Die Ratingagentur Franke und Bornberg hat in ihren Studien zur BU-Stabilität in den Jahren 2010, 2015 und 2016 den Markt bereits unter die Lupe genommen. Ausgehend von diesem Konzept wurde dann die Neuauflage des BU-Stabilitätsratings von map-report erstellt, das in diesem Jahr in die zweite Runde geht. Die Analysten möchten Vermittlern und Kunden damit zeigen, welche Versicherer für langfristig verlässliche Konditionen und damit für Zukunftsfähigkeit stehen. Das BU-Stabilitätsrating soll einen differenzierten Einblick in die Leistungsfähigkeit der untersuchten BU-Versicherer liefern.
Sechs Versicherer mit Höchtsnote
Im Rahmen des aktuellen BU-Stabilitätsratings konnten an 27 Versicherer nur Teilbewertungen vergeben werden, weil wesentliche Daten nicht verfügbar waren. 27 weitere Gesellschaften erhielten eine Gesamtbewertung. Davon erreichten sechs Anbieter einen Platz in der Spitzengruppe und wurden mit der Höchstnote mmm+ ausgezeichnet. Es sind LV 1871 (86,7% Zielerfüllung), Allianz (84,2%, Swiss Life (82,3%), Hannoversche (82,2%), Continentale (81,3%) und VOLKSWOHL BUND (80,6%). Acht Versicherer erhalten die Bewertung mmm, 9 bekommen mm und vier können nur mit m ausgezeichnet werden.
Die dem Rating zugrunde liegenden Kriterien bilden laut map-report die wesentlichen Einflussfaktoren für nachhaltigen Erfolg im BU-Geschäft ab. Es handelt sich um die Kriterien Beitrag (Kalkulation, Dynamik und Scoring), Stabilität (Konstanz der Überschüsse und Schadenquote) sowie Finanzstärke (Durchschnitt der Unternehmenskennzahlen von 2015 bis 2019).
Zu den einzelnen Untersuchungskriterien führen die Analysten aus, dass sich im Rahmen des anhalten Niedrigzinsniveaus beinahe alle Versicherer vom aktiven Verkauf klassischer Garantieprodukte der dritten Schicht verabschiedet und das Biometrie-Segment vermehrt in den Fokus gerückt hätten. Der zunehmende Wettbewerb habe dabei den Preiskampf noch zusätzlich forciert. Die Beitragskalkulation der BU-Versicherer sei für das Jahr 2021 in verschiedenen Berufsgruppen mit erwartungsgemäßen Ergebnissen untersucht worden. Die jeweilige Durchschnittsprämie des Marktes werde von einigen Anbietern um bis zu 30% unterschritten, einige wenige Ausnahmewerte lägen sogar noch darunter. Dies sei in einem wettbewerbsgeprägten, stark ausdifferenzierten Markt nur schwer mit einer strengen Risikoselektion zu rechtfertigen. Es zeigten sich deutliche Tendenzen einer Unterkalkulation, so die Analysten.
Immer größere Anzahl an Berufsgruppen führt zu negativer Entmischung
Die aggressive Preispolitik habe in den vergangenen Jahren bisweilen kuriose Blüten getrieben. So sorge die mit den Jahren immer stärker gestiegene Anzahl an Berufsgruppen beispielsweise für Wanderbewegungen von sogenannten guten Risiken, also Kunden, die noch gesund sind und bei einem Versichererwechsel Geld sparen können, zu den jeweils günstigen Angeboten. Dies führe zu einer negativen Entmischung der bestehenden Gewinnverbände und sorge damit für Druck auf die Überschussbeteiligung. Die immer breiter gefächerte Selektion in immer spezifischere Risikogruppen widerspreche nicht nur dem ursprünglichen Versicherungsgedanken, auch die anfängliche Freude über niedrige Prämien könne dadurch schnell ins Gegenteil umschlagen, wenn Überschüsse nicht mehr gehalten werden könnten.
Scoring-Model mit Tätigkeitsanteilen begünstigt Manipulationen
Neben der Gesundheitsprüfung bilde die Einschätzung des beruflichen Risikos eine tragende Säule der BU-Antragsprüfung, so die Analysten im BU-Stabilitätsrating. Um noch feiner differenzieren und damit noch günstiger anbieten zu können, nutzten Versicherer vielfach ein Scoring-Modell, das sich am Anteil der kaufmännischen bzw. körperlichen Tätigkeit und manchmal auch der Reisetätigkeit oder Führungsverantwortung orientiere. Fragen nach Tätigkeitsanteilen seien aber ein Einfallstor für Manipulationen, die später nicht einfach festzustellen oder zu sanktionieren seien. Außerdem brächten sie das Risiko mit sich, dass der Beitrag dann unter der Bedarfsprämie bleibe. „Es ist leicht nachvollziehbar, dass Angaben ‚optimiert‘ werden, um eine möglichst günstige Einstufung zu erlangen. Da diese Einstufungssysteme leicht durchschaubar sind kommt es einseitig zu Einstufungen, die gegen das System spekulieren. Die falschen Einstufungen gleichen sich dabei nicht aus, sondern gehen regelmäßig gegen die kalkulierte Risikoverteilung im Versicherungskollektiv“, weiß Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter der Franke und Bornberg Research GmbH, aus vielen Gesprächen mit Vermittlern.
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