Zum 01.01.2025 ist der Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung von 0,25% auf 1,0% gestiegen. „Wenn wir auf das Jahr 2025 schauen, dann ist das ein besonderes Jahr“, kommentiert stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV), Moritz Schumann, während eines Pressegespräches diese Woche. „Das ist das erste Mal seit 30 Jahren, dass der Höchstrechnungszins steigt.“
Der Höchstrechnungszins ist eine Obergrenze für den maximal zulässigen Rechnungszins, den Lebensversicherer bei der Berechnung ihrer Rückstellungen nutzen dürfen. Nachdem das Bundesfinanzministerium im April letzten Jahres die Anhebung angekündigt hatte, reagierten viele Versicherer prompt und passten ihre Produkte entsprechend an.
BU-Renten steigen im Mittel um 5%
Der GDV hat nun in einer umfassenden Analyse ausgerechnet, was das genau für Versicherte bedeutet. Dafür hat der Branchenverband insgesamt 232 Tarife in der Berufsunfähigkeits-, Risikolebens- und sofort beginnenden Rentenversicherung anhand von elf Modelfällen analysiert.
„Die garantierten Leistungen in der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) steigen je nach Modellfall um bis zu 9% – eine deutliche Verbesserung für Versicherte“, so Schumann. Im Mittel erhöhen sich die BU-Renten bei gleichem Prämienaufwand um 5%. Der GDV nennt auch ein konkretes Beispiel: So würde die Anpassung dazu führen, dass eine 40-jährige selbstständige Elektrikerin im Monat 72 Euro mehr erhält als vergangenes Jahr, wenn man von einer BU-Rente in Höhe von 1.500 Euro ausgeht. Verglichen hat der GDV 131 BU-Tarife über fünf exemplarische Modellfälle hinweg.
Der Branchenverband betont, dass es sich hier um Neuverträge handelt.
Risikolebensversicherung mit rund 5% höheren Garantieleistungen
Auch in der Risikolebensversicherung profitieren Kunden bei Neuabschlüssen vom höheren Höchstrechnungszins. Anders als in der BU wird die Versicherungssumme in der Risikolebensversicherung als einmalige Kapitalleistung anstatt als monatliche Rente ausgezahlt.
Der GDV hat die garantierte Leistung von 78 Tarifen für fünf exemplarische Modellfälle verglichen. Je nach Modellfall sind die Garantieleistungen um rund 3% bis 6% gestiegen. Über alle Modefälle hinweg steigen die Garantien im Mittel auch hier um 5%. Ein 35-jähriger Bäckereifachangestellter würde bei einer Versicherungssumme von 200.000 Euro vor der Anpassung so fast 10.000 Euro mehr erhalten.
Rentenfaktoren im Mittel 12% höher
In der Rentenversicherung hat der Höchstrechnungszins insbesondere Auswirkungen auf die Rentenfaktoren. Diese steigen laut den Berechnungen des GDV im Mittel um 12% im Vergleich zum Vorjahr. „Das ist ein klarer Gewinn für Versicherte“, erklärt Dr. Dr. Michael Fauser, Vorsitzender des Ausschusses Mathematik und Produktfragen im GDV. In diesem Fall steigt die Garantierente nicht nur für Neuabschlüsse, sondern auch für Bestandskunden, die noch in der Sparphase sind. Das gilt für alle Rentenversicherungen, bei denen der Rentenfaktor bis zum Rentenbeginn flexibel ist. Für die Analyse hat der GDV die garantierten Rentenfaktoren von 23 Tarifen für 66-jährige Männer und Frauen verglichen.
In der Rentenversicherung wird zusätzlich auf Überschussbeteiligungen geachtet, da diese wichtig für die Gesamtleistung sind. Diese ergibt sich aus der garantierten Rente plus der Überschussbeteiligung. Bei den aktuellen Tarifen und Überschüssen dauert es etwa 21 Jahre, bis das angesparte Kapital der 66-jährigen Kundin im Modellfall des GDV voll ausgezahlt ist. Die Rentenversicherung zahlt allerdings bis ans Lebensende. „Es ist also mitnichten so, dass man 100 Jahre alt werden muss, damit sich eine Rentenversicherung lohnt“, so Fauser.
Auswirkungen auf Riester-Geschäft noch unklar
Wie sich der gestiegene Höchstrechnungszins auf die in den vergangenen Jahren während der Niedrigzinsphase in Ungnade gefallenen Riester-Verträge auswirkt, könne man noch nicht genau sagen, heißt es während der Pressekonferenz. Es seien aber grundsätzlich aufgrund des Anstiegs jetzt wieder Produkte mit 100%-iger Bruttobeitragsgarantie möglich. „Es ist insgesamt wieder möglich, damit vernünftig zu kalkulieren und Riester-Produkte anzubieten. Das haben ja auch einige Gesellschaften schon angekündigt“, so Schumann. Für konkrete Zahlen, wie sich das Riester-Geschäft entwickelt, sei es allerdings noch zu früh im Jahr. (js)
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