Die aktuelle Pandemie stellt das Geschäft von Finanzvermittlern vor neue Herausforderungen. Im Zuge umfangreicher Beschränkungen ist der persönliche Kontakt weggefallen oder findet nur begrenzt statt. Erforderliche Beratungsgespräche werden seitdem vorwiegend per Video-Call aus dem Home-Office geführt. Doch nicht nur die Kommunikationsformen haben sich in den vergangen zwei Jahren drastisch verändert. So resultieren aus der Krise im letzten Jahr auch weniger Neugründungen kleiner Unternehmen. Grund ist, dass sich weniger Menschen in dieser unsicheren Zeit in die Selbstständigkeit wagten: Laut Destatis sank die Zahl der Neugründungen kleiner Unternehmen vom ersten bis dritten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorkrisenzeitraum um 21,2%.
KMU beklagen schwierigen Kreditzugang
Tatsache ist jedoch, dass nicht erst die aktuelle Gesundheitskrise das Geschäft von Finanzvermittlern verändert hat. Weil sich seit geraumer Zeit durch die Basel III- und IV-Regulierung der Druck auf die Banken erhöht hat, werden diese bei der Kreditvergabe immer vorsichtiger. Und das spüren auch die Vermittler. Dass es dabei vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind, die unter dieser Entwicklung leiden, zeigt die KfW-Unternehmensbefragung 2021. So bezeichneten 26,5% der Befragten den Zugang zu Bankkrediten als schwierig. Dabei gilt: Je kleiner der Betrieb, desto größer die Schwierigkeiten. Im Segment der Kleinstunternehmen mit bis zu 1 Mio. Euro Jahresumsatz berichtet mit 35% mehr als jedes dritte Unternehmen von einem schwierigen Kreditzugang. Vor allem bei Finanzierungen zwischen 100.000 Euro und 1 Mio. Euro klafft eine Finanzierungslücke auf, die den deutschen Mittelstand belastet. Als Ursache für die Verschlechterung des Finanzierungsklimas nennt die Befragung gestiegene Anforderungen an die Offenlegung von Geschäftszahlen und -strategien (36,9%) sowie die Dokumentation des Vorhabens (36,7%). An dritter und vierter Stelle werden höhere geforderte Sicherheiten (29,8%) und eine gestiegene Bearbeitungsdauer (23,4%) genannt. Nur 10,6% gaben damals einen Anstieg der Zinsen als Grund für Finanzierungsschwierigkeiten an.
Wenn Banken folglich den Fokus stärker auf größere Finanzierungen legen, stellt sich natürlich die Frage: Woher beziehen KMU jetzt und auch in Zukunft ihr Fremdkapital?
Digitalisierung als Chance
Hier profitieren KMU ganz klar von der Digitalisierung. Denn schon seit geraumer Zeit befindet sich der Kreditmarkt im Wandel. Neue Technologien, Produkte und Wettbewerber bieten kreditsuchenden Unternehmen neue Wege zur Finanzierung. Oftmals punkten diese digitalen Anbieter, die FinTechs, mit schnelleren, unbürokratischeren und damit unkomplizierteren Prozessen. Statt wochenlang auf die Hausbank zu warten, erhalten Mittelständler sofort ein Kreditangebot. Das erhöht die Planbarkeit auf Unternehmensseite enorm.
Unterschiedliche Finanzierungsquellen verfügbar
Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Kreditplattformen oftmals auf verschiedene Finanzierungsquellen zurückgreifen. Dadurch sind sie wesentlich flexibler als die meisten Banken. Deswegen sind viele Unternehmen in speziellen Phasen tatsächlich finanzierungsfähig, auch wenn die Hausbank von einer Kreditvergabe absieht. Bei KMU-Kreditplattformen erfolgt die Kreditvergabe beispielsweise in Zusammenarbeit mit Partnerbanken. Denn natürlich steuern auch Banken mittlerweile gegen und arbeiten mit FinTechs zusammen, sei es bei der Vermittlung oder um ihre eigenen KMU-Kreditprozesse zu digitalisieren. Die digitalen Anbieter nutzen bei der KMU-Finanzierung aber auch andere Möglichkeiten wie etwa Private-Debt-Fonds mit sogenannten Direct-Lending-Strategien.
FinTechs als fester Bestandteil im Finanzierungsportfolio
Für unabhängige Finanzvermittler stellen KMU-Kreditplattformen eine sinnvolle und zuverlässige Ergänzung im bestehenden Finanzierungsportfolio dar. Denn diese erleichtern ihnen die Arbeit. Durch digitale Prozesse kann der Kreditantrag komplett online gestellt werden. Das spart Zeit und macht das Tagesgeschäft effizienter. Anders als eine Bank bieten sie teilweise auch Finanzierungen ohne Sicherheiten, da sie stärker auf das Geschäftsmodell, die Ertragslage und die Zukunftsaussichten achten. Wenn alle Kriterien erfüllt werden, erhält der Antragsteller umgehend ein Angebot – ohne Anfahrtswege oder langwierige Gespräche. Das macht es sowohl für die Kunden als auch die Berater leichter.
Über die Autoren
Patrick Stäuble ist Gründer und Geschäftsführer des Schweizer Technologieunternehmens Teylor. Über die Teylor-Plattform erhalten KMU Zugang zu Kapital – unter anderem vom eigene Kreditfonds von Teylor. Zudem können Finanzinstitute mit den Softwaremodulen des Technologieunternehmens digitale Kreditprodukte entwickeln, vermarkten und skalieren. Diese lassen sich an die Anforderungen jedes Finanzinstituts und Kreditprodukts anpassen. Kreditgeber können einzelne Module in bestehende Prozesse und Technologien integrieren oder von Grund auf komplett neue digitale Prozesse entwerfen. Banken in ganz Europa nutzen die Teylor-Software, um Kreditprozesse zu automatisieren, Produkte zu digitalisieren und Prozesskosten zu reduzieren.
Stefan Lang ist Gründer und Inhaber der Unternehmensberatung Stefan Lang. Der Berater bietet KMU individuelle – auch bankenunabhängige – Finanzierungslösungen in allen Lebenslagen des Unternehmens. Seine Dienstleistung beginnt oftmals bereits vor der Gründung eines Unternehmens und führt über die Begleitung bei anstehenden Projekten bis hin zu Unternehmenssanierungen und Nachfolgelösungen.
Bild: © Alexander Limbach – stock.adobe.com
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