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8. Juli 2024
Selbstständige in Rente: deutliche finanzielle Einschränkungen

Selbstständige in Rente: deutliche finanzielle Einschränkungen

Knapp die Hälfte der ehemals Selbstständigen muss im Ruhestand starke finanzielle Abstriche machen, wie eine HDI-Studie feststellt. Ein Drittel der ehemaligen Selbstständigen bekommt weniger als 700 Euro Rente. Neben Selbstständigen sind Frauen im Rentenalter klar im finanziellen Nachteil.

Eine repräsentative Befragung im Auftrag von HDI Deutschland unter deutschen Rentnerinnen und Rentnern zwischen 63 und 70 Jahren macht teils erhebliche Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen deutlich. 81% aller Befragten können sich demnach insgesamt weniger leisten als gedacht. 45% der Selbstständigen, 39% der Angestellten und 19% der Beamten können ihren bisherigen Lebensstandard gar nicht halten.

Selbstständige im Ruhestand: erhebliche finanzielle Einschränkungen

Demnach müssen sich 45% der Selbstständigen im Ruhestand erheblich finanziell einschränken. Für sie wird es damit äußerst schwierig, den Lebensstandard zu halten. So müssen unter den ehemals Selbstständigen 33% trotz oftmals späterem Rentenantritt mit einer Nettorente von unter 700 Euro zurechtkommen. Bei den Angestellten sind es laut HDI-Studie 9%, bei den Beamten 4%.

„Das hätte ich in dieser Deutlichkeit nicht erwartet“

Fabian von Löbbecke, im Vorstand der HDI Lebensversicherung AG verantwortlich für den Bereich Neugeschäft Leben und betriebliche Altersversorgung, sagt: „Selbstständige stehen in der Rente mit Abstand am schlechtesten da. Aber auch Angestellte schöpfen ihre Vorsorgemöglichkeiten nicht ausreichend aus und müssen im Ruhestand auf vieles verzichten. Das hätte ich in dieser Deutlichkeit nicht erwartet. Es zeigt uns, wie nötig es ist, sich rechtzeitig mit der eigenen Rentensituation zu beschäftigen und geeignete Vorsorgemaßnahmen zu treffen, um dem Ruhestand gelassener entgegenzublicken.“

An das frühere „Ich“: Mehr vorsorgen!

Insgesamt würde eine deutliche Mehrheit von 61% rückblickend mehr in die private Altersvorsorge stecken, 32% sogar deutlich mehr. Diese Meinung spiegelt sich auch in den Antworten der befragten ehemals Selbstständigen wider. Hier würden sogar 67% mehr vorsorgen und 44% deutlich mehr. 63% der ehemals Angestellten würden das ebenfalls tun, und 32% würden deutlich mehr vorsorgen. Bei den Beamten würden lediglich 46% mehr vorsorgen, 16% deutlich mehr.

Dem früheren „Ich“ würden 40% der ehemals Selbstständigen einen frühzeitigen Abschluss von Lebens- oder Rentenversicherungen empfehlen. Es folgen mit 37% die Angestellten und mit 29% die Beamten. Mehr Investitionen in Wertpapiere wie Aktien und Fonds würden 43% der Beamten, 37% der Selbstständigen und 23% der Angestellten stecken.

44% der Rentnerinnen können Lebensstandard nicht halten

Im Vergleich zeigt sich zudem, dass 44% der Rentnerinnen ihren Lebensstandard gar nicht halten können. Bei den männlichen Rentnern sind es 34%. Auch der Anteil derjenigen, die nicht privat fürs Alter vorgesorgt haben, liegt bei den Frauen mit 67% noch einmal höher als bei den Männern mit 61%. Im Durchschnitt bekommen die befragten Frauen ca. 1.170 Euro – deutlich weniger als Männer, die 1.450 Euro erhalten. 27% der Frauen waren im Laufe ihres Erwerbslebens mehr als fünf Jahre alleinerziehend. Bei den Männern trifft dies auf lediglich 3% der Männer zu. Außerdem waren 22% der befragten Rentnerinnen aufgrund der Kindererziehung mehr als fünf Jahre ihres Lebens nicht erwerbstätig. Bei den befragten Männern, die heute Rentner sind, nur 1%.

„Es ist erschreckend, schwarz auf weiß zu sehen, wie schlecht insbesondere Frauen im Ruhestand finanziell dastehen“, so Holm Diez, im Vorstand von HDI Deutschland und für das Ressort Bancassurance verantwortlich.

Pessimistischer Blick in die finanzielle Zukunft

Die Hälfte der Befragten glaubt, dass sie den jetzigen Lebensstand in Zukunft noch weiter einschränken müssen. Dieser ist gegenüber dem Erwerbsleben allerdings ohnehin schon oft reduziert. Besonders pessimistisch sehen in diesem Zusammenhang Frauen (53%) und Selbstständige (54%) ihre Zukunft. Bei den Männern gehen 48% von einem schlechteren zukünftigen Lebensstandard aus, bei den Angestellten sind es 52%. Die Beamten liegen bei lediglich 28%.

Über die HDI Rentner-Studie

Die HDI Rentner-Studie wurde in Kooperation mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland durchgeführt. Dafür wurden im Februar 2024 insgesamt 1.053 Rentnerinnen und Rentnern zwischen 63 und 70 Jahren befragt. Die Mehrheit aller Befragten (58%) ist zwischen 63 und 65 Jahren in Rente gegangen. (lg)

Bild: © Goran – stock.adobe.com