage der inneren Haltung und wie Arbeitgeber mit der Herausforderung umgehen.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 01/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Nina Schur
Thomas Schwebe